V. li. Bernhard Trummer-Kaufmann, Angela Federspiel, Gerhard Reheis, Erika Wander, Karin Hüttemann.
In Fällen häuslicher Gewalt können sich betroffene Frauen an das Gewaltschutzzentrum Tirol wenden und den fast ausnahmslos männlichen Tätern steht ein Anti-Gewalt-Training offen. Unberücksichtigt blieben bisher Kinder, die Zeugen dieser Gewalt wurden. „Ab 10. Mai steht diesen Mädchen und Buben eine therapeutische Kindergruppe zur Verfügung, die kostenlos in Anspruch genommen werden kann“, kündigte Soziallandesrat Gerhard Reheis heute an. Durch die Zusammenarbeit der Staatsanwaltschaft Innsbruck mit dem Gewaltschutzzentrum Tirol, dem Verein Neustart und dem Tiroler Kinderschutz wurde dieses neue Angebot entwickelt, das von häuslicher Gewalt betroffene Kinder unterstützt und stärkt.
„Bisher hat es keine Hilfe für Kinder mit solchen Gewalterfahrungen gegeben, die später selbst Täter werden könnten“, sagte die Innsbrucker Staatsanwältin Erika Wander. „Uns sind im vergangenen Jahr 780 betroffene Kinder in Tirol bekannt, die daheim gefährliche Drohung, Körperverletzung oder sogar Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch miterlebt haben“, berichtete Angela Federspiel vom Gewaltschutzzentrum. „Von vielen Klienten wissen wir, dass sie ihre als Kind gemachten Gewalterfahrungen im Erwachsenenalter als Täter wiederholen“, ergänzte Bernhard Trummer-Kaufmann vom Verein Neustart. „Diese Opferschutzarbeit funktioniert nur im Netzwerk, wenn wir jeweils unsere Klienten auf dieses neue Angebot hinweisen“, sind sich alle beteiligten Organisationen einig.
„Die therapeutische Kindergruppe wird am 10. Mai 2011 vorerst im Kinderschutzzentrum Innsbruck in der Museumsstraße 11 ihre Arbeit aufnehmen, im heurigen Herbst soll noch eine weitere Gruppe in Imst folgen“, kündigt Karin Hüttemann vom Kinderschutz Tirol an. Auch eine direkte Anmeldung ist dort möglich. Jeden Tag findet in Tirol durchschnittlich eine polizeiliche Wegweisung gewalttätiger Personen verbunden mit einem Betretungsverbot statt. „Mit dem neuen Angebot schließen wir eine wichtige Lücke im Opferschutz und verhindern, dass häusliche Gewalt Kinder zu Tätern im Erwachsenenalter verwandelt“, so LR Reheis.