Das Jahr 2019 startete für die Tiroler Kinder und Jugend GmbH mit neuer Führung: Unter der Ägide von Petra Sansone, Expertin in den Bereichen Krisenmanagement, Gewaltprävention und Psychotraumatologie, wurde der Prozess der Weiterentwicklung des Angebots und des Konzepts der Tiroler Kinder und Jugend GmbH vorangetrieben.
Nicht nur an der Spitze, sondern auch in den jeweiligen Fachbereichen kam es 2019 zu wesentlichen Veränderungen. So wurde mit dem Fachbereich fleX (Beratung, Begleitung, Wohnen) eine neue Säule unter der Leitung von Manfred Bitschnau eingerichtet, die das Angebot der Krisenwohngruppe für Kinder und Jugendlich umfasst. Auch der Fachbereich Kinderschutz steht mit Astrid Lanza unter neuer Leitung. Dort wird die individuelle Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit Gewalterfahrungen, sowie deren Bezugssystemen geleistet, die auch regional und niederschwellig in Anspruch genommen werden kann.
Die Schulsozialarbeit stand 2019 ganz im Zeichen des Angebotsausbaus. Zusätzliche Schulstandorte kamen hinzu und das Gewaltpräventionsprojekt „Bärenstark“ für Volksschulen wurde in den Fachbereich integriert und ausgeweitet. Dieses hat sich bereits als Marke etabliert und erfreut sich regen Interesses.
Mit dem Kinderschutz, der Schulsozialarbeit und der Krisen-WG Turntable deckt die Tiroler Kinder und Jugend GmbH damit wichtige Präventions-, Beratungs- und Begleitungsaufgaben zum Schutz von Kindern und Jugendlichen ab. Als zuständiges Regierungsmitglied für Kinder- und Jugendhilfe ist es mir ein wesentliches Anliegen, dass der Gewalt- und Opferschutz gut aufgestellt ist. Gleichzeitig darf aber auch die Gewaltprävention nicht vernachlässigt werden – jeder Akt der Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, der verhindert werden kann, scheint zwar in keiner Statistik auf, ist aber gesamtgesellschaftlich von zentraler Bedeutung.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tiroler Kinder und Jugend GmbH für ihre wichtige und wertvolle Arbeit, die sie für die besonders schützenswerten und gleichzeitig wertvollsten Mitglieder unserer Gesellschaft – den Kindern und Jugendlichen –Tag für Tag leisten. Hierfür braucht es viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Dafür wünsche ich dem Team rund um Petra Sansone weiterhin viel Kraft und Erfolg beim Erfüllen ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit.
DIin Gabriele Fischer
Landesrätin für
Kinder- und Jugendhilfe
Woran erkenne ich, dass wir unsere Arbeit gut machen?
Das war eine der vielen Fragen, die mir bei meinem Hearing gestellt wurde. Eine schwierige Frage, wie ich finde. Womöglich letzten Endes daran, dass unsere Gesellschaft Organisationen wie die Tiroler Kinder und Jugend GmbH erst gar nicht benötigt? Wohl ein illusorischer Ansatz.
Am Weg zu dieser Gesellschaft erkenne ich es am Vertrauen, das uns entgegengebracht wird: von der Soziallandesrätin Frau Gabriele Fischer und der Bildungslandesrätin Frau Beate Palfrader, von den Mitarbeiter*innen der Kinder- und Jugendhilfe, von all unseren wichtigen System- und Kooperationspartner*innen, was sich in guter Zusammenarbeit zeigt und in neuen Aufträgen und steigenden Zahlen niederschlägt. Vielen Dank dafür!
Ich erkenne es an der Offenheit, die uns Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen in schwierigsten Situationen entgegenbringen, dem Mut, den sie fassen, sich um Hilfe und um Unterstützung an uns zu wenden, was in den Statistiken Niederschlag findet. Danke für dieses Vertrauen, das nicht selbstverständlich ist!
Ich erkenne es an unserem guten Arbeitsklima, dem Teamgeist, dem großen Engagement jedes_jeder einzelnen Mitarbeiter_in und der Bereitschaft aller, sich so richtig ins Zeug zu legen und voran zu gehen.
Danke!
Für mich ist es eine Freude, an diversen Teamtreffen teilzunehmen und zu spüren, wieviel Herzblut in die Arbeit gesteckt wird und wie groß das Anliegen ist, die Sache zum Wohle der Kinder und Jugendlichen gut zu machen: im Fachbereich Kinderschutz Tirol: in den fünf Kinderschutzzentren und den Kindergruppen, im Fachbereich Soziale Arbeit und Schule: in der SCHUSO – Schulsozialarbeit und der Gewaltprävention, im Fachbereich fleX – Beratung Begleitung Wohnen: in der Turntable WG und im Verwaltungsteam.
Das Engagement und – bei aller Schwere der Themen – die Freude am Tun ist auch in den Beiträgen zu finden: in diesem Sinne wünsche ich ein kurzweiliges Lesen unseres Jahresberichts!
Dr.in Petra Sansone
Geschäftsführerin Tiroler Kinder
und Jugend GmbH
Das Wachstum der Tiroler Kinder und Jugend GmbH, Prävention Beratung Begleitung Schutz, der letzten Jahre und die veränderte und erweiterte Angebotslandschaft hat die Organisation vor große Herausforderungen gestellt. Eine der Veränderungen im Jahr 2019 war die Zusammenführung der vier Säulen in drei Fachbereiche und die Integration von Projekten.
Diese drei Fachbereiche der GmbH haben gemeinsam, dass sie das Wohl der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt rücken, nähern sich jedoch von unterschiedlichen Gesichtspunkten, mit verschiedenen Aufgabengebieten und Schwerpunkten.
Wir unterstützen Kinder, Jugendliche und deren Bezugssysteme somit durch den Betrieb von Beratungs-, Schutz- und Betreuungseinrichtungen im Kinderschutz Tirol mit den Kinderschutzzentren in Innsbruck, Imst, Lienz, Wörgl und Reutte. Zusätzlich bieten wir therapeutische Kindergruppen an. Der Kinderschutz Tirol wird geleitet von Frau Mag.a Astrid Lanza.
Der Fachbereich Soziale Arbeit und Schule beheimatet unter der Leitung von Herrn Mag. (FH) Philipp Bechter die SCHUSO-Schulsozialarbeit, zusätzlich ist das Angebot der Gewaltprävention an Schulen hier verankert.
