Das Jahr 2020 war geprägt von der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen. Die Tiroler Kinder und Jugend GmbH hatte bei der Bewältigung dieser Gesundheitskrise eine wichtige Funktion zu erfüllen.
Wenn die Situation zuhause ohnehin schon angespannt ist oder unterschwellig bereits Gewaltstrukturen vorhanden sind, können Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen, die den Alltag des vergangenen Jahres bis heute prägten und prägen, für Kinder und Jugendliche dramatische Folgen haben. War zu Beginn der Pandemie eine Art „Schockstarre“ zu spüren, in der die Betroffenen keinen Kontakt nach Außen hatten und auch keine Beratungsangebote in Anspruch nehmen konnten oder wollten, so fehlte überdies auch ein beobachtendes Umfeld von Kindergartenpädagog*innen und -pädagogen, Lehrpersonen sowie Ärzt*innen und Ärzten, die Verdachtsfälle meldeten. Daher war es mir ein besonders wichtiges Anliegen, dass das Beratungs- und Unterstützungsangebot des Kinderschutz Tirol durchgehend aufrechterhalten werden konnte. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle Mitarbeiter*innen und Mitarbeiter für ihre Flexibilität und Kreativität, mit der sie den erschwerten Umständen begegneten.
Nicht unerwähnt bleiben darf die wertvolle Arbeit, die Tirols Schulsozialarbeiter*innen und Schulsozialarbeiter geleistet haben: Nach Ende der Osterferien 2020 waren die SCHUSOs wieder an „ihren“ Schulen im Einsatz und unterstützen unter anderem bei der Kontaktaufnahme mit Schüler*innen und Schülern, die bis dahin nicht erreicht wurden. Hierbei konnte der Kontakt zu 210 von 242 Schüler*innen und Schülern oder deren Erziehungsberechtigte hergestellt werden – dies entspricht einer ‚Erfolgsquote‘ von ca. 87 Prozent. Mit zwischenzeitlicher Rückkehr der Schüler*innen und Schüler an die Schulen tauchten neben Themen wie Leistungsdruck, familiäre Probleme oder Cybermobbing auch Fragen rund um die Corona-Krise auf. Erziehungsberechtigte nahmen das Beratungsangebot insbesondere bei Schwierigkeiten in Bezug auf das Homeschooling in Anspruch – dies reichte von Tipps zur Lern- und Tagesstruktur bis hin zu Informationen über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten.
Mit dem Fachbereich fleX wurden 2020 wichtige Institutionen im Bereich der betreuten Wohnplätze und Beratungsangebote für Kinder und Jugendliche in akuten Krisensituationen sowie längerfristig konzipierte Begleitkonzepte im Rahmen des betreuten Wohnens und intensiv betreuten Wohnens für Jugendliche zusammengeführt.
Rückblickend auf dieses ereignisreiche Jahr möchte ich als ressortzuständige Landesrätin aufrichtig Danke sagen und weiterhin um die bewährte engagierte Zusammenarbeit zugunsten unserer Kinder und Jugendlichen in Tirol bitten – denn miteinander sind wir füreinander da.
Gabriele Fischer
Landesrätin für Kinder- und Jugendhilfe
„Die Flexibel ist unser höchstes Gut!“,
pflegte der frühere Landesrettungskommandant bei Führungskräfteschulungen für Katastrophen und Großschadensereignissen stets zu sagen. Ich habe noch nie ein Jahr erlebt, in dem ich so oft an diesen Satz denken musste, wie im Jahr 2020.
Allen wurde viel abverlangt: uns Erwachsenen, jedoch auch im Besonderen den Kindern und Jugendlichen, die unsere Hauptzielgruppe sind.
Unser aller Bemühen war, den Kontakt aufrecht zu erhalten, wieder auf zu nehmen, erreichbar zu sein. Homeoffice im Kinderschutz? In der Schulsozialarbeit? In der Gewaltprävention? In den KrisenWG’s? Im betreuten Wohnen? Rasch wurde uns klar, dass dies für unsere Bereiche, für die Heranwachsenden in großen Belastungssituationen, mit Gewalterfahrungen, bei sexuellen Übergriffen, bei Schwierigkeiten im familiären und sozialen Umfeld … schwer machbar ist. Und so galt unsere Energie der Herstellung von Voraussetzungen, die ein qualitatives Arbeiten im Sinne unseres Auftrags unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben ermöglicht. Damit war auch Homeoffice für die Verwaltung und Fachbereichsleitungen beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.
Somit geht mein erster Dank nach innen – zu all unseren Mitarbeiter*innen: ihr ward 2020 sehr gefordert, mehr noch als sonst. Die Bearbeitung und Unterstützung bei persönlichen Krisen unserer Zielgruppen im Kontext einer globalen Krise erfordert viel Stärke, Mut und Vertrauen. All dies habt ihr im vergangenen Jahr bewiesen! Danke! Begleitet und geleitet wurden sie von den Fachbereichsleitungen, die unter sehr hohem persönlichem Einsatz ihren Tätigkeiten nachgekommen sind.
