2018 war ein intensives Jahr für die Tiroler Kinder- und Jugend GmbH – ein Jubiläumsjahr, aber auch eine Zeit des Abschiednehmens. Davon berichtet auch der vorliegende Tätigkeitsbericht.
Die Tiroler Kinder und Jugend GmbH bietet niederschwellige und leicht erreichbare Beratungen und Unterstützungsleistungen an. In diesem Sinne wurde auch das Kinderschutzzentrum Reutte in Pflach als Außenstelle im Westen des Landes eingerichtet.
Dort werden Beratung und Prozessbegleitung bis hin zu Psychotherapie für betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Bezugspersonen angeboten. Die Anlaufstelle im Außerfern ist die erste Beratungseinrichtung, die nach 16 Jahren in den Bezirken eröffnet wurde.
Eine wichtige Säule der Tiroler Kinder und Jugend GmbH hatte 2018 Grund zum Feiern: Die SCHUSO beging ihr zehnjähriges Bestehen in Tirol. Was im Herbst 2008 in Imst als Pilotprojekt begann, ist seit 2010 als fixe Institution eingeführt und seither auf Erfolgskurs in ganz Tirol. Bundesweite Resonanz erhielt „StopMobbing.at – Der Workshop gegen Mobbing“, welcher in der Schulsozialarbeit in Tirol umgesetzt und weiterentwickelt wurde und mit dem „MyKi“ eine in Fachkreisen geschätzte Würdigung erhielt. Dieser österreichische Kinderschutzpreis wird an Personen und Einrichtungen vergeben, die sich aktiv und kreativ für den Schutz von Kindern und für die Verbesserung deren Lebenssituation in Österreich einsetzen.
Ein halbrundes Jubiläum feierte die Krisen-WG Turntable: Im Jahr 2018 konnte die Einrichtung auf insgesamt fünf Jahre zurückblicken, in denen Jugendlichen in Notsituationen geholfen wird, indem sie Normalität und Alltag erhalten, um sie in der Krise zu stabilisieren. Katharina Neuschmid, Leiterin der Turntable Wohngemeinschaft, übergab mit Ende des Jahres das Zepter an Barbara Oberrauch – an dieser Stelle ein „Dankeschön“ an DSA Neuschmied für ihre bisherige Arbeit und ein „Willkommen“ an die neue Fachbereichsleiterin.
Mit Ende 2018 kam es auch zu einem Wechsel an der Spitze der Tiroler Kinder und Jugend GmbH: Auf Karin Hüttemann folgte Petra Sansone als Geschäftsführerin. Ich danke Karin Hüttemann herzlich für ihr Engagement zugunsten des Wertvollsten in unserer Gesellschaft – den Kindern und Jugendlichen. Gleichzeitig wünsche ich Petra Sansone viel Kraft für ihre verantwortungsvolle Aufgabe.
DIin Gabriele Fischer
Landesrätin für Kinder- und Jugendhilfe
Seit 01.01.2019 neu an dieser Stelle als Geschäftsführerin möchte ich mich beim Rückblick auf das Jahr 2018 kurz halten, sind dies doch Erfolge und Leistungen, die unter der Leitung meiner Vorgängerin Frau Mag.a Karin Hüttemann zu verzeichnen waren.
Die vielfältigen Aufgabenbereiche der Tiroler Kinder und Jugend GmbH waren im Jahr 2018 sehr gefragt, ein Umstand, der uns einerseits betroffen macht, zeigt es doch, wie groß der Bedarf an Begleitung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche ist, andererseits freuen wir uns, über das in uns gesetzte Vertrauen – Sie werden in den folgenden Beiträgen gute Einblicke in unsere Tätigkeitsbereiche erhalten.
Karin Hüttemann konnte mit Fachbereichsleiter Mag.(FH) Philipp Bechter und den Mitarbeiter*innen im Jahr das zehnjährige Bestehen der SCHUSO-Schulsozialarbeit feiern, die hochrangigen Festredner*innen fanden viele lobende Worte, Philipp Bechter berichtet darüber.
Auch die Eröffnungsfeier der Beratungsstelle Reutte konnte verdienterweise Karin Hüttemann selbst mitgestalten, Fachbereichsleiter Mag.Martin Schölzhorn rückt diese, angereichert mit inhaltlichen Aspekten, in seinem Beitrag in den Mittelpunkt.
Die Kriseneinrichtung Turntable hat 2018 ihr fünfjähriges Bestehen gefeiert, auch dieser Bereich der Tiroler Kinder und Jugend GmbH ist sehr von Nöten, wie die Auslastungszahlen belegen.
Die Feierlichkeiten fanden im Kufsteiner Rathaus statt, ein passender Rahmen, da der Dank für die Angebotsmöglichkeit auch der Stadtgemeinde Kufstein für ihre Unterstützung gebührt.
Abschließend möchte ich mich bei allen Mitarbeiter*innen der Tiroler Kinder und Jugend GmbH bedanken, jedoch auch Danke sagen für die politische Unterstützung durch Frau Landesrätin Gabriele Fischer, für die wichtige Zusammenarbeit mit dem Land Tirol und den Fachabteilungen, unseren Schnittstellenpartner*innen im psychosozialen Bereich, die stets das gemeinsame Anliegen in den Vordergrund stellen und Dank vor allem auch an meine Vorgängerin Mag.a Karin Hüttemann:
ich konnte eine Einrichtung mit hoch engagierten, professionellen und fachlich versierten Mitarbeiter*innen übernehmen und habe maßgeblich auch dadurch sehr viel Freude an meiner Tätigkeit!