Im neu geschaffenen Fachbereich fleX – Beratung Begleitung Wohnen sind die Kriseneinrichtung für Kinder und Jugendliche mit der Turntable WG Kufstein, sowie die Mitarbeiter*innen (in AKÜ) der Kurzzeitwohngemeinschaft neMo in Schwaz angesiedelt. 2020 wird diese Säule unter Fachbereichsleiter Herrn MMag. Manfred Bitschnau weiter ausgebaut werden.
Im November treffen sich erstmalig alle Mitarbeiter*innen der drei Fachbereiche zu einer gemeinsamen Klausur.
Nach Begrüßungsworten von Frau LRin Gabriele Fischer, Frau Dr.in Anna Pontiller als Aufsichtsratsvorsitzende und Frau Mag.a Silvia Rass-Schell, Leiterin der Abt. Kinder und Jugendhilfe gibt Frau GFin Petra Sansone einen Überblick über die Organisationsstruktur der GmbH und stellt die einzelnen Gremien vor.
Im Anschluss daran heißt es Bühne frei für Vertreter*innen aller Fachbereiche, die die Gelegenheit gerne nutzen, ihre Aufgabenbereiche den Kolleg*innen näher zu bringen und einen Einblick in die Schwerpunkte der täglichen Arbeit geben. Nach einer Mittagspause geht es weiter mit einem Fachvortrag von Frau Dr.in Sansone zum Thema „Spannungsfeld Autonomie und Bindung“, einem Thema, das in allen Fachbereichen zentrale Bedeutung hat, weisen doch Kinder und Jugendliche mit großen individuellen Belastungen Bindungsunsicherheiten auf, die mittels Transmission der Bindungen auch auf erwachsene Bezugspersonen übertragen werden.
Im Anschluss an den Impulsvortrag erfolgt die Auseinandersetzung mit dem Thema dazu an „Kaffeetischen“. Gerade auch durch die Durchmischung der unterschiedlichen Fachmitarbeiter*innen findet ein bereichernder und spannender Austausch statt. Die Präsentationen der wichtigsten Erkenntnisse runden diesen Teil ab. Die humorvoll aufbereitete Zusammenfassung der Klausur von Kabarettist Ingo Vogl beendet einen erfolgreichen und kurzweiligen Arbeitstag.
Die Mitarbeiter*innen strömen nun in den Innenhof und läuten bei einem Heißgetränk den geselligen Teil des Abends ein, während der Saal weihnachtlich verzaubert wird. Nach der ersten kleinen Stärkung ist nochmals Ingo Vogl an der Reihe, der uns gekonnt mit einer perfekten Mischung aus Humor und Denkanstößen zum Thema Gesundheit begeistert.
Mit musikalischer Untermalung setzen wir das ausgezeichnete Weihnachtsessen fort und beschließen zu später Stunde gut gelaunt diesen erfolgreichen und gelungenen Tag.
Seit 01.10.2019 habe ich die Aufgabe als neue Fachbereichsleitung für Kinderschutz in Tirol übernommen, und darf als solche einen kurzen Einblick in die Tätigkeiten 2019 geben.
Das Jahr 2019 hat durch den Wechsel in der Geschäftsführung als auch in der Fachbereichsleitung eine intensive Auseinandersetzung mit strukturellen Aufgabenstellungen mit sich gebracht, und ich kann auf einen durchaus dynamischen Einstieg in meine neue Funktion in den ersten Monaten zurückblicken. Als neue Fachbereichsleitung im Kinderschutz Tirol konnte ich von meinem Vorgänger ein fachlich erfahrenes, sympathisches und herausforderndes Team mit hoch engagierten Mitarbeiter*innen in den fünf Kinderschutzzentren in Imst, Innsbruck, Lienz, Wörgl und Reutte übernehmen.
Die Gewährleistung einer umfassenden Qualität als Facheinrichtung sehe ich als eine meiner zentralen Aufgaben als Fachbereichsleitung. Die Evaluierung und Anpassung struktureller Weichenstellungen an die vielfachen Anforderungen aller Interessensgruppen hat im Jahr 2019 viel Energie und Zeit in Anspruch genommen – mit dem Ziel, bestmögliche Rahmenbedingungen für eine gute fachliche Arbeit zu erreichen. Die inhaltliche Arbeit in den Kinderschutzzentren vor Ort, die Weiterführung der Kindergruppen sowie die Durchführung von Polizeischulungen waren Schwerpunkte in der Arbeit im Kinderschutz Tirol.
Die Kinderschutzzentren erarbeiten ausgehend vom betroffenen Kind/ Jugendlichen Hilfsmaßnahmen, die einen Ausstieg aus der Gewaltsituation ermöglichen und vor weiteren Gewalterfahrungen schützen sollen.
Um wirksam helfen zu können, arbeiten wir eng und regelmäßig mit unseren Kooperationspartner*innen zusammen. Wir sind Ansprechpartner*innen für Kinder und Jugendliche, die sexuelle, körperliche und seelische Gewalt erlebt haben und unterstützen betroffene Bezugspersonen und professionelle Helfer*innen. Auch im Jahr 2019 konnten unsere 21 Fachmitarbeiter*innen in den Kinderschutzzentren in über 6000 Kontakten Unterstützung und Hilfe für unsere Zielgruppen bieten – vielen Dank für euren Einsatz!
Im Jahr 2019 fanden zudem fünf Polizeischulungen des Kinderschutz Tirol und des Kinderschutzzentrums Innsbruck in Kooperation mit dem Gewaltschutzzentrum, dem Frauenhaus und dem Kriseninterventionszentrum für Kinder und Jugendliche in Tirol zum Thema „Häusliche und sexuelle Gewalt an Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen“ statt, um das Verständnis für Gewalt- und Missbrauchsopfer zu erhöhen und die Kooperation mit der Polizei zu stärken.
Ziel dieses Projektes war einerseits, angehende Polizist*innen für den Gewaltschutz allgemein und den Kinderschutz im Speziellen zu sensibilisieren, und andererseits die Erarbeitung von Schulungsunterlagen mit Kooperationspartner*innen, um umfassend Gewaltschutz und Kinderschutz miteinander zu verknüpfen. Dieses Projekt, mit dem ca. 140 angehende Polizist*innen erreicht werden konnten, wurde zu einem Großteil durch eine Förderung des Bundeskanzleramtes im Rahmen der Plattform gegen die Gewalt in der Familie finanziert. Vielen Dank an Bianca Villunger, die das Projekt von Martin Schölzhorn übernommen und die Schulungen zu einem großen Teil durchgeführt hat und auch im Jahr 2020 weiterhin durchführen wird!