Das Verwaltungsteam hat sich um Aufrechterhaltung des „Normalen“, bemüht. In einem kollektiven Kraftakt haben wir Strukturen geschaffen, die auch neue Formen des Arbeitens ermöglicht haben.
Wenn ich zurückschaue, war unsere größte gemeinsame Leistung jedoch nicht, bestehendes so gut wie möglich aufrecht zu erhalten, sondern allen Widrigkeiten zu trotzen und mitten in einer Pandemie Neues zu gründen, an Organisationsstrukturen zu arbeiten, also die mittel- und langfristigen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.
Meine Dankbarkeit richtet sich auch nach außen: Danke an Alle, die mit uns zusammenarbeiten, uns unterstützen, uns weiterhelfen, uns vertrauen, gemeinsame und ähnliche Ziele verfolgen und auf die wir in diesem einschneidenden Jahr zählen konnten.
Ein besonderer Dank geht an Frau Landesrätin Fischer, die in diesem schwierigen Jahr konsequent und hartnäckig versucht hat, die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse und Nöte von Kindern und Jugendlichen zu richten und auf die Notwendigkeit von Ressourcen und Mittel hinzuweisen.
Petra Sansone
Geschäftsführerin Tiroler Kinder und Jugend GmbH
Die Tiroler Kinder und Jugend GmbH, Prävention Beratung Begleitung Schutz, leistet mit ihrem Aufgabenbereich einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, die in ihrem häuslichen oder schulischen Umfeld mit Belastungen, Schwierigkeiten oder Gewalt konfrontiert sind.
Je nach Standort bzw. Tätigkeitsfeld handelt es sich jeweils um sozialarbeiterische, (sozial)pädagogische, psychologische und/oder psychotherapeutische Angebote.
Hierfür baut die Tiroler Kinder und Jugend GmbH auf drei Säulen:
Der Kinderschutz Tirol besteht aus fünf Beratungsstellen in Innsbruck, Imst, Wörgl, Lienz und Reutte. Die Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, die von körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt betroffen sind. Sie und ihre Bezugspersonen werden von uns in Form von Beratung, Prozessbegleitung und Psychotherapie untersützt und begleitet.Zudem bietet der Kinderschutz psychotherapeutische Kindergruppen an. Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren, die direkt oder indirekt von Gewalt betroffen sind, finden hier ein fachlich fundiertes Angebot.
Soziale Arbeit & Schule ist mit der SCHUSO – Schulsozialarbeit unter dem Motto „offen – freiwillig – vertraulich“ Anlaufstelle für Schüler*innen und deren Umfeld in Form von sozialarbeiterischen Beratungen, Präventionsarbeit, Interventionen, sozialen Gruppenarbeiten, Weitervermittlung, Öffentlichkeitsarbeit, Mitgestaltung des Schulalltags sowie gemeinwesen- und sozialraumorientierter Arbeit. Die Expert*innen stehen den Kindern und Jugendlichen, aber auch deren Erziehungsberechtigten und Lehrer*innen zur Verfügung. Zusätzlich ist das Angebot der Gewaltprävention an Schulen hier verankert.
Im Fachbereich fleX – Beratung Begleitung Wohnen – sind die Kriseneinrichtung für Kinder und Jugendliche mit der Turntable WG Kufstein und der KurzzeitWG neMo in Schwaz angesiedelt. Die Turntable WG (12-18 Jahre) und die KurzzeitWG neMo (6 – 14 Jahre) bieten Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen einen Schutzraum und vorübergehende Begleitung. Ziel ist in erster Linie die Stabilisierung und Entlastung der_des Jugendlichen. Unter Einbezug des Familien- und Helfer*innensystems wird in weiterer Folge gemeinsam mit dem_der Jugendlichen an einer längerfistigen Perspektive gearbeitet. Im baseCamp – betreutes Wohnen werden Jugendliche in die Selbständigkeit begleitet und unterstützt.
Die Angebote in allen Einrichtungen sind für Betroffene kostenlos.
Mag.a Dr.in Petra Sansone, MAS,
Geschäftsführerin Tiroler Kinder und Jugend GmbH
Das Jahr 2020 war von großen Herausforderungen geprägt. Dennoch ist es uns gelungen, auch während der Corona-Pandemie für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche und deren Bezugssysteme da zu sein und unsere Angebote aufrecht zu erhalten.
Und es gibt auch Grund zur Freude: im Kinderschutzzentrum in Imst konnten wir im Oktober eine zusätzliche Stelle besetzen und damit unsere Angebote für die Bezirke Landeck und Imst an den regionalen Bedarf anpassen.