Dr.in Petra Sansone
Geschäftsführerin Tiroler Kinder
und Jugend GmbH
Die Tiroler Kinder und Jugend GmbH betreibt vier Säulen. Zum einen die Tiroler Kinderschutzeinrichtungen mit den Standorten Innsbruck, Imst, Lienz, Wörgl und Reutte.
Zum anderen die Schulsozialarbeit Tirol, mit Standorten in Imst, Innsbruck, Rum, Jenbach, Wörgl, Kufstein, Lienz, Nußdorf / Debant und Telfs.
Die Krisenwohngemeinschaft Turntable und die AKÜ in der Kurzzeit-WG neMo Schwaz komplettieren dieses Angebot.
„Zusammen geht mehr…“ dieses Motto habe ich am 12. Februar 2018 bei der Eröffnungsfeier des Kinderschutzzentrums in Reutte in meinem Kurzvortrag vorangestellt. Es war mir wichtig, von Beginn an deutlich zu machen, dass ein gewaltfreies Aufwachsen von Kindern nur dann möglich ist, wenn alle Erwachsene zusammen diese Haltung einnehmen, sei es im privaten Lebensraum von Kindern als auch im schulischen Kontext oder im öffentlichen Raum. Gewalt zu stoppen erfordert ein Hinsehen, verknüpft mit Zivilcourage, um Gewalt als Gewalt auch zu benennen.
Damit dies von Seiten der Erwachsenen möglich wird, erachte ich eine präventive Erziehungshaltung als wesentlich.
Im Kurzvortrag war es mir in einem nächsten Schritt ein Anliegen eine präventive Grundhaltung gegenüber Kindern und Jugendlichen zu skizzieren, die im Kern die Kinderschutzarbeit im präventiven Bereich charakterisiert: sie ist ein wesentlicher Schritt zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch und auch anderen Gewaltformen. In diesem Artikel möchte ich zusammenfassend 6 Punkte kurz anführen:
Mädchen und Buben sollen ihren Körper als wertvoll, schön und liebenswert begreifen, ihn entdecken und erfahren dürfen. Abwertende Bemerkungen über den Körper anderer sollten nicht zum Umgangston gehören. Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung verlangt von den Erwachsenen, dass sie Kinder und Jugendliche in der Selbstständigkeit ermutigen und selbst respektvoll und gewaltfrei mit ihnen umgehen.
Kinder brauchen Erwachsene, die mit Ihnen über Sexualität sprechen und ihr Interesse an sexuellen Fragen aufgreifen. Denn kindliche Unwissenheit über Sexualität kann leicht von Täter*innen ausgenutzt werden. Zudem fällt es Mädchen und Buben leichter, über sexuelle Übergriffe zu sprechen, wenn sie die Begriffe für Geschlechtsteile und sexuelle Vorgänge kennen. Wir leben in einer sehr sexualisierten Welt, die Pornographie ist ein Ausdruck davon: Gerade aus diesem Grund brauchen Kinder und Jugendliche Orientierung im Dschungel der sexuellen und sexualisierten Botschaften und Reize. Insbesondere sollten sie früh den Unterschied zwischen Sexualität und sexueller Gewalt verstehen.
Täter*innen manipulieren die Gefühle der Betroffenen und die Wahrnehmung der Bezugspersonen. Prävention bedeutet deshalb, die Wahrnehmungsfähigkeit von Mädchen und Buben zu fördern und sie darin zu unterstützen, ihre Gefühle auch auszudrücken. Sie sollten die Erfahrung machen, dass innerhalb der Familie oder Gruppe unterschiedliche Wahrnehmungen und Gefühle zu den gleichen Situationen existieren dürfen. Ebenso wichtig ist es, Kinder und Jugendliche darin zu bestärken, sich nicht zu Dingen überreden zu lassen, die sie nicht wollen.
Damit Kinder und Jugendliche ihr Unbehagen und ihre Abwehr bei sexuellen Missbrauch oder sexuellen Übergriffen ausdrücken können, sollten sie in ihrer Familie wie von betreuenden Fachkräften gelernt haben, dass Erwachsene nicht immer im Recht sind. Die Erfahrung, dass ihr Widerspruch, ihr NEIN, nicht einfach übergangen wird und ihre Mitsprache Bedeutung hat, ist sehr wichtig. NEIN zu sagen ist ein Recht und keine Pflicht.
Eltern sollten möglichst wenige Geheimnisse im Familienleben zulassen, damit sich keine „Geheimniskultur“ entwickelt. Wer daran gewöhnt ist, dass alles Unangenehme durch Stillschweigen aus der Welt geschafft wird, ist nicht ausreichend vorbereitet, wenn ein_e Täter_in Geheimhaltung erzwingen will. Kindern sollte schon früh vermittelt werden, dass man über schlechte Geheimnisse, also Geheimnisse, die sich schlecht anfühlen, reden darf. Das ist kein Petzen und kein Verrat.