Es freut mich, dass wir im Herbst 2019 wieder mit Kindergruppen starten konnten – sie sind eine wichtige Ergänzung des Angebots in den Kinderschutzzentren.
Aufgrund von Subventionen des Landes Tirol, Abt. Soziales, und der Stadt Innsbruck ist es uns möglich, diese Gruppen weiterhin anzubieten. Herzlichen Dank an Natalie Knapp für die Koordination und allen Mitarbeiter*innen für den gelungenen Neustart.
Die folgenden Zahlen und Grafiken beziehen sich auf alle Kinderschutzzentren der Tiroler Kinder und Jugend GmbH mit den Standorten Innsbruck, Imst, Lienz, Wörgl und Reutte.
Mag.a Astrid Lanza,
Fachbereichsleitung Kinderschutz Tirol
2019 kontaktierten uns 2.007 Personen und suchten Hilfe und Unterstützung bei den Einrichtungen des Kinderschutzes. Davon waren 621 Kinder und Jugendliche. Es kam im Jahr 2019 zu 6.564 Beratungskontakten. Hierbei handelt es sich zum einen Teil um Beratungen, Psychotherapien oder Prozessbegleitungen für von Gewalt betroffene Kinder oder Jugendliche, die über längere Zeit regelmäßig in die Beratungsstellen kommen. Zum anderen Teil finden hier Beratungen von Bezugspersonen, sowie Profesionellen, will heißen, Pädagog*innen, Sozalarbeiter*innen, Kindergartenpädagog*innen, Lehrer*innen usw. die in Bezug auf Kinder und Jugendliche eine Gefährdung vermuten oder befürchten, statt. Wir unterstützen diese professionellen Helfer*innen gerne darin, gemeinsam eine Einschätzung zu treffen und eventuelle weitere Schritte zu planen.
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche erfordert intensive Beratungstätigkeiten mit den Betroffenen und ihrem familiären und sozialen Umfeld. Darum nehmen wir immer wieder an Helfer*innenkonferenzen teil oder leiten diese an. Nur so kann auch längerfristig Schutz und Hilfe für die von Gewalt betroffenen Kinder und Jugendlichen und die Unterstützung der Eltern/Erziehungsberechtigten gewährleistet werden. Dazu gehört häufig auch die Arbeit mit der Gewalt ausübenden Person innerhalb der Familie. Dabei bleibt unser Fokus immer auf den Bedürfnissen des betroffenen Mädchens oder Jungens.
Anzahl Klient*innen 2007
Beratungen/ Psychotherapien 6564
Von den insgesamt 621 Kindern und Jugendlichen, die in unseren Einrichtungen in Innsbruck, Imst, Lienz, Wörgl und Reutte zu Beratungen und Psychotherapien kamen oder das Angebot der psychosozialen Prozessbegleitung in Anspruch nahmen, waren 340 weiblich und 281 männlich. Dies entspricht einer prozentuellen Aufteilung von 61 % Mädchen und 39 % Burschen.
Klient*innen im Alter von
0 bis 6 Jahren: weiblich 214 männlich 6
7 bis 14 Jahren: weiblich 113 männlich 81
15 bis 19 Jahren: weiblich 213 männlich 194
gesamt 621
Wir sind in Tirol zentrale Anlaufstelle zum Thema Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, einschließlich des Verdachtes auf sexuelle Gewalt. Wir unterstützen jedoch alle Kinder und Jugendliche, die direkt oder indirekt Erfahrungen mit Gewalt (psychisch, physisch, sexualisiert, strukturell) machen mussten.
Erläuternd sei erwähnt, dass jeweils nur das Hauptthema, mit dem Kinder/Jugendliche zu uns kommen, in der Statistik abgebildet wird. Meist sind Kinder von mehreren Gewaltformen betroffen. Sexuelle Gewalt hat zusätzlich mit Zwang und psychischer Gewalt im Sinne des Machtmissbrauchs zu tun.
Beratungsinhalt | Beratungskontakte |
---|---|
Sexuelle Gewalt und Verdacht auf sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und gegen Frauen | 3478 |
Physische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und gegen Frauen | 1198 |
Psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und gegen Frauen | 769 |
Psychische Probleme | 395 |
Familiensystem / Scheidung / Trennung | 322 |
Psychosoziale Probleme | 282 |
Täterarbeit | 26 |
Vernachlässigung | 65 |
Sonstige Themen | 29 |
Gesamtsumme | 6564 |
Für uns ist es sehr wichtig, zu wissen, wie der Kontakt der Klient*innen zu unseren Einrichtungen hergestellt wurde. Ob dieser durch die Klient*innen selbst oder die Erziehungsberechtigten bzw. durch das private Umfeld erfolgte, oder ob der Kontakt durch Professionelle hergestellt wurde. So können wir auch gezielte Öffentlichkeitsarbeit leisten, um als Facheinrichtung erreichbar zu sein.
Kontakt durch das private Umfeld | Anzahl | Summe |
Klient*innen selbst | 233 | |
Erziehungsberechtige | 566 | |
Nachbar*innen | 4 | |
Verwandte | 50 | 853 |
Kontakt durch Professionelle | ||
BH / Jugendwohlfahrt | 30 | |
Sonstige Professionelle | 583 | |
Stationäre Einrichtungen | 69 | |
Schulpsychologie | 11 | |
Schule, Kindergarten | 85 | |
Ärzt*innen, Klinik | 15 | |
Gericht | 0 | 793 |
Ohne Angaben – Summe | 361 | |
Gesamtsumme | 2007 |
Unsere Einrichtungen bieten seit 2002 psychosoziale und juristische Prozessbegleitung an. Das bedeutet, dass wir Kinder und Jugendliche und deren Bezugspersonen bei polizeilichen Anzeigen während des Strafverfahrens unterstützen und begleiten. An unserer Seite haben wir Rechtsanwält*innen, die unsere Klient*innen bestmöglich vor Gericht vertreten, Akteneinsicht nehmen und im Vorfeld die oft schwierige juristische Materie den Kindern/ Jugendlichen und deren Eltern erklären.