Die durch die Coronakrise und Lockdowns erschwerten Rahmenbedingungen für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche einerseits, sowie die mit der Pandemie verbundenen zusätzlichen Anforderungen bei der Umsetzung unserer Angebote und unserer fachlichen Arbeit andererseits, prägten das Arbeitsjahr maßgeblich. Vor allem im Hinblick auf die Einschränkungen der Face-to-Face Kontakte mussten flexible Lösungen im Hinblick auf den Klient*innenkontakt sowie die Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen geschaffen werden.
Die weitere Digitalisierung des Fachbereichs wurde ein plötzlich dringliches Erfordernis, die Umstellung auf telefonische Kontakte sowie flexible digitale Gesprächssettings von heute auf morgen notwendig. Es zeichnet die Mitarbeiter*innen des Fachbereichs aus, mit welchem Krisenmanagement, welcher Flexibilität, guten Ideen, Engagement sowie Tatkraft immer wieder Lösungen gefunden wurden, um unsere Angebote aufrecht erhalten zu können.
Auch die interne Weiterentwicklung kam nicht zu kurz. In Telearbeitsarbeitspaketen und in unseren Klausuren konnten wir uns mit der Aktualisierung unseres Arbeitshandbuches beschäftigen und uns auch vertieft mit dem Thema der Einschätzung der Gefährdung und der Orientierungsphase in der Kinderschutzarbeit auseinandersetzen.
Im Zuge des jährlichen Projekts im Rahmen der Plattform gegen Gewalt in der Familie war es uns ein Anliegen, unseren Bekanntheitsgrad als Opferschutzeinrichtung zu verbessern. In Zusammenarbeit mit der MMS Imst wird ein Imagefilm der Kinderschutzzentren mit Focus auf die bessere Erreichbarkeit von Jugendlichen entstehen, im November lief ein Spot im IVB Infoscreen, am Tag der Kinderrechte konnten wir die Kinderschutzzentren über ein Radiointerview auf Life Radio und einen TT Artikel in die breite Öffentlichkeit bringen. Zudem wurde die Homepage dem aktuellen Stand angepasst sowie aktualisiertes Informationsmaterial erarbeitet. Die geplanten „Tage der offenen Türe“ sowie geplante Plakataktionen wurden aufgrund der Pandemie verschoben.
Zudem konnten auch 2020 wieder Polizeischulungen durchgeführt und die therapeutischen Kindergruppen weiter stattfinden bzw. ausgebaut werden.
Die Angebote der Kinderschutzzentren richten sich an von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche (bis zum 18. Lebensjahr) selbst, deren Bezugssysteme sowie an alle, die in ihrer beruflichen Arbeit oder privat mit diesem Problem konfrontiert werden. Die Kinderschutzzentren stellen kostenlose Angebote zur Verfügung. Wir bieten ein maßgeschneidertes, umfassendes Unterstützungsangebot für unsere Klient*innen und bemühen uns um die rasche Klärung eines entsprechenden Hilfsangebots für das betroffene Kind/den betroffenen Jugendlichen. Die professionelle Kooperation mit anderen Hilfseinrichtungen und den Kinder- und Jugendhilfereferaten ist ein Grundsatz unserer Arbeit. Öffentlichkeitsarbeit und Fortbildungstätigkeiten gehören auch zum Tätigkeitsfeld der Kinderschutzzentren und werden nach Maßgabe der vorhanden Ressourcen durchgeführt.
21 fachliche Mitarbeiter*innen in den fünf Kinderschutzzentren konnten 2020 mit 7510 Kontakten Unterstützung und Hilfe für unsere Zielgruppen bieten – vielen Dank für euren Einsatz!
Die folgenden Zahlen und Grafiken beziehen sich auf alle Kinderschutzzentren der Tiroler Kinder und Jugend GmbH mit den Standorten Innsbruck, Imst, Lienz, Wörgl und Reutte und unsere Gruppenangebote.
Mag.a Astrid Lanza,
Fachbereichsleitung Kinderschutz Tirol
2020 kontaktierten uns 2.285 Personen und suchten Hilfe und Unterstützung bei den Einrichtungen des Kinderschutzes. Davon waren 636 Kinder und Jugendliche.
Es kam im Jahr 2020 zu 7.510 Beratungskontakten. Es handelt sich hier zum einen Teil um Beratungen, Psychotherapien oder Prozessbegleitungen für von Gewalt betroffene Kinder oder Jugendliche, die über längere Zeit regelmäßig in die Kinderschutzzentren kommen. Zum anderen Teil handelt es sich hier um Beratungen von Bezugspersonen, sowie von professionellen Fachkräften wie Pädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Kindergartenpädagog*innen, Lehrer*innen u.a., die in Bezug auf Kinder und Jugendliche eine Gefährdung vermuten oder befürchten. Wir unterstützen diese professionellen Helfer*innen gerne darin, gemeinsam eine Einschätzung zu treffen und bei Bedarf weitere Schritte zu planen.