Damit sich Kinder oder Jugendliche bei Missbrauch jemanden anvertrauen können, brauchen die die grundlegende Erfahrung, dass sich ihre Eltern, andere private, aber auch professionelle Bezugspersonen für sie und ihre Sorgen und Nöte interessieren.
Mädchen und Buben, die sexuelle Gewalt erlitten haben, haben niemals Schuld. Dies sollte Kindern und Jugendlichen deutlich erklärt werden. Denn bei sexuellem Missbrauch fühlen sich die meisten Kinder oder Jugendlichen schuldig, was von Täter*innen massiv gefördert und ausgenutzt wird. Sie bauen auf die Loyalität von betroffenen Kindern und Jugendlichen – auf ihr Gefühl, selbst (mit)verantwortlich für das Geschehen zu sein.
Im Bezirk Reutte stand im Jahr 2018 vor allem die Arbeit mit Multiplikator*innen im Vordergrund, d.h. die Kinderschutzarbeit vorzustellen und auch bekannt zu machen. Und dieser Weg wird auch im Jahr 2019 weiterverfolgt werden, um Kinder mehr in den Mittelpunkt zu stellen.
Mag. Martin Schölzhorn
Fachbereichsleitung
Aktuell bestehen wir aus fünf Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche (bis zum 18. Lebensjahr), die von körperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt betroffen sind.
In diesem Zusammenhang beraten und begleiten wir auch deren Bezugspersonen, allen voran deren Familien, aber auch Lehrer*innen, Kindergärtner*innen, Pädagog*innen und Sozialarbeiter*innen und andere helfende Berufsgruppen, die mit den Kindern / Jugendlichen in Kontakt stehen.
An uns kann sich jede_r wenden, der / die Fragen zum Thema Gewalt hat. Daher beraten und begleiten wir gerne Freunde und Bekannte von Betroffenen, aber vor allem auch zahlreiche professionelle Helfer*innen, die in ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Kontakt haben, die Opfer von Gewalt wurden.
Wir beraten natürlich ebenso Bezugspersonen von Kindern / Jugendlichen, die sich mit dem Verdacht auf körperliche, psychische und / oder sexuelle Gewalt sowie Vernachlässigung an Kindern an uns wenden. Wir informieren Helfer*innen, die mit Kindern / Jugendlichen arbeiten, über Signale und Symptome, die von Gewalt betroffene Kinder aussenden.
Uns ist besonders wichtig, dass unser Angebot anonym und kostenlos ist. Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Bedürfnisse der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Wir orientieren uns an den Wünschen und Ressourcen der Betroffenen und versuchen in einer ruhigen und wertschätzenden Atmosphäre gemeinsam an nächsten Schritten und v.a. an Möglichkeiten zur Selbsthilfe zu arbeiten.
Oberstes Ziel ist der Schutz der Kinder und Jugendlichen.
Aufgrund der Abhängigkeit und Hilfsbedürftigkeit von Kindern kann es bei Gefährdung manchmal auch notwendig werden, die Position der Beratung zu verlassen und aktiv Schritte zum Kinderschutz einzuleiten. Dabei arbeiten wir gemeinsam mit der Kinder- und Jugendhilfe und anderen Kooperationspartner*innen an Hilfeplänen, um Schutz und sichere Rahmenbedingungen für eine gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen herzustellen. Dabei ist es uns sehr wichtig, alle Schritte mit den Betroffenen abzusprechen.
Die enge Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und Kooperationspartner*innen ist ein wesentliches Element unserer Arbeit, da vor allem in Zusammenhang mit der Dynamik in Gewaltprozessen ein sehr umsichtiges und vernetztes Arbeiten unabdingbar ist.
Wir beraten und informieren auch über gerichtliche und außergerichtliche Möglichkeiten. Im Fall einer Anzeige bieten wir den Kindern / Jugendlichen und deren Bezugspersonen Prozessbegleitung an. Das heißt wir informieren über das Verfahren, klären alle auftretenden Fragen, begleiten zu Gericht und stellen Jurist*innen an die Seite. Dieses Angebot ist ebenfalls kostenlos.
In manchen Fällen ist es notwendig, den Kindern und Jugendlichen ein therapeutisches Angebot im Kinderschutzzentrum zu stellen, da diese aufgrund der Ereignisse an zahlreichen Symptomen einer Traumafolgestörung leiden. Alle Berater*innen unserer Einrichtung sind mehrfach qualifiziert: sozialarbeiterische / sozialpädagogische / psychologische Grundausbildung, Psychotherapieausbildung mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendpsychotherapie, und Kenntnisse zur Traumatherapie und Gewaltthemen sind grundlegend.
Wir bieten auch Kindergruppen für akut von häuslicher Gewalt betroffene Kinder an. Mit dem Ziel, „psychische Erste Hilfe“ zu leisten. Dabei kommen Elemente der Traumapädagogik zum Tragen. Wesentliche Schwerpunkte dabei sind die Stabilisierung der Kinder und bei Bedarf die Erarbeitung weiterer notwendiger und sinnvoller Hilfestellungen.
Gewalt gegen Kinder kann aus unserer Sicht nur im Kontext psychischer, sozialer, ökonomischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge verstanden werden. Daher sind, über die Einzelfallarbeit hinaus, Auseinandersetzungen mit Gewalt fördernden Umständen und Möglichkeiten der Veränderung auf sozialer und gesellschaftspolitischer Ebene Arbeitsbereiche des Kinderschutzes.