Für die Familien entstehen so keine Anwalts- und Gerichtskosten und die Kinder und Jugendlichen sowie deren Bezugspersonen können möglichst schonend durch den meistens sehr belastenden Prozess eines Gerichtsverfahrens hindurchgehen.
Im Jahr 2019 waren dies insgesamt 144 Fälle. Davon wurden 42 Fälle aus den Vorjahren übernommen und 102 Prozessbegleitungen starteten 2019.
Es wurden 105 Kinder und Jugendliche und 39 Bezugspersonen betreut.
Mag.a Elke Luwitsch,
Leitung Controlling und Finanzen
Mädchen 70
Burschen 35
Bezugspersonen 39
Die Kindergruppen sind seit 2011 ein fixer Bestandteil der Säule Kinderschutz Tirol der Tiroler Kinder und Jugend GmbH. Das Angebot entstand als zusätzliche Unterstützung für Kinder im Alter von 6 – 11 Jahren, die Opfer und/oder Zeug*innen von häuslicher Gewalt waren und wo an eine mögliche Traumatisierung gedacht werden musste, bzw. in ersten Schritten versucht werden sollte, die Chronifizierung einer solchen Traumatisierung zu verhindern. Kinder mit Mobbingerfahrung finden hier ebenfalls einen Platz, um diese belastenden Erfahrungen zum Ausdruck zu bringen.
Die größte Ressource dieser Gruppe, die ein kostenloses und niederschwelliges Angebot darstellen, sind die weiteren Kinder dieser Gruppe. Diese bieten füreinander wertvolle Ressourcen an Verständigung und Verständnis, Beziehung und Reibung, Auseinandersetzung und Solidarität. Begleitet werden diese Gruppen von zwei Psychotherapeut*innen, die den sicheren Raum für diese Kontaktund Beziehungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen und die Gruppen spielerisch und kreativ anleiten und mitwirken. Ziel der Gruppen ist das Stärken von Ressourcen, das Erzeugen des Gefühls der Zugehörigkeit und das Erlernen und Erproben von alternativen Handlungsmöglichkeiten, sowohl in der Gruppe, als auch für jedes Kind einzeln.
Jede Gruppe bildet über 10 Termine eine in sich geschlossene Einheit, zu deren Beginn und Ende es Gespräche mit den relevanten Bezugspersonen gibt, um auch außerhalb der therapeutischen Gruppen an diesem sicheren inneren und äußeren Raum mitzugestalten, gegebenenfalls unterstützende Hilfsangebote mit installieren zu können. Dazu sind auch begleitete Gespräche etwa mit der Kinder- und Jugendhilfe möglich.
Nachdem Hannah Steinlechner, die das Konzept für die Gruppen von Anfang an maßgeblich mitentwickelt und über die Jahre hinweg mit wechselnden Co-Therapeut*innen diese Gruppen geleitet hatte, im Sommer 2019 die Tiroler Kinder und Jugend GmbH aus beruflichen Gründen verlassen hatte, nahmen wir dies als Anlass, im Herbst 2019 mit einem erweiterten Team das Konzept der Kindergruppen noch mehr in den Bereich „Kinderschutz“ zu integrieren.
Ab Winter 2019/2020 konnten wir zwei Kindergruppen beginnen, begleitet von einer weiblichen Psychotherapeutin und einem männlichen Psychotherapeuten, um noch besser auf den altersgemäßen Entwicklungsstand der Kinder eingehen zu können.
Mag.a Natalie Knapp, MSc
Die SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol wurde auch 2019 weiter ausgebaut – hinzu kamen die Volksschule Hermann Gmeiner Imst, die Neue Mittelschule Zirl, die Neue Mittelschule Völs, die Volksschule Pradl-Leitgeb 1, die Volksschule Kufstein Stadt, die Volksschule Kufstein Sparchen, die Volksschule Kufstein Zell, die Volksschule und die Neue Mittelschule Kundl sowie die Volksschule St. Johann in Tirol.
Ende 2019 waren somit insgesamt 41 SCHUSO – Schulsozialarbeiter*innen (ca. 30,5 Vollzeitäquivalente) an 42 Schulen (8 VS, 24 NMS, 1 ASO, 7 PTS & 1 HTL) tätig.
Ausbaubedingt wurde auch eine zusätzliche Stelle für die interne Kommunikation, das Qualitäts- sowie Innovationsmanagement geschaffen und besetzt.
Mag. (FH) Philipp Bechter,
Fachbereichsleitung
Mag.a (FH) Christina Steixner-Buisson,
Interne Koordination,
Innovations- & Qualitätsmanagement
Die SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol arbeitet nun bereits seit mehr als elf Jahren an Tiroler Schulen mit dem Ziel das Wohl der Kinder und Jugendlichen zu unterstützen, deren soziales Umfeld zu stärken und auch das Schulklima positiv zu gestalten. 1Die SCHUSO orientiert sich am Professionsverständnis der Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession, wie es im deutschsprachigen Raum vor allem von der Züricher Schule um Silvia Staub-Bernasconi formuliert wird. 2Aus diesem Zusammenhang lässt sich ableiten, dass sich die SCHUSO selbst einen Auftrag dahingehend erteilt, zentrale Kinderrechte an der Schule zu fördern und sicherzustellen.
Im Jahr 2019 feierten die Kinderrechte am 20. November ihr 30-jähriges Bestehen. Im Zuge dessen hat auch die SCHUSO sich der Bedeutung der Kinderrechte im Besonderen gewidmet. Ihre Tätigkeit findet hauptsächlich an Neuen Mittelschulen, Polytechnischen Schulen und mittlerweile, besonders durch den großangelegten Ausbau im Herbst 2019, an Volksschulen statt. 3Durch diese Präsenz im Pflichtschulbereich besteht für die Schulsozialarbeit die Möglichkeit alle Kinder und Jugendliche, die an einem der SCHUSO-Standorte die Schule besuchen, zu erreichen. Die Niederschwelligkeit des Angebotes wird durch die konkreten präventiven und intervenierenden Ansätze im Einzel-, Gruppen- und Klassensetting gewährleistet. Die SCHUSO ist mit den drei Grundsätzen der Freiwilligkeit4, der Offenheit5 und der Vertraulichkeit6 so ausgerichtet, dass Schüler*innen selbstbestimmt Beratungen zu allen Themenbereichen in Anspruch nehmen können.