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche erfordert intensive Beratungstätigkeiten mit den Betroffenen und ihrem familiären und sozialen Umfeld. Darum nehmen wir immer wieder an Helfer*innenkonferenzen teil oder leiten diese an. Nur so kann auch längerfristig Schutz und Hilfe für die von Gewalt betroffenen Kinder und Jugendlichen und die Unterstützung der Eltern/Erziehungsberechtigten gewährleistet werden. Dazu gehört häufig auch die Arbeit mit der Gewalt ausübenden Person innerhalb der Familie. Dabei bleibt unser Fokus immer auf den Bedürfnissen des betroffenen Mädchens oder Jungens.
Anzahl Klient*innen 2285
Beratungen/ Psychotherapien 7510
Von den insgesamt 636 Kindern und Jugendlichen, die in unseren Einrichtungen in Innsbruck, Imst, Lienz, Wörgl und Reutte zu Beratungen und Psychotherapien kamen oder das Angebot der psychosozialen Prozessbegleitung in Anspruch nahmen, waren 328 weiblich und 308 männlich. Dies entspricht einer prozentuellen Aufteilung von 52 % Mädchen und 48 % Burschen.
In der graphischen Darstellung der demographischen Verteilung ist klar zu erkennen, dass der Anteil der weiblichen Kinder und Jugendlichen in allen angeführten Altersklassen höher ist als jener der männlichen Kinder und Jugendlichen.
Klient*innen im Alter von
0 bis 6 Jahren: weiblich 5 männlich 10
7 bis 14 Jahren: weiblich 112 männlich 84
15 bis 19 Jahren: weiblich 211 männlich 214
gesamt 636
Wir sind in Tirol die wichtigste Anlaufstelle zum Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, einschließlich des Verdachtes auf sexuelle Gewalt. Darum stellt diese Arbeit auch unseren Hauptschwerpunkt dar. Aber auch zu anderen Themen wie z. B. physische und psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche werden wir häufig kontaktiert.
Erläuternd sei erwähnt, dass jeweils nur das Hauptthema, mit dem Kinder/Jugendliche zu uns kommen, in der Statistik abgebildet wird. Meist sind Kinder von mehreren Gewaltformen betroffen. Sexuelle Gewalt hat auch immer etwas mit Zwang und psychischer Gewalt im Sinne des Machtmissbrauchs zu tun.
Beratungsinhalt | Beratungskontakte |
Sexuelle Gewalt und Verdacht auf sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und gegen Frauen | 4084 |
Physische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und gegen Frauen | 1136 |
Psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und gegen Frauen | 978 |
Psychische Probleme, psychosomatische Symptome | 332 |
Familiensystem / Scheidung / Trennung / Konflikte im familiären Umfeld | 617 |
Psychosoziale Probleme | 195 |
Täterarbeit | 46 |
Vernachlässigung | 93 |
Sonstige Themen | 29 |
Gesamtsumme | 7510 |
Wer stellt den Kontakt zum Kinderschutz her?
Für uns ist es sehr wichtig, zu wissen, wie der Kontakt der Klient*innen zu unseren Einrichtungen hergestellt wird. Kontaktaufnahmen können durch die Klient*innen selbst oder das Bezugssystem bzw. durch das private Umfeld erfolgen, oder über professionelle Fachkräfte, die beruflich mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, hergestellt werden. So können wir auch gezielte Öffentlichkeitsarbeit leisten, um uns als Facheinrichtung zu institutionalisieren.
Kontakt durch das private Umfeld 1042
Kontakt durch Professionelle 1001
Ohne Angaben 242
Kontakt durch die Familie/ Klient*innen selbst und durch das private Umfeld | Anzahl | Summe |
Klient*innen selbst | 246 | |
Erziehungsberechtige | 730 | |
Nachbar*innen | 2 | |
Verwandte | 64 | 1042 |
Kontakt durch Professionelle | Anzahl | Summe |
Kinder- u. Jugendhilfe | 14 | |
Sonstige Professionelle | 770 | |
Stationäre Einrichtungen | 130 | |
Schulpsychologie | 9 | |
Schule, Kindergarten | 73 | |
Ärzt*innen, Klinik | 5 | |
Gericht | 0 | 1001 |
Ohne Angaben | 242 | |
Gesamtsumme | 2285 |
Unsere Einrichtungen bieten seit 2002 psychosoziale und juristische Prozessbegleitung an. Das heißt, dass wir Kinder und Jugendliche und deren Bezugspersonen bei polizeilichen Anzeigen und während des Strafverfahrens unterstützen und begleiten. An unserer Seite haben wir Rechtsanwält*innen, die unsere Klient*innen bestmöglich vor Gericht vertreten, Akteneinsicht nehmen und im Vorfeld den Kindern/Jugendlichen und deren Eltern die oft schwierige juristische Materie erklären.