Öffentlichkeitsarbeit und Präventionsprojekte sollen die Öffentlichkeit sensibilisieren und Kinder in ihrer Wahrnehmung und ihrem Selbstvertrauen stärken.
2018 kontaktierten uns 2.284 Personen und suchten Hilfe und Unterstützung bei den Einrichtungen des Kinderschutzes. Davon waren 1.088 Kinder und Jugendliche.
Es kam im Jahr 2018 zu 7.233 Beratungskontakten. Der Großteil sind Beratungen und Psychotherapien mit von Gewalt betroffenen Kindern oder Jugendlichen, die über längere Zeit regelmäßig in die Beratungsstellen kommen. Zum anderen Teil handelt es sich hier um Beratungen von Bezugspersonen, sowie von Professionellen, will heißen Pädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Kindergartenpädagog*innen, Lehrer*innen usw. die in Bezug auf Kinder und Jugendliche eine Gefährdung vermuten oder befürchten. Wir unterstützen diese Professionellen Helfer*innen gerne darin, gemeinsam eine Einschätzung zu treffen und eventuelle weitere Schritte zu planen.
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche erfordert intensive Beratungstätigkeiten mit den Betroffenen und ihrem familiären und sozialen Umfeld. Darum nehmen wir immer wieder an Helfer*innenkonferenzen teil oder leiten diese an. Nur so kann auch längerfristig Schutz und Hilfe für die von Gewalt betroffenen Kinder und Jugendlichen und die Unterstützung der Eltern / Erziehungsberechtigten gewährleistet werden. Dazu gehört häufig auch die Arbeit mit der Gewalt ausübenden Person innerhalb der Familie. Dabei bleibt unser Fokus immer auf den Bedürfnissen des betroffenen Mädchens oder Jungens.
Anzahl Klient*innen 2284
Beratungen / Psychotherapien 7233
Von den insgesamt 1.088 Kindern und Jugendlichen, die in unseren Einrichtungen in Innsbruck, Imst, Lienz, Wörgl und Reutte zu Beratungen und Psychotherapien kamen oder das Angebot der psychosozialen Prozessbegleitung in Anspruch nahmen, waren 746 weiblich und 342 männlich. Dies entspricht einer prozentuellen Aufteilung von 70 % Mädchen und 30 % Burschen.
In der graphischen Darstellung der demographischen Verteilung ist klar zu erkennen, dass der Anteil der weiblichen Kinder und Jugendlichen in allen angeführten Altersklassen höher ist als jener der männlichen Kinder und Jugendlichen.
Klient*innen im Alter von
0 bis 6 Jahren weiblich 108 männlich 61
7 bis 14 Jahren weiblich 400 männlich 200
15 bis 19 Jahren weiblich 238 männlich 81
Wir sind in Tirol die wichtigste Anlaufstelle zum Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, einschließlich des Verdachtes auf sexuelle Gewalt. Darum stellt diese Arbeit auch unseren Hauptschwerpunkt dar. Aber auch zu anderen Themen wie z.B. physische und psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche werden wir immer häufiger kontaktiert.
Erläuternd sei erwähnt, dass jeweils nur das Hauptthema, mit dem Kinder / Jugendliche zu uns kommen, in der Statistik abgebildet wird. Meist sind Kinder von mehreren Gewaltformen betroffen. Sexuelle Gewalt hat auch immer etwas mit Zwang und psychischer Gewalt im Sinne des Machtmissbrauchs zu tun.
Beratungsinhalt | Beratungskontakte |
Sexuelle Gewalt und Verdacht auf sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und gegen Frauen | 4129 |
Physische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und gegen Frauen | 1278 |
Psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und gegen Frauen | 620 |
Psychische Probleme | 376 |
Familiensystem / Scheidung / Trennung | 396 |
Psychosoziale Probleme | 223 |
Täterarbeit | 37 |
Vernachlässigung | 145 |
Sonstige Themen | 29 |
Gesamtsumme | 7233 |
Für uns ist es sehr wichtig, zu wissen, wie der Kontakt der Klient*innen zu unseren Einrichtungen hergestellt wurde. Ob dieser durch die Klient*innen selbst oder die Erziehungsberechtigten bzw. durch das private Umfeld erfolgte, oder ob der Kontakt durch Professionelle hergestellt wurde. So können wir auch gezielte Öffentlichkeitsarbeit leisten, um uns als Facheinrichtung zu institutionalisieren.
Kontakt durch das private Umfeld | Anzahl | Summe |
Klient*innen selbst | 215 | |
Erziehungsberechtige | 673 | |
Nachbar*innen | 2 | |
Verwandte | 66 | 956 |
Kontakt durch Professionelle | | |
BH / Jugendwohlfahrt | 168 | |
Sonstige Professionelle | 573 | |
Stationäre Einrichtungen | 96 | |
Schulpsychologie | 2 | |
Schule, Kindergarten | 54 | |
Ärzt*innen, Klinik | 24 | |
Gericht | 6 | 923 |
Ohne Angaben – Summe | | 405 |
Gesamtsumme | | 2284 |
Unsere Einrichtungen bieten seit 2002 psychosoziale und juristische Prozessbegleitung an. Das heißt, dass wir Kinder und Jugendliche und deren Bezugspersonen bei polizeilichen Anzeigen und während des Strafverfahrens unterstützen und begleiten. An unserer Seite haben wir Rechtsanwält*innen, die unsere Klient*innen bestmöglich vor Gericht vertreten, Akteneinsicht nehmen und im Vorfeld die oft schwierige juristische Materie den Kindern bzw. Jugendlichen und deren Eltern erklären.