Die Institution Schule ist um ein Vielfaches älter als die Kinderrechte und erfüllt eine gesellschaftliche Funktion, die nicht nur an den Interessen der Kinder als Individuen mit grundlegenden Bedürfnissen ausgerichtet ist. Das Schulorganisationsgesetz Österreich legt im §2 Artikel 1 fest, spezifische gesellschaftliche Werte zu vermitteln und die Kinder für das gesellschaftliche Leben „fit“ zu machen. Dies bedeutet auch, dass Schule einen disziplinierenden, einen Kontrollauftrag in Bezug auf die Kinder und Jugendlichen hat und dies auch in der Institutionslogik, in welcher die Pflichten oft entgegen den Rechten im Zentrum stehen, widergespiegelt wird. Dass die Integration der Kinderrechte in das bestehende Schulsystem ein Prozess ist, der andauert, zeigt auch die Bestrebung, dass die Kinderrechte nach 30-jährigem Bestehen erst noch nachhaltig in allen österreichischen Lehrplänen verankert werden sollen. 7Außerdem legt der ergänzende Bericht über die Rechte des Kindes des Netzwerk Kinderrechte Österreich unter anderem nahe, dass Kinderrechte in der Ausbildung von Pädagog*innen als Querschnittsmaterie eingebaut werden sollten. 8Schulsozialarbeit muss sich also bewusst machen, dass die Kinderrechte zwar ein grundlegender Pfeiler in der österreichischen Schulbildung sind, allerdings im institutionellen Diskurs nicht immer im Vordergrund stehen.
Im Rahmen der Einzelfallberatung bekommen Kinderrechte, wie beispielsweise das Recht auf körperliche Integrität, elterliche Fürsorge oder Gesundheit einen wichtigen Stellenwert, weil genau an dieser Stelle im Rahmen der Offenheit und Freiwilligkeit auf die konkreten Anliegen der Kinder eingegangen wird. Eine der ersten Präventionseinheit mit denen sich die SCHUSO in Klassen vorstellt, ist die der Kinderrechte, in der die wichtigsten Rechte des Kindes vorgestellt und diskutiert werden. Dabei wird auch die SCHUSO als Instanz präsentiert, die den Kindern bei Verletzungen ihrer Rechte zur Seite steht und sie dabei unterstützt diese einzufordern und sicherzustellen. Sowohl im Einzelberatungs- als auch im Klassensetting nimmt die SCHUSO also einen Auftrag zur Menschenrechtsbildung wahr, wodurch den Kindern überhaupt erst bestimmte Rechte bewusst gemacht werden. Gewalt muss nicht einfach ausgehalten werden, sondern Betroffene besitzen das Recht geschützt zu werden und sich Hilfe holen zu dürfen.
Herausforderungen entstehen besonders dann, wenn die Anliegen und damit Rechte der Kinder eng mit institutionellen Rahmenbedingungen verwoben sind. Findet eine strukturelle Ungerechtigkeit in der Behandlung von Schüler*innen statt, ist es für die Schulsozialarbeit gleichzeitig Auftrag und Herausforderung dies im Rahmen der institutionellen Zusammenhänge zu thematisieren und zu verhandeln. Beim Recht auf Partizipation und Meinungsäußerung hinsichtlich aller das Kind betreffenden Angelegenheiten gibt es Schulen, die über Konzepte verfügen, in denen Kinder an der Gestaltung des schulischen Betriebes, beteiligt werden. An Schulen, die noch keinerlei Instrumente installiert haben, welche es den Schüler*innen möglich macht dieses Recht nachthaltig ausüben zu können, kann die SCHUSO sich einbringen und an Lösungen arbeiten. Grundlage eines erfolgreichen Arbeitens im Sinne des selbst auferlegten Auftrages bezüglich der Kinderrechte stellt die Menschenrechtsbildung dar. Hier hat die SCHUSO Tirol auch ihren Schwerpunkt im Herbst 2019 zum 30-jährigen Jubiläum der Kinderrechte gelegt. Neben spezifischen Präventionseinheiten wurden in Kooperation mit dem Lehrkörper zahlreiche Projekte umgesetzt, wie beispielsweise eine Mal- und Zeichenaktion, in der die Kinder ihre Rechte in Bildern dar- und dann in der Schule ausstellen. Wie in der einschlägigen Fachliteratur9 jedoch deutlich wird, basiert Menschenrechtsbildung nicht nur auf reiner Wissensvermittlung, sondern ist vor allem dann nachhaltig, wenn es die Möglichkeiten dazu gibt, positive Erfahrungen mit den jeweiligen Rechtsaspekten sammeln zu können – „Learning by doing“ sozusagen. So gilt es für die SCHUSO Rahmenbedingungen zu schaffen in welchen die Schüler*innen ihre Rechte aktiv erproben und ausüben können, wie zum Beispiel durch ein strukturell verankertes Mitspracherecht eines jährlich gewählten Schülerrates, bei allen standortbezogenen Entscheidungen der Schule in Bezug auf die Partizipationsrechte.
Nicht zuletzt muss sich auch die SCHUSO selbst die Frage stellen, was es bedeutet als Teil einer Menschenrechtsprofession im Sinne der Kinderrechte Position zu beziehen. Das heißt auch, einen kritischen Blick auf die eigene Praxis zu werfen. Gibt es eine Möglichkeit an Schulen Rahmenbedingungen mitzugestalten, um kinderrechtliche Ansprüche besser zu verankern? Ist der Zugang zu Unterstützungsleistungen, welche die Schulsozialarbeit anbietet, auch wirklich für alle Schüler*innen erreichbar, oder gibt es Barrieren, die einzelne Gruppen womöglich davon ausschließen? Sind die Methoden der Menschenrechtsbildung so gewählt, dass die Kinder nicht nur theoretisches Wissen vermittelt bekommen, sondern auch handlungsfähig werden, ihre eigenen Rechte einfordern zu können? Dies sind beispielhafte Fragen, welche sich die SCHUSO Tirol auch schon in den letzten elf Jahren immer wieder gestellt und versucht hat kreative Antworten darauf zu finden. Insgesamt gilt festzuhalten, dass die Kinderrechte neben den konkreten Aufträgen seitens der Schüler*innen und den Bedarfen der Schule eine wichtige Größe sind, an denen sich Aufgabenbereiche der SCHUSO Tirol ausrichten. Die Schulsozialarbeit leistet mit ihrem Angebot also einen wichtigen Beitrag zur Etablierung kinderrechtlicher Standards in der Bildungslandschaft Tirols und wird das auch die kommenden Jahren weiter vorantreiben, um zum 40-jährigen Bestehen der Kinderrechte auf weitere wichtige Schritte zurückblicken zu können.