Mädchen 80
Burschen 35
Bezugspersonen 28
Für die Familien entstehen so keine Anwalts- und Gerichtskosten und die Kinder und Jugendlichen sowie deren Bezugspersonen können möglichst schonend durch den meistens sehr belastenden Prozess eines Gerichtsverfahrens hindurchgehen.
Im Jahr 2020 waren dies insgesamt 143 Fälle. Davon wurden 49 Fälle aus den Vorjahren übernommen und 94 Prozessbegleitungen starteten 2020.
Es wurden 115 Kinder und Jugendliche und 28 Bezugspersonen betreut.
Mag.a Elke Luwitsch,
Leitung Controlling und Finanzen
Seit einigen Jahren habe ich die spannende und schöne Aufgabe, als Vertreterin des Kinderschutzes gemeinsam mit dem Gewaltschutzzentrum, dem Tiroler Frauenhaus und dem Kriseninterventionszentrum zweitägige Seminare zum Thema Gewalt und Opferschutz zu gestalten.
Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass im Bereich der Exekutive großes Interesse besteht – Fragen zur Gewaltdynamik in Familien, zum Umgang mit traumatisierten Kindern in Einvernahmesituationen, zu den unterschiedlichen Tätertypen, den rechtlichen Aspekten des Opferschutzes aber auch zum persönlich emotionalen Anteil beim Thema sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Seminar zu thematisieren. In Diskussionen, Filmbeiträgen und Vorträgen werden die Opfer von sexueller oder physischer Gewalt in den Fokus gestellt.
Über ein tieferes Verständnis zum Thema Gewalt zu verfügen, bedeutet auch für uns Helfer*innen – sei es die Polizei oder aber auch andere Berufsgruppen – mit Opfern behutsamer, kompetenter und unaufgeregter umzugehen. Die Polizeischüler*innen lernen zudem die Arbeit der Institutionen kennen, die ihnen als Kooperationspartner*innen zur Seite stehen.
Dass wir als Kinderschutzzentren Teil der Ausbildung zukünftiger Polizist*innen sind, ist sehr bedeutsam. Das gegenseitige Verständnis für die oft sehr unterschiedlichen Rollen der Hilfseinrichtungen einerseits und der polizeilichen Arbeit andererseits wächst und eine wertschätzende Kooperation wird ermöglicht. Am Ende profitieren die Opfer von Gewalt.
Es macht große Freude und Mut im Laufe dieser beiden Tage zu erleben, dass wir ein gemeinsames Ziel haben: zum Schutz der Opfer beizutragen – jeder in seiner Rolle, auf seine Art und Weise und doch gemeinsam.
DSA Bianca Villunger,
Psychotherapeutin Kinderschutzzentrum Innsbruck
Seit 2011 sind die therapeutischen Kindergruppen ein fixer Bestandteil im Angebot des Kinderschutz Tirol der Tiroler Kinder und Jugend GmbH.
Dieses Angebot richtet sich an Kinder im Alter von 6 – 11 Jahren, die Opfer und/oder Zeug*innen von Gewalt geworden sind, seien es Formen häuslicher Gewalt, als auch Mobbing an der Schule oder Formen von Mobbing via soziale Medien, Cyber-Grooming und ähnliche Gewalt.
Die Kinder und ihr Bezugssystem (Eltern, Leiter*innen von Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche) finden das Angebot vielfach über eine Beratung oder Begleitung im Kinderschutz, wo im Anschluss daran noch die Unterstützung einer therapeutischen Gruppe zur Stabilisierung und beginnenden Bearbeitung einer möglichen Traumatisierung angeboten wird. Weitere Kooperationspartner*innen hier sind die Kinder- und Jugendhilfe der jeweiligen Bezirke, ambulante Familienhelfer*innen, aufmerksame Lehrer*innen und die Kolleg*innen der Schulsozialarbeit.
Das Angebot ist kostenlos und niederschwellig, jede Gruppe bildet eine in sich geschützte Einheit mit 10 Terminen, die von zwei Psychotherapeut*innen geleitet wird. Parallel dazu finden unterstützende Gespräche mit den relevanten Bezugspersonen statt, um auch außerhalb der Gruppe bzw. im Anschluss nach den 10 Einheiten dabei zu unterstützen, den Kindern eine sichere Basis des Heranwachsens bieten zu können.