Für die Familien entstehen so keine Anwalts- und Gerichtskosten und die Kinder und Jugendlichen sowie deren Bezugspersonen können möglichst schonend durch den meistens sehr belastenden Prozess eines Gerichtsverfahrens hindurchgehen.
Im Jahr 2018 waren dies insgesamt 120 Fälle. Davon wurden 22 Fälle aus den Vorjahren übernommen und 95 Prozessbegleitungen starteten 2018.
Es wurden 90 Kinder und Jugendliche und 30 Bezugspersonen betreut.
Mag.a Elke Luwitsch,
Leitung Controlling und Finanzen
Die SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol feierte 2018 ihr zehnjähriges Bestehen als mittlerweile mitarbeiter*innenstärkste Säule der Tiroler Kinder und Jugend GmbH und als Hilfestellung der Kinder- und Jugendhilfe des Landes Tirols. Sie lässt auf ereignisreiche Jahre zurückblicken, in denen sich ein tirolweites Netzwerk an professionellen Schulsozialarbeiter*innen, die kontinuierlich am Lebensraum Schule tätig sind, entwickelt hat.
Beim Festakt hoben zahlreiche Ehrengäste und vor allem die Festredner*innen Landesrätin DIin Gabriele Fischer und Landesrätin Dr.in Beate Palfrader sowie Abteilungsvorständin der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe Mag.a Silvia Rass-Schell die Bedeutung der SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol als professionelle und kontinuierliche Hilfestellung in Tirol hervor, die als bedeutendes Unterstützungssystem an Schulen nicht mehr wegzudenken ist. Durch den Fachvortrag von Prof.in Dr.in Anke Spies wurde aufgezeigt, „welche Rahmenbedingungen Schulsozialarbeit braucht, um ihren Auftrag mit besten Erträgen zu erfüllen“. Der eigens für das zehnjährige Jubiläum gedrehte Imagefilm gab Einblicke in die Tätigkeiten und Angebote der Schulsozialarbeiter*innen.
Die SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol setzt sich zum Ziel, durch konkrete Angebote in der Prävention sowie Intervention, die Situation von Schüler*innen und deren Umfeld zu verbessern, um in der Folge positiven Einfluss auf das gesamte Schulklima zu nehmen.
Weitere Schwerpunkte und Tätigkeiten setzen sich zusammen aus sozialarbeiterischen Beratungen, ganzheitlichen und nachhaltigen Angeboten in Form von sozialen Gruppenarbeiten und Projekten, anlassbezogenen Interventionen, Konfliktmoderationen sowie die Mitgestaltung des Schulalltages, Informationsveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und gemeinwesen- und sozialraumorientierte Arbeit – alles unter dem Motto „offen, freiwillig und vertraulich“.
Als Zielgruppe gelten die jeweiligen Schüler*innen an den verschiedenen Standorten sowie deren schulisches und privates Umfeld unter Einbindung relevanter Unterstützungssysteme.
Im Jahr 2008 startete die SCHUSO – Schulsozialarbeit mit ihrem Angebot in Imst, hat sich seither kontinuierlich weiterentwickelt und ist stets gewachsen. 2018 profitieren 32 Schulen (22 NMS, 7 PTS, 1VS, 1ASO, 1 HTL) in Tirol vom Engagement der 29 SCHUSO – Schulsozialarbeiter*innen und deren Fachbereichsleitung.
Das Beratungsangebot wurde im Schuljahr 2017 / 2018 sehr oft in Anspruch genommen – es wurden tirolweit insgesamt 7807 Beratungen durchgeführt, 6578 davon mit Schüler*innen und 1229 Beratungen mit Erziehungsberechtigten.
Die Themenschwerpunkte lagen wie auch in den vergangenen Jahren wieder bei Konflikten im Klassenverband oder in der jeweiligen Peergroup, Mobbing, schulischen und familiären Problemen bis hin zu selbstverletzendem Verhalten, häuslicher sowie sexueller Gewalt. Häufig kamen die Schüler*innen auch bezüglich einer Rechtsauskunft oder Fragen zum Thema Sexualität auf die Schulsozialarbeiter*innen zu.
Des Weiteren war die SCHUSO unterrichtsergänzend 1201 Einheiten zu Präventionszwecken oder intervenierend in Klassen tätig. Die Präventionseinheiten widmeten sich den Themen Kinderrechte, Umgang mit neuen Medien, Jugendschutz, Konsum, Umgang mit Gewalt, Gewaltprävention sowie Sexualität. Bei den Interventionen ging es meistens um die Verbesserung des Klassenklimas und Mobbing.