Manuel Wenda, MA,
Schulsozialarbeit Tirol
1 Siehe auf der offiziellen Hompage der SCHUSO: https://schuso.at
2 Siehe offizielle Homepage der Internationalen Föderation Sozialer Arbeit: https://www.ifsw.org/
3 Für das Schuljahr 2019/20 sind 42 Mitarbeiter*innen (35 VZÄ, 1158 Wochenarbeitsstunden) an 43 Schulen (25 NMS, 7 PTS, 9 VS, 1 ASO & 1 HTL) tätig.
4 Schulsozialarbeit agiert nur auf Basis der Freiwilligkeit. Niemand kann dazu gezwungen werden mit der SCHUSO in Kontakt zu treten.
5 Die SCHUSO ist für alle Schüler*innen mit all ihren Anliegen eine offene Anlaufstelle.
6 Alle Mitarbeiter*innen der SCHUSO unterliegen dem §13 Tiroler Kinder- und Jugendhilfegesetz
7 https://unicef.at/news/einzelansicht/tag-der-bildung-kinderrechte-in-alle-oesterreichischen-lehrplaene/
8 https://www.kinderhabenrechte.at/fileadmin/bilder/Bericht_DT.pdf
9 Siehe beispielsweise Steenkamp, Daniela; Stein, Margit: Kinderrechte sind Menschenrechte. Stand Perspektiven und Herausforderungen; LIT Verlag Dr. W. Hopf Berlin 2017
Unter dem Motto „Watch your Soul“ fand nach einer mehrmonatigen Planungs- und Vorbereitungsphase am 27. Feber 2020 an der NMS II in Jenbach ein Schwerpunkttag zum Thema Psychische Gesundheit statt.
Auf Anregung der promente tirol organisierte der Standort Jenbach für etwa 180 Schüler*innen in acht Klassen jeweils zwei Workshops mit Expert*innen aus diversen Sozialeinrichtungen.
Ziel des Tages war es einerseits den Schüler*innen spezifische regionale Hilfsangebote vorzustellen, anderseits natürlich die Prävention zur psychischen Gesundheit.
Neben zwei Schulsozialarbeiter*innen von anderen Standorten, der Schulpsychologie Tirol, dem Gewaltschutzzentrum Tirol und dem Psychosozialen Pflegedienst durften wir auch Frauen gegen VerGEWALTigung, KIZ und die Young Caritas an der NMS 2 in Jenbach als Workshopleiter*innen begrüßen.
In Workshops wie „Ich schau auf mich“, „Spielendleicht dazugehören“ oder „Die Kunst des Streitens“ hatten die Schüler*innen die Möglichkeit, innerhalb eines Vormittags neue Erfahrungen und Kenntnisse zu den beispielhaft genannten Bereichen Gewaltprävention, Konfliktlösungsstrategien, Stressbewältigung, Gruppendynamik, Krisenprävention zu sammeln. Auch ein „FaiRanggeln“ Workshop wurde von Patrick Haase durchgeführt. Beim FairRanggeln geht es um eine Art der Gewaltprävention, bei der ein strukturierter und geschützter Rahmen geschaffen wird, um sich mit anderen (körperlich) zu messen. Zudem geht es um Wertschätzung und Respekt, Bewegung und sich auspowern, Fairness und Spaß, Individualität und Gemeinschaft.
Die Gesunde Jause zwischen den Workshops, die von der Gemeinde Jenbach dankenswerterweise gestellt und von der Gemeinderätin Daniela Heiss mit ihrem Team organisiert wurde, trug sowohl zum seelischen als auch zum körperlichen Wohl der Schüler*innen bei. Zudem fasste die HPE (Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter) die Angebote der Workshopleiter*innen und ihr eigenes Angebot mit einem Flyerstand zusammen.
Abschließend ergriffen nicht nur die Workshopleiter*innen im Plenum das Wort, um auszudrücken wie begeistert sie von dem umfangreichen Vorwissen, das Interesse und der Motivation der Teilnehmer*innen waren. Auch die Schüler*innen der 4. Klassen ließen es sich nicht nehmen, ihr positives Feedback und ihren Dank vor der versammelten Schüler*innenschaft kundzutun.
Am Ende gilt es den Expert*innen, der Gemeinderätin mit ihrem Team und der Schulleitung mit ihrem Team für ihren Einsatz zu danken und freuen uns, wenn wir diesen Thementag erneut durchführen können.
Patrick Haase, BA,
Schulsozialarbeit Tirol
Übersicht
Anzahl der Schüler*innen 2.241
Beratungen mit Schüler*innen 6.468
Einzelberatungen 4.323
Gruppenberatungen 2.145
Beratungen insgesamt 7.716
Anzahl der Erwachsenen 609
Beratungen mit Erwachsenen 1.248
„Bärenstark – Gewaltprävention an Volkschulen“ ist 2013 als Projekt des Kinderschutz Tirol entstanden und hat sich zum Ziel gesetzt, Erwachsene und Kinder über verschiedenen Formen von Gewalt aufzuklären und Volksschüler*innen eine gewisse Handlungssicherheit in der Abgrenzung und des Selbstschutzes zu vermitteln. Im Jahr 2019 wurde das Projekt nun dem Fachbereich der SCHUSO – Schulsozialarbeit zugeordnet.
Dieses Angebot wird von vielen Tiroler Volksschulen in Anspruch genommen. Bei Interesse ist eine frühzeitige Anmeldung notwendig.
Im Vorfeld erfolgt eine ausführliche Vorbesprechung mit den Lehrpersonen und der Schulleitung. Das Präventionsprojekt wird vorgestellt und Fragen dazu geklärt. Außerdem werden relevante Informationen zur Klassensituation gesammelt (Zusammensetzung der Klasse, Gruppenbildungen, Sprachbarrieren, Klassengemeinschaft, eventuelle Vorerfahrungen der Kinder mit Gewalt). Ziel des Gespräches ist es auch, eine Sensibilisierung für die Anliegen der Gewaltprävention zu erreichen. Die Mitarbeiter*innen des Projektes Bärenstark stehen für Fragen seitens der Lehrpersonen zur Verfügung bzw. geben Literaturempfehlungen und Anregungen für den Unterricht.