Im Herbst/Winter 2019/2020 haben wir das Angebot in Innsbruck um eine zweite Gruppe erweitert, um zum einen ein größeres Angebot an verfügbaren Zeitfenstern anbieten zu können, und um zum anderen die Gruppen auch altersmäßig und entwicklungspsychologisch gut zusammenstellen zu können. Nach einem kompakten Start sind wir leider im März 2020 wie so viele und vieles andere stark ausgebremst worden und die Gruppen sind in einen „Lockdown“ gegangen. Es ist jedoch gelungen, mit allen Kindern den Kontakt zu halten, um dann im Juni 2020 die Gruppen weiterzuführen und auch eine Sommergruppe anbieten zu können.
Im Herbst 2020 hat nach einer langen Suche nach geeigneten Räumlichkeiten auch der Kinderschutz in Lienz mit einer Kindergruppe beginnen können.
Die Themen, mit denen wir uns in den Gruppen vorwiegend spielerisch und kreativ auseinandersetzen, sind der Umgang mit den eigenen Grenzen, der Schutz dieser, das Holen und Annehmen von Hilfe und Unterstützung. Die Kinder werden auch gestärkt durch das Teilen belastender Erfahrungen mit den anderen Kindern, durch das Erkennen eigener Bedürfnisse, das Stärken von Ressourcen und vor allem durch das Erleben, mit belastenden Erfahrungen nicht allein zu sein. Das Angebot ist für die Teilnehmenden kostenlos.
Mag.a Natalie Knapp MSc,
Koordinatorin Kindergruppen
Der Fachbereich Soziale Arbeit & Schule umfasst
Unterstützungsangebote am Lebensraum Schule – 2020:
Durch präventive, ganzheitliche und nachhaltige Angebote werden
Schüler*innen, Lehrer*innen sowie Erziehungsberechtigte unterstützt
und informiert. Der Fachbereich setzt sich auch für sozial- und bildungspolitische Belange ein.
Die SCHUSO – Schulsozialarbeit wurde auch 2020 weiter ausgebaut – hinzu kamen mit 01.09.2020 die Mittelschule Prutz-Ried u.U., die Mittelschulen sowie die Polytechnische Schule Fügen.
COVID-19 und die damit einhergehenden Verordnungen wirkten sich sehr stark auf den Schul- und Arbeitsalltag aus.
Die Schulsozialarbeiter*innen haben den jeweiligen Ersatzbetrieb vor Ort durchgehend unterstützt. Die jeweiligen Schulleitungen wurden gebeten, das Angebot bzw. die Erreichbarkeit zu bewerben (Schulhomepage, per Post, Email, SchoolFox, EduPage et cetera) – selbstverständlich nutzten wir hierfür auch unsere eigenen Kanäle (www.schuso.at, Facebook und Instagram).
Während des Ersatzbetriebs gab es vermehrt Beratungen von Schüler*innen zu den Themen COVID-19, Cybermobbing, Leistungsdruck, familiäre Probleme, Vereinsamung und Zukunftsängsten. Die Fälle, bei denen eine sozialarbeiterische Beratung nicht mehr ausreichten, stiegen – dann waren eine Weitervermittlung an psychotherapeutische Angebote oder bei Kindeswohlgefährdung eine Meldung an die Kinder- und Jugendhilfe von Nöten.
Erziehungsberechtigte nahmen das Beratungsangebot insbesondere bei Schwierigkeiten in Bezug auf das Homeschooling in Anspruch – dies reichte von Tipps zur Lern- und Tagesstruktur bis hin zu Informationen für finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten wie z.B. dem Digi-Scheck, dem COVID-Arbeitnehmer*innenfonds oder dem Corona-Familienhärteausgleichsfonds.
Parallel arbeiteten unsere SCHUSO auch diverse Arbeitspakete ab, um das schulsozialarbeiterische Angebot weiterzuentwickeln.
Nach den Osterferien unterstützten unsere Schulsozialarbeiter*innen unter anderem bei der Umsetzung des Erlasses des BMBWF zur Kontaktaufnahme mit Schüler*innen, die bisher nicht erreicht wurden. Hierbei wurden 210 von 242 Schüler*innen oder deren Erziehungsberechtigte erreicht – dies entspricht einer „Erfolgsquote“ von ca. 87%.
Fazit: wir haben unser Angebot stets dem Bedarf und den Handlungsmöglichkeiten angepasst.
Für die Schüler*innen haben wir die Stimme erhoben und uns für eine ehest mögliche (Teil-)Öffnung der Schulen eingesetzt sowie deren Bedürfnisse bei den politisch Verantwortlichen deponiert: Kinder und Jugendliche brauchen, sowie Erwachsene auch, soziale Kontakte und Interaktion. Die Lockdowns haben in puncto Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit ihre Spuren hinterlassen – dem muss in Form von Klasseneinheiten und Gruppenarbeiten vermehrt entgegengewirkt werden, um insbesondere die sozialen Kompetenzen der Schüler*innen zu fördern.