Auch auf bundesweiter Ebene leistet die SCHUSO ihren Beitrag zur Professionalisierung der Schulsozialarbeit in Österreich und brachte sich bei der Arbeitsgruppe Schulsozialarbeit der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit (OGSA) sowie der Entwicklungspartnerschaft Schulsozialarbeit, einer Kooperation zwischen dem Europäischen Sozialfonds, dem Bundesministerium für Bildung und den Ländern, wie gewohnt aktiv und konstruktivkritisch ein.
Abschließend bedanken wir uns beim Land Tirol, den jeweiligen Schulerhaltern sowie unseren Schulen für das entgegengebrachte Vertrauen.
2019 ist ein weiterer Ausbau des Angebotes der SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol geplant – wir werden wieder berichten.
Mag. (FH) Philipp Bechter,
Fachbereichsleitung
Mit Dezember 2018 geht für die Kriseneinrichtung Turntable ein arbeitsreiches Jahr zu Ende.
Bilanz ziehend zeigt sich, dass die Nachfrage an Krisenwohnplätzen für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren in Tirol weiterhin tendenziell steigend ist. Dies belegen auch die absoluten Zahlen der Jahresstatistik 2018 unserer Einrichtung: insbesondere betreffend die Zahl der Anfragen konstatieren wir eine deutliche Zunahme im Vergleich zum Vorjahr.
Schwerpunktmäßig kommt auch 2018 der überwiegende Teil der Kinder und Jugendlichen, die vorübergehend im Turntable wohnen, aus dem Bezirk Kufstein. Auch das mittlere Aufnahmealter von 15 Jahren bleibt im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Leicht erhöht hat sich indessen die mittlere Verweildauer der Kinder und Jugendlichen im Turntable. Mit 62 % zu 38 % haben auch 2018 wieder mehr Mädchen als Burschen in der Kriseneinrichtung gewohnt.
Der Erfolg des vergangenen Arbeitsjahres geht nicht zuletzt zurück auf die tirolweite, engmaschige und konstruktive Zusammenarbeit mit diversen Netzwerkpartner*innen. Ohne sie wäre eine hinreichende und nachhaltige Unterstützung der Kinder und Jugendlichen, die sich an uns wenden, nicht möglich.
Übersicht Anfragen / Aufnahmen 2018
Anfragen gesamt 159
Aufnahmen gesamt 26
Übersicht weiterer Weg der Kinder und Jugendlichen nach ihrem Aufenthalt im Turntable 2018
Folgeeinrichtungen 5
Rückführung 8
Abbruch 5
Sonstiges 8
Übersicht Alter der Kinder und Jugendlichen bei ihrer Aufnahme im Turntable 2018
11 Jahre 1
13 Jahre 7
14 Jahre 5
15 Jahre 4
16 Jahre 1
17 Jahre 6
18 Jahre 2
Mittleres Aufnahmealter: 14,85
Übersicht Aufenthaltsdauer der Kinder und Jugendlichen im Turntable 2018
10 Tage 5
50 Tage 10
100 Tage 7
150 Tage 3
200 Tage 1
Mittlere Aufenthaltsdauer: 57 Tage
Übersicht Herkunft der Kinder und Jugendlichen 2018 nach Bezirken
Innsbruck 6
Kufstein 13
Schwaz 4
Kitzbühel 1
umF* 2
*Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Mit Oktober 2018 verabschiedete sich die langjährige Leiterin, Frau DSA Katharina Neuschmied, von der Kriseneinrichtung. Dass Turntable heute eine gut funktionierende Einrichtung mit tadellosem Renommee ist, ist nicht zuletzt ihrer engagierten und innovativen Führung und Mitarbeit zu verdanken. Wir wünschen ihr alles Gute für ihren weiteren beruflichen Weg, der sie weiterhin in der Tiroler Kinder und Jugend GmbH verweilen lässt. Danke, Katharina!
Zu guter Letzt möchte ich mich bei jenen Personen bedanken, die im Turntable täglich großartige Arbeit für die hilfesuchenden Kinder und Jugendlichen leisten: die Mitarbeiter*innen der Kriseneirichtung sind rund um die Uhr für die Anliegen und Nöte ihrer Klient*innen da, sie entwickeln stets neue Ideen zur Verbesserung des Angebots und stellen damit eine starke und kompetente Säule der Tiroler Kinder und Jugend GmbH dar. Danke für euern Einsatz und euer Engagement!
Aufgrund der steigenden Nachfrage ist für das Jahr 2019 eine Erweiterung des Angebotes der Kriseneinrichtung geplant, wir werden berichten…
Mag.a Barbara Oberrauch
Teamleitung Turntable
Beschreibung der KurzzeitWG neMo
Die KurzzeitWG neMo wurde im September 2017 eröffnet und bietet Platz für insgesamt acht Buben und Mädchen im Alter von 6 bis 14 Jahren für einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen, wobei stets zwei Plätze für unmündige, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge oder weibliche, unmündige unbegleitete Flüchtlinge bis 18 Jahre freigehalten werden. Das Angebot gilt in Einzelfällen auch für Kinder und Jugendliche, die bereits in einer sozialpädagogischen Einrichtung betreut werden und aus verschiedenen Gründen eine „Auszeit“ von dieser benötigen. Diese „Auszeit“ kann maximal für acht Tage in Anspruch genommen werden. Zudem steht die KurzzeitWG als Schutzraum rund um die Uhr für Kinder und Jugendliche, die sich eigenständig dazu entschließen, ihr Herkunftssystem zu verlassen, zur Verfügung. Die KurzzeitWG neMo bietet Orientierung und Schutz für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebensphasen. Sie werden von einem pädagogischen Team und einer Haushälterin ganzjährig und rund um die Uhr betreut.