Anschließend wird ein Informationsabend für Erziehungsberechtigte organisiert. Dabei wird auf die Angebote der Tiroler Kinder und Jugend GmbH sowie anderer Unterstützungseinrichtungen aufmerksam gemacht. Außerdem werden die Ziele und Inhalte der Präventionsarbeit in den Klassen vorgestellt. Zusätzlich sollen die Erziehungsberechtigten für das Thema Gewalt sensibilisiert werden, um gemeinsam an dieser schwierigen Thematik zu arbeiten. In enger Zusammenarbeit zwischen den Lehrpersonen und den Erziehungsberechtigten kann im Hinblick auf einen gewaltfreien Umgang viel erreicht werden./p>
Nachdem die Rahmenbedingungen abgesteckt sind, erfolgt die Arbeit in den Klassen. Diese umfasst zwei mal zwei Workshops im Abstand von einer Woche. Insgesamt stehen fünf Mitarbeiter*innen der Tiroler Kinder und Jugend GmbH zur Verfügung, wobei drei davon vorwiegend im Bezirk Innsbruck-Land und zwei davon in den Bezirken Imst, Landeck und Reutte tätig sind.
Die Themenblöcke für die Präventionsarbeit in den Klassen sind folgende:
Die Themenbereiche werden auf beide Workshops aufgeteilt, sodass sie ausführlich behandelt werden können. Zu den verwendeten Methoden gehören gelenkte Gruppendiskussionen, Gruppenspiele, Rollenspiele und Einzelarbeit.
Nach erfolgter Präventionsarbeit in den Schulklassen wird ein Abschlussgespräch mit der jeweiligen Lehrperson vereinbart, in dem eine differenzierte Rückmeldung zur Arbeit in der Klasse erfolgt, sowie Anregungen für die Weiterarbeit an bestimmten Themenblöcken gegeben werden.
Der Programmablauf des Projektes hat sich auch 2019 durchaus bewährt, die Kinder waren mit voller Begeisterung dabei. Auch die Lehrpersonen, sowie Erziehungsberechtigten waren dankbar dafür, dass diese Thematik im Rahmen der Schule stattfindet und von schulexternen Expert*innen angeleitet wurde.
Wie schon im Vorjahr fand auch in den Klassen die spielerische Aufbereitung der Themen großen Anklang.
28 Volksschulen
39 Klassen
566 Schüler*innen
20 Infoabende
Im Jahr 2019 waren die Mitarbeiter*innen des Projekts Bärenstark an insgesamt 28 verschiedenen Volkschulen in Tirol tätig. In den 39 Klassen konnten gesamt 566 Schüler*innen erreicht werden. Es fanden in etwa 20 Informationsabende für Erziehungsberechtigte statt.
Mag.a (FH) Christina Steixner-Buisson,
Interne Koordination
Innovations- & Qualitätsmanagement
„Nichts ist so konstant wie die Veränderung“ – diese Aussage ist nicht nur ein Charakteristikum in der Arbeit mit heranwachsenden Menschen, sondern kennzeichnete auch das Jahr 2019 im Turntable in Kufstein.
Von Anfang bis zum Ende des Jahres waren die Mitarbeiter*innen im Turntable in Kufstein mit Veränderungen auf unterschiedlichen Ebenen konfrontiert. Mit 01.01.2019 hat Mag.a Dr.in Petra Sansone, MAS als neue Geschäftsführerin die Agenden der Tiroler Kinder und Jugend GmbH übernommen und dabei sowohl strukturell als auch inhaltlich einiges in Bewegung gebracht.
Mit September 2019 konnten mit der Unterstützung durch das Land Tirol zusätzliche Personalressourcen im Ausmaß 20 Wochenstunden aufgestockt und die Konzeption um ein spezifisches Beratungsangebot für Kinder, Jugendliche sowie deren Bezugssysteme erweitert werden. Die Erfahrungen der letzten Jahre verdeutlichen, dass die Kinder und Jugendlichen neben dem dringend benötigten Schutzraum im Übergangswohnbereich und der dadurch geschaffenen Distanz zum Herkunftssystem, Konflikte potenziell deeskalieren, allerdings nur selten nachhaltig lösen können. Die ergänzende Arbeit mit dem Familien- bzw. Bezugssystem ist in vielen Fällen einer der zentralsten Faktoren, damit eine gelingende Rückkehr ins Herkunftssystem oder der Übergang in eine außerfamiliäre Betreuungsform adäquat begleitet werden kann. Durch diese zusätzlichen Personalressourcen können wir das Angebot für die Jugendlichen bzw. Jungen Erwachsenen weiterentwickeln sowie den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten Beratungstermine anbieten.
Der Anfang des Jahres initierte Veränderungsprozess in der Säule Turntable setzt sich im Dezember mit meinem Beginn als Fachbereichsleiter fort. Ich darf einen neu geschaffenen Aufgabenbereich übernehmen und bin mit großer Vorfreude in meine ersten Wochen in der Tiroler Kinder und Jugend GmbH und gleichzeitig in die letzten Wochen des Jahres gestartet. Ich wurde insbesondere vom Turntable-Team sehr herzlich willkommen geheißen und kann voller Tatendrang und mit großer Zuversicht den anstehenden Aufgaben entgegenblicken. Im Rückblick auf das Jahr 2019 und mit Blick auf das Jahr 2020 kann ich, ohne zu viel vorweg zu nehmen, sagen:
Nichts bleibt so konstant wie die Veränderung.
Eine Mutter meldete sich im Turntable aufgrund der Überforderung mit dem Verhalten ihres Sohnes. Mathias1 experimentierte mit unterschiedlichen Substanzen, verweigerte den Schulbesuch und wurde zunehmend aggressiv gegenüber seiner Mutter und dem Stiefvater. Im Rahmen des Aufnahmeverfahrens machte Mathias immer wieder deutlich, dass er zuhause bleiben will, seine Mutter allerdings mit dem Verhalten immer weniger umgehen konnte und er schlussendlich im Wohnbereich des Turntable aufgenommen wurde.
1 Name inkl. Fallgeschichte ist anonymisiert
Ein mit Mathias gemeinsam erarbeiteter „Wiedereinstieg“ in eine neue Schule misslang. Die wahrgenommene Ablehnung sowie der erlebte Misserfolg wirkten sich negativ auf seine Motivation und Kooperationsbereitschaft aus, gleichzeitig gelang es ihm immer weniger sich an die Rahmenbedingungen und Vereinbarungen im Wohnbereich zu halten und kommunizierte wiederholt, zurück nachhause gehen zu wollen. Die Mutter, selbst hin und her gerissen zwischen Schuldgefühlen und Überforderung, wurde intensiv über telefonische und persönliche Beratungstermine begleitet.
Mathias boykottierte zusehend die Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter*innen, was schlussendlich zu einer Beendigung im Turntable führte und Mathias wieder zuhause einziehen konnte. Der zwischen Mutter und Sohn vereinbarte „Neustart“ gelang nur für kurze Zeit, bis Mathias neuerlich von zuhause ausziehen musste. Er überbrückte eine Zeit lang bei einem Freund bis er schließlich auf der Straße lebte, und keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hatte.
Nach rund einem halben Jahr Wohnungslosigkeit meldete sich Mathias selbständig im Turntable mit einer Platzanfrage. Mathias wurde wieder im Wohnbereich aufgenommen und konnte sich im zweiten Anlauf besser auf die Angebote und die Struktur einlassen. Durch die intensive Beratung der Mutter während des gesamten Zeitraumes und der sehr guten Zusammenarbeit des gesamten Helfer*innensystems, gelang es eine konsistente und von allen Beteiligten konsequent getragenen Haltung gegenüber dem Jugendlichen zu vermitteln. Dieser gemeinsame Schulterschluss war ein zentraler Aspekt, dass sich der Jugendliche auf die vereinbarten Rahmenbedingungen und auf eine therapeutische Begleitung einlassen konnte. Mathias lebt wieder bei seiner Familie, ist in der Schule angedockt und schafft es sich zu regulieren, ohne auf Konsumverhalten zurückgreifen zu müssen.
Der Auszug aus dem Begleitprozess von Mathias, als exemplarisches Beispiel, soll nicht nur aufzeigen wie essentiell wohnortnahe und möglichst niederschwellige Angebote für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen sind, sondern auch hervorheben, dass dem Blick auf die Biographie der jungen Menschen sowie deren Familien- bzw. Bezugssysteme, der begleitenden Familienarbeit eine besondere Bedeutung zukommt und in der Angebotsstruktur zwingend berücksichtigt werden müssen.
Anfragen gesamt 211
Aufnahmen gesamt 34
Rückkehr ins Herkunftssystem 17
Folgeeinrichtungen 10
sonstige Angehörige 2
Verselbstständigung 1
Sonstiges 4
Mittleres Aufnahmealter rund 15 Jahre
Mittlere Aufenthaltsdauer rund 36 Tage
Kufstein 19
Schwaz 8
Kitzbühel 3
Innsbruck Stadt 3
Innsbruck Land 1
Die Nachfrage an Wohnplätzen ist im Vergleich zum vergangenen Jahr erheblich gestiegen, von 159 im Jahr 2018 auf 211 im Jahr 2019.
Mit Blick auf die Statistik zeigt sich, dass 50% der Jugendlichen wieder in ihr Herkunftssystem zurückkehren. Rund 29 % werden im Anschluss an die Begleitung durch das Turntable weiterhin außerfamiliär betreut.
MMag. Manfred Bitschnau,
Fachbereichsleitung Turntable
Die KurzzeitWG neMo wurde im September 2017 eröffnet und bietet Platz für insgesamt acht Buben und Mädchen im Alter von 6 bis 14 Jahren für einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen, wobei stets zwei Plätze für unmündige unbegleitete minderjährige Flüchtlinge oder weibliche unbegleitete Flüchtlinge bis 18 Jahre freigehalten werden. Das Angebot gilt in Einzelfällen auch für Kinder und Jugendliche, die bereits in einer sozialpädagogischen Einrichtung betreut werden und aus verschiedenen Gründen eine „Auszeit“ von dieser benötigen. Diese „Auszeit“ kann maximal für acht Tage in Anspruch genommen werden. Zudem steht die KurzzeitWG als Schutzraum rund um die Uhr für Kinder und Jugendliche, die sich eigenständig dazu entschließen, ihr Herkunftssystem zu verlassen, zur Verfügung. Die KurzzeitWG neMo bietet Orientierung und Schutz für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebensphasen. Sie werden von einem pädagogischen Team und einer Haushälterin ganzjährig und rund um die Uhr betreut.
Die Zahlen belegen, dass das Angebot der KurzzeitWG neMo im hohen Maße genutzt wurde. Im Jahr 2019 kann eine Auslastung der regulären Plätze von 77% und der Aufgriffsplätze von 28% konstatiert werden.
In der KurzzeitWG neMo hatten insgesamt 38 Kinder und Jugendliche die Möglichkeit sich neu zu orientieren. Aus dem Jahr 2019 geht hervor, dass mehr weibliche Kinder und Jugendliche eine Orientierungszeit in neMo genutzt haben.
Feststellbar ist, dass es zu einer vermehrten Aufnahme von Kindern und Jugendlichen aus dem Bezirk Innsbruck-Land kam. Von den Kinderund Jugendhilfen Lienz, Landeck und Kitzbühel wurden 2019 keine Minderjährigen in der KurzzeitWG neMo betreut.
Folgend lässt sich erklären, dass 26 Kinder und Jugendliche durch Anfragen der Kinder- und Jugendhilfe aufgenommen wurden. 2 Mädchen haben sich selbstständig in neMo gemeldet. 7 Minderjährige wurden durch das umF-Fachteam oder andere Kooperationspartner*innen aufgegriffen und in der KurzzeitWG untergebracht. 3 Kinder ergriffen die Möglichkeit aus ihrer derzeitigen LangzeitWG eine Auszeit von 8 Tagen in Anspruch zu nehmen.
Von diesen insgesamt 38 Kindern und Jugendlichen wurden 7 wieder in ihre Herkunftsfamilie rückgeführt. 26 Minderjährige übersiedelten in eine Folgeeinrichtung, sprich in eine LangzeitWG. 4 Jugendliche wurden nach Thalham oder Traiskirchen gebracht um dort einen Asylantrag zu stellen. Eine Jugendliche verließ die KurzzeitWG neMo auf eigenen Wunsch.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Kinder und Jugendlichen in der KurzzeitWG neMo lag im Jahr 2019 bei rund 50 Tagen.
Marion Jordan, MSc
Teamleitung Kurzzeit WG neMo