Übersicht
Anzahl der Schüler*innen 2.931
Beratungen mit Schüler*innen 8.176
Einzelberatungen 5.913
Gruppenberatungen 2.263
Beratungen insgesamt 9.976
Anzahl der Erwachsenen 856
Beratungen mit Erwachsenen 1.800
Bärenstark – Gewaltprävention an Volksschulen stand im Jahr 2020 – wie so viele Bereiche – vor neuen Herausforderungen.
Geplant war, wöchentlich insgesamt mit drei Klassen in den Bezirken Innsbruck Stadt, Innsbruck Land, Imst und Landeck zum Thema Gewaltprävention zu arbeiten. Alle Termine für das Sommersemester waren ausgebucht und die Vorfreude bei allen Beteiligten sehr groß.
Mit dem ersten Lockdown Mitte März erfuhren die Workshops ein plötzliches Ende. Die Schüler*innen befanden sich im Distance Learning und die Bärenstark Mitarbeiter*innen in Telearbeit.
Die Zeit wurde genutzt um das Konzept zu überarbeiten, das Angebot weiterzuentwickeln und die Informationen für die Schüler*innen, die Schulen sowie die Erziehungsberechtigten zu aktualisieren.
Die Methoden wurden einem „Corona Sicherheitscheck“ unterzogen und teilweise angepasst – stets mit der Hoffnung so bald wie möglich wieder mit den Schüler*innen vor Ort arbeiten zu können.
Inhaltlich unverändert aber methodisch „corona-tauglich“ starteten die Workshops mit großer Nachfrage und Erweiterung eines neuen Teams in Reutte im September ins Wintersemester.
Bis zur Schaltung der schulinternen Corona-Ampeln auf „Rot“ Mitte Oktober und der damit einhergehenden Regelung, dass keine schulfremden Personen an die Schulen dürfen, konnten im Jahr 2020 an 10 Volksschulen, in 17 Klassen 303 Schüler*innen erreicht werden.
Aufgrund der Corona-Maßnahmen war eine Umsetzung von Informationsabenden für Erziehungsberechtigte nur zweimal möglich.
Von Oktober bis Dezember arbeiteten die Bärenstark Mitarbeiter*innen intensiv daran, die Workshops auch online anbieten zu können, um den Kindern auf diesem Weg Unterstützung rund ums Thema Gewalt näher bringen zu können.
Fragen rund um den Umgang mit Gewalt sind unverändert aktuell, nicht nur bei den Schüler*innen selbst, sondern speziell auch bei Erziehungsberechtigten und Lehrpersonen, welche letztendlich das Projekt anfordern. Wir erfahren immer mehr Offenheit sich diesem Thema zu stellen.
Der Workshop wird in zwei Teilen angeboten. Hervorzuheben ist, dass zwei Workshops nur einen Teil der umfassenden Prävention darstellen. Die Einbeziehung der Lehrpersonen und Erziehungsberechtigten sind eine wichtige Basis für die Wirkkraft dieser Arbeit. So werden im Vorfeld ausführliche Direktor*innenen- und Lehrer*innen-Informationsgespräche sowie Informationsabende für Erziehungsberechtigte und im Nachhinein ein Abschlussgespräch mit den Lehrpersonen angeboten.
Der erste Teil des Workshops beinhaltet die Stärkung der Schüler*innen. Beginnend werden wichtige Gesprächsregeln für das gemeinsame Arbeiten formuliert, welche den Schüler*innen als generelle Orientierung für einen positiven zwischenmenschlichen Umgang dienen und somit die Grundlage für einen gewaltfreien Umgang darstellen. Weiterhin werden die Themen Gefühle und Berührungen erarbeitet und die Schüler*innen dabei für den Unterschied zwischen angenehm und unangenehm sensibilisiert. Sie werden bestärkt, auf ihr eigenes Gefühl zu hören, besonders bei der Frage: Wer darf mich wo berühren?
Stark sein heißt, sich gut zu kennen. Darüber hinaus lernen die Schüler*innen Möglichkeiten kennen sich gegenseitig zu stärken und zu ermutigen und wie gut es tut Stärkung und Ermutigung zu erfahren.
Im zweiten Teil geht es konkret um das Thema Gewalt. Zeichnerisch und spielerisch werden die unterschiedlichen Formen der Gewalt erarbeitet und gleichzeitig über Lösungsmöglichkeiten nachgedacht. Die Schüler*innen lernen Grenzen zu setzen und diese auch zu respektieren – sie lernen den Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen und erarbeiten bei wem sie sich Hilfe holen können. Abschließend erfahren die Schüler*innen, wie wertvoll es ist, Vertrauen zu wagen und sich auf die Klassengemeinschaft zu verlassen. Somit wird das WIR-Gefühl gestärkt.