Genderverteilung 2018
In der KurzzeitWG neMo hatten insgesamt 49 Kinder und Jugendliche die Möglichkeit sich neu zu orientieren.
Im nachstehenden Diagramm lässt sich erkennen, wie viele davon weiblich und männlich waren.
Für das Jahr 2018 lässt sich erkennen, dass mehr männliche Kinder und Jugendliche eine Orientierungszeit in neMo genutzt haben.
Genderverteilung 2018
Gesamt 49
Männliche Kinder und Jugendliche 27
Weibliche Kinder und Jugendliche 22
Überbringende Behörden 2018
Aus der Tabelle zeigt sich deutlich, dass es zu einer vermehrten Aufnahme von Kindern und Jugendlichen aus den Bezirken Innsbruck-Land, Innsbruck Stadt sowie Kufstein kam.
2018 übermittelten uns die Kinder- und Jugendhilfe Reutte und Landeck keine Kinder. Auch konnten wir 2018 eine gelungene Zusammenarbeit mit der BH Stadt Salzburg verzeichnen und nahmen von dort ein Kind in der KurzzeitWG neMo auf.
Aufnahmen durch die Kinder- und Jugendhilfen Tirol und Salzburg 2018
Stadt Salzburg 1
Stadt Innsbruck 13
Schwaz 7
Reutte 0
Lienz 2
Landeck 0
Kufstein 8
Kitzbühel 2
Imst 2
Innsbruck-Land 14
Aufnahmen 2018
Folgend lässt sich erklären, dass wir 28 Kinder und Jugendliche durch Anfragen der Kinder- und Jugendhilfe Tirol und Salzburg aufgenommen haben. 6 Minderjährige haben sich selbstständig bei uns gemeldet. 10 Kinder wurden durch das umF-Fachteam oder andere Kooperationspartner*innen wie der Polizei aufgegriffen und bei uns untergebracht. 2 Kinder nutzten die Möglichkeit aus ihrer LangzeitWG, in der sie wohnhaft sind, eine Auszeit von 8 Tagen bei uns zu verbringen. Im Jahr 2018 bestand ebenso die Möglichkeit als Bezugsperson mit Kindern bei uns aufgenommen zu werden.
Dieses Angebot nutzte eine Mutter mit ihren Kindern.
Von diesen insgesamt 49 Kindern und Jugendlichen konnten wir 22 wieder in ihre Herkunftsfamilie rückführen. 17 Minderjährige wurden in eine Folgeeinrichtung, sprich in einer LangzeitWG fremduntergebracht. 4 Jugendliche wurden nach Thalham oder Traiskirchen gebracht um dort die Antragsstellung für den Asylantrag zu machen. Und wiederrum 4 Jugendliche verließen die KurzzeitWG neMo auf eigenen Wunsch.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 2018 der Kinder und Jugendlichen in neMo lag bei 33 Tagen.
Aufnahmen 2018
KJH 28
Selbstmelder*innen 6
Aufgriffe 10
uumF 2
Auszeit 2
Bezugsperson mit Kindern 1
Marion Jordan, MSc
Teamleitung Kurzzeit WG neMo
Was ist Gewalt? Wie kann ich mich davor schützen? Wann und wo soll ich mir Hilfe holen?
Was ist Gewalt? Wie kann ich mich davor schützen? Wann und wo soll ich mir Hilfe holen?
Das sind nur einige Fragen, die mit dem Projekt Bärenstark an Tiroler Volksschulen beantwortet werden. Fragen, die nicht neu sind, aber immer wieder gestellt werden. Vielerorts ist es ein Tabu, über Gewalt zu reden. Manche reagieren sprachlos, weil Gewalt so schrecklich und unfassbar ist, andere sind davon fasziniert, wieder andere verharmlosen sie und erkennen sie nicht.
Prävention in Schulen umfasst Gespräche mit den Lehrer*innen und Schulleiter*innen, einführende Elternabende und Gruppenarbeiten mit den Kindern in 2-teiligen Workshops. Das Ziel des Projekts ist die Aufklärung und Stärkung der Kinder zum Schutz vor Gewalt. Folgende Themen werden in den Workshops bearbeitet und besprochen: der respektvolle Umgang miteinander (hinhören, sprechen und sprechen lassen, hinschauen), Gefühle und deren Körperreaktionen, Unterscheidung zwischen guten und schlechten Geheimnissen, Gewaltformen, konstruktive Lösungsmöglichkeiten, Selbstbewusstsein, Sensibilisierung gegenüber Mobbing, Möglichkeiten, sich an andere zu wenden und sich Hilfe zu holen.
Im Jahr 2018 wurden im Rahmen des Projekts „Bärenstark“ Präventionen an 21 Volksschulen durchgeführt. Insgesamt wurden 33 Klassen, deren Lehrer*innen und Bezugspersonen angesprochen. Im Jahr 2018 nahmen die Schulen VS Silz, VS Untermieming, VS Roppen, VS Arzl, VS Sautens, VS Tumpen, VS Mötz, VS Obsteig, VS Stams, VS Mils, VS Wattens-Kirchplatz, VS Mieders, VS Kolsassberg, VS Ampass, VS Fritzens, VS Zirl, VS Tulfes, VS Wildermieming, VS Söll, VS Arzl Innsbruck und VS Daniel-Sailer-Schule Innsbruck am Projekt Bärenstark teil.
Wir trafen auf durchwegs engagierte Lehrer*innen und Direktor*innen, die auch nach den Workshops an der Thematik weitergearbeitet haben. Großes Interesse mit 14 Elternabenden erlebten wir im Bezirk Innsbruck-Land. Im Oberland fanden hingegen nur 4 Elternabende im Zuge von Schulforen statt.
Dipl.-Soz.pädin Martina Kammerlander
Die Kinderschutz Kindergruppen sind ein niederschwelliges und kostenloses Angebot, in dem Kinder, welche Opfer und / oder Zeug*innen häuslicher Gewalt wurden, Hilfe und Unterstützung erfahren können. 2011 wurde die erste Gruppe angeboten, in den letzten sechs Jahren haben sich die Kindergruppen zu einem festen und wichtigen Bestandteil der Kinderschutzarbeit entwickelt. Seit 2014 konnten dank der Unterstützung des Handl Tyrol Hilfsfonds auch in Imst Kinderschutz Kindergruppen angeboten werden.
Das Angebot der Kindergruppen richtet sich an Mädchen und Buben zwischen 6 und 11 Jahren. Kinder die häuslicher Gewalt ausgesetzt waren, können in der Gruppe Sicherheit und Stärkung erfahren. Auch für Kinder mit Mobbingerfahrungen stellen unsere Gruppen ein wichtiges Auffangbecken dar.
Die Kinder haben in der Gruppe die Möglichkeit ihre Ängste, Unsicherheiten und Schwierigkeiten auszudrücken. Dabei erfahren sie Hilfe und Unterstützung durch die anderen Gruppenmitglieder und die zwei Gruppenleiter*innen. In der Kindergruppe stehen die Aktivierung von Ressourcen und die Förderung der Stärken jeder Einzelnen im Vordergrund. Dies kann zur Stabilisierung des Selbstwertes beitragen. Spielerisch werden in dem sicheren Rahmen der Gruppe neue Erfahrungen gemacht und das Gefühl vermittelt, mit den vergangenen, belastenden Erfahrungen nicht allein zu sein. Die Kinder werden ermutigt, sich mitzuteilen. Dadurch können sie voneinander lernen und neue Verhaltensmöglichkeiten erproben. In der Gruppe wird methodisch vielfältig gearbeitet. Durch freies Spiel, kreatives Gestalten, Rhythmik und Rollenspiele können die Kinder alternative Beziehungserfahrungen machen und ihre Ressourcen stärken.
Auch der Fokus auf Elternarbeit und Netzwerkorientierung ist uns ein großes Anliegen. Es gibt zu Beginn und am Ende jeder Gruppe ein Gespräch mit den Bezugspersonen. Je nach Bedarf werden auch gemeinsame Gespräche mit ambulanten Betreur*innen und Sozialarbeiter*innen der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe angeboten. Das ist besonders wertvoll, um einen ganzheitlichen Blick auf das Familiensystem zu erhalten. Damit ist es uns möglich, bereits während der laufenden Gruppe individuell passende Hilfsangebote auszuarbeiten und gegebenenfalls zu installieren. Für uns ist wesentlich, dass wir mit unseren Gruppen ein niederschwelliges Angebot bereitstellen, in dem es uns auch möglich ist, mit sozial schwächer gestellten Familien zusammenzuarbeiten und Brücken zu weiterführenden Angeboten und Einrichtungen zu bauen.
2018 gab es wieder einige Veränderungen für die Innsbrucker Kindergruppen. Eine der Gruppenleiter*innen, Sabine Hochenburger, verabschiedete sich im Herbst 2018 vom Kinderschutzzentrum, dafür durften wir Simon Klingseis als Kindergruppenleitung begrüßen. Mit Simon Klingseis können wir erstmals auch eine männliche Gruppenleitung für die Kinder zur Verfügung stellen, was sich als besonders wertvolle Ressource herausstellte.
Insgesamt konnten wir in Innsbruck drei Kindergruppen anbieten. Die ersten beiden Kindergruppen fanden unter der Leitung von Hannah Steinlechner, MA und Sabine Hochenburger (Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision) statt. Seit Oktober 2018 werden die Innsbrucker Kindergruppen von Hannah Steinlechner, MA und Simon Klingseis, BA geleitet.
An der ersten Gruppe von Jänner bis März 2018 nahmen vier Kinder teil, zwei Mädchen und zwei Buben. An der zweiten Gruppe von April bis Juni 2018 nahmen drei Kinder teil, ein Mädchen und zwei Buben. An der dritten Kindergruppe von Oktober bis Dezember 2018 nahmen wieder vier Kinder teil, zwei Mädchen und zwei Buben. Die Kindergruppen fanden 2018 in den Räumlichkeiten der Tiroler Kinder und Jugend GmbH statt. Die Kinderschutz Kindergruppen sind für die Teilnehmer*innen kostenlos.
Hannah Steinlechner, MA