„Schulsozialarbeit ist ein wichtiges Bindeglied zwischen SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern und allen Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. In Imst ist sie bereits nicht mehr wegzudenken“, stellt Karin Hüttemann, Geschäftsführerin der Tiroler Kinderschutz GmbH fest. Seit Wintersemester 2008/2009 arbeiten an den Imster Pflichtschulen zwei SchulsozialarbeiterInnen und sind dort AnsprechpartnerInnen für rund 1.000 SchülerInnen, sowie deren LehrerInnen und ihre Erziehungsberechtigten.
Die Beratungszahlen sprechen für die Notwendigkeit dieser Einrichtung, die tirolweit installiert werden soll. Die Evaluationen sowie die aktuelle Statistik belegen, dass im vergangenen Schuljahr über 500 Beratungen durchgeführt wurden und rund 30% aller SchülerInnen das Angebot angenommen haben.
Unter dem Motto „offen – freiwillig – vertraulich“ bieten Mag.a (FH) Christina Steixner und Mag. (FH) Philipp Bechter Beratung bei Konflikten im Klassenverband oder in der jeweiligen Peergroup, bei Mobbing bis hin zu selbst verletzendem Verhalten, häuslicher und sexueller Gewalt und Delinquenz an. Oft kommen die SchülerInnen auch bezüglich einer Rechtsauskunft oder wegen Fragen zur Sexualität auf die Schulsozialarbeit zu.
So manche Fragestellung erreicht uns auch online – per M@il oder Onlineportale wie Facebook oder Netlog, wo wir als „SchuSo Imst“ vertreten sind.
Auch Lehrer und Lehrerinnen nutzen das Beratungsangebot der beiden „Externen“, wenn sie sich um ihre SchülerInnen oder Klassen sorgen. Verhaltensauffälligkeiten werden dann gemeinsam reflektiert und diesen nachgegangen. Bei den Beratungen von Eltern und Erziehungsberechtigten geht es meistens um Fragen in der Erziehung und / oder Leistungsverweigerung. „Oft haben wir hier eine Vermittlerrolle – so werden SchülerInnen, LehrerInnen und Erziehungsberechtigte auch an den lokalen Beratungslehrer, die Erziehungsberatung, den Kinderschutz, die Juwo, die Mannsbilder und Neustart weitervermittelt“, so Steixner und Bechter.
Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich der Schulsozialarbeit Imst ist die Präventionsarbeit – dabei wird mit jeder Klasse mindestens zweimal pro Schuljahr zu Themen wie „Kinder haben Rechte!“, „Verrückt – Frauenpower und Männersachen!“, „Ausgemobbt!“, „Jugendschutzgesetz“, „sicher online?!“, „safer sex?!“ und „Suchtprävention“ gearbeitet.
Oft werden die beiden ausgebildeten SozialarbeiterInnen von den SchülerInnen, LehrerInnen und / oder Erziehungsberechtigten aus aktuellem Anlass in eine Klasse gebeten – die sogenannten Klasseninterventionen drehen sich dann um Themen wie Mobbing, die Klassengemeinschaft, die Kommunikation sowie der Umgang miteinander.
Eines steht fest, die Imster SchülerInnen wollen auf ihre beiden SchulsozialarbeiterInnen, Christina Steixner und Philipp Bechter, nicht mehr verzichten – eben so wenig die DirektorInnen und der dazugehörende Lehrkörper!
„Schulsozialarbeit nach dem Imster Modell ist ein Erfolgskonzept, das in ganz Tirol und in allen Schulen umgesetzt werden soll“, ist sich GF Karin Hüttemann sicher. Es gibt keine Konkurrenz zu Lehrenden, wie sie von manchen gern herbeigeredet wird. Ganz im Gegenteil, wenn soziale Konflikte und Probleme erkannt und gelöst werden, kann der Bildungsauftrag der Schule erst erfüllt werden. Unser Ziel ist das gemeinsame Miteinander zum Wohle der Kinder, damit Bildung für alle möglich wird und dort rechtzeitig geholfen werden kann, wo Hilfe notwendig ist. „Wir ziehen mit den Schulen an einem Strang zum Wohle der Kinder“, so GF Karin Hüttemann abschließend.
Leserbrief zum Artikel: Schulsozialarbeit am Prüfstand
In der TT-Ausgabe vom 28.8. wird Landesschulratspräsident Hans Lintner zitiert, dass er sich skeptisch gegenüber der Einführung der Schulsozialarbeit an den Schulen zeigt und dies erst prüfen wolle.
Es gibt seit Herbst 2008 durch das Engagement und die Zusammenarbeit vieler (politisch) Verantwortlicher aus dem Schul- und Sozialbereich (u.a. LR Gschwentner, LR Reheis, LSI Wöll, BSI Eiterer) bereits ein sehr gut funktionierendes Angebot der Schulsozialarbeit in Imst, welches bereits ausführlich wissenschaftlich evaluiert wurde. Dabei zeigt sich eine große Zufriedenheit der SchülerInnen, LehrerInnen und auch der Eltern mit diesem Angebot. Aus der Evaluierung der Schulsozialarbeit an den Imster Hauptschulen wird deutlich, dass LehrerInnen das Know-How der SozialarbeiterInnen sehr schätzen und die Zusammenarbeit sowohl mit den LehrerInnen und den BeratungslehrerInnen als auch mit den Eltern hervorragend funktioniert. Im Sinne einer gewünschten Selbstbestimmung von SchülerInnen (die der Landesschulratspräsident fordert) ist es wichtig, dass Hilfsangebote für SchülerInnen in ihrem Lebensraum Schule niederschwellig angesiedelt sind. Die SchülerInnen haben (leider) vielfältige Probleme, welche oft durch die LehrerInnen und Eltern nicht allein zu lösen sind (Mobbing, Familienprobleme, Schulische Probleme, Suchtverhalten, Delinquenz, …) Die SchülerInnen nehmen deshalb dieses freiwillige Angebot der Beratung und der präventiven Arbeit sehr gerne an. Die hohe Zahl der SchülerInnen, die selbstbestimmt oder über Vermittlung der Lehrpersonen die Beratung aufsucht, spricht dabei für sich. Auch die LehrerInnen sehen das Angebot sehr positiv und weisen in der Evaluierung auf den Bedarf an Unterstützung durch die Schulsoziarbeit und auf unterschiedliche Rollen, Aufgaben und Ausbildungen von LehrerInnen und SozialarbeiterInnen hin. Insofern ist es notwendig, für unsere Kinder ein optimales Angebot zu stellen. Die Angst vor Separierung einzelner SchülerInnen die Probleme haben, wie sie im Artikel benannt wird), ist unbegründet, weil die SchülerInnen merken, dass ihre Probleme mit fachlicher Hilfe gelöst werden können – diese Chance sollten alle Kinder haben. Damit wird das Aufsuchen von professioneller Hilfe in der Beratung zu einer wesentlichen Lebenserfahrung für SchülerInnen. SchülerInnen und LehrerInnen wünschen sich eine Fortführung des Angebots, sie wollen mit diesen Problemen nicht mehr alleingelassen werden.
Mag.a Michaela Pichler,
MCI Innsbruck; Psychologin, Sozialarbeiterin, Psychotherapeutin;
Evaluation der Schulsozialarbeit Imst