Der Verein Junge Stadt Innsbruck hat die Tiroler Kinder und Jugend GmbH mit der Koordination der Lesepat*innen betraut. Nadine Schulte hat hierfür im Zuge ihres Praktikums ein konkretes Konzept erstellt und setzt dieses auch 2020 um.
Für das Lesepat*innenprojekt war es ein turbulentes Jahr und so ganz anders als gedacht. Zu Beginn des Jahres, waren wir an drei Schulen vertreten. Einer Volksschule und zwei Mittelschulen. Mit den ersten Covid-19 Fällen mussten wir an diesen Schulen pausieren, da unsere 19 Pat*innen größtenteils Senior*innen sind. Kurz vor unserer Zwangspause durften wir aber noch zusammen Fasching feiern.
Wie viele andere auch, mussten wir umdenken und wollten weiterhin Schüler*innen die Möglichkeit geben mit Hilfe unseres Projektes ihre Lesekompetenz zu verbessern. Das ONLINE Lesepat*innenprojekt wurde gestartet und läuft an einer Volksschule seither sehr gut. Hier helfen 13 Pat*innen den Schüler*innen beim Lesen lernen, für jeweils 30 Minuten über ZOOM.
Wir bedanken uns beim Verein Junge Stadt Innsbruck für das Vertrauen, bei unseren Schulen für die gute Zusammenarbeit sowie unseren Lesepat*innen für ihr Engagement!
Mag. (FH) Philipp Bechter,
Fachbereichsleitung
Mag.a (FH) Christina Steixner-Buisson,
Interne Koordination,
Innovations- & Qualitätsmanagement
Einleitend gilt es ganz besonders die Leistungen und das Engagement aller Mitarbeiter*innen im Fachbereich hervorzuheben und ein großes DANKE auszusprechen. Die coronabedingten Herausforderungen, Einschränkungen und die sich zum Teil täglich veränderten Anforderungen wurden und werden herausragend bewältigt, um den Kindern und Jugendlichen, die sich prinzipiell schon in sehr belastenden Situationen befinden, einen sicheren Ort und die entsprechende Unterstützung zu bieten.
Aus der Säule Turntable wurde 2020, allen pandemiebedingten Umständen zum Trotz, der Fachbereich fleX – Beratung Begleitung Wohnen. Der Fachbereich erfuhr trotz der außerordentlichen Herausforderung eine Erweiterung der Angebote im Bereich des Krisen- und Übergangswohnens für Kinder und Jugendliche sowie im Rahmen des betreuten und intensiv betreuten Wohnens für Jugendliche. Neben dem Turntable ergänzen nun auch die KurzeitWG neMo sowie das baseCamp (BeWo) den Fachbereich fleX.
Die Bezeichnung „fleX“ steht hierbei für die Flexibilität im Sinne der bedarfsorientierten Passung von Angebotsstrukturen und Prozessen mit Blick auf die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen junger Menschen. Zentral ist dabei die proaktive (Weiter-)Entwicklung und Umsetzung von Unterstützungsangeboten für Kinder und Jugendliche mit belastenden Biografien und Lebenssituationen, die temporär oder längerfristig außerfamiliäre Unterstützung in Form von professionellen Beratungs-, Begleit- und Wohnangeboten benötigen.
Die Ausmaße und Langzeitfolgen der Einschränkungen der Covid 19 Pandemie sowie die dadurch bedingten veränderten Lebenssituationen sind insbesondere für die Kinder und Jugendlichen noch schwer ein- bzw. abzuschätzen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass die von uns betreuten Jugendlichen im Wohnbereich die Hygienemaßen und die Einschränkungen im alltäglichen Leben sehr ernst genommen und mitgetragen haben. Speziell für unsere Zielgruppe, die in sehr belasteten Lebenssituationen im Wohnbereich aufgenommen werden, haben neben den psychosozialen Belastungen, den zu bewältigenden Entwicklungsaufgaben nun zusätzlich noch mit den Herausforderungen umzugehen, dass der direkte Kontakt mit der Peergruppe im öffentlichen Raum sowie Treffen mit wichtigen Bezugspersonen nicht bzw. nur eingeschränkt und zumeist nur mehr digital möglich war bzw. ist. Außerdem stellt für viele Jugendliche das sogenannte Homeschooling oder distance learing eine zusätzliche Erschwernis dar und mündet nicht selten in zusätzlichen Überforderungssituationen. Es lässt sich beobachten, dass je länger die Einschränkungen und zusätzlichen Belastungsfaktoren anhalten, desto schwieriger gestaltet sich die Situation für unsere Zielgruppe. Unabhängig davon wie lange die Einschränkungen noch aufrecht bleiben werden, gilt es die zusätzlichen Belastungen für die Kinder und Jugendlichen sehr genau im Blick zu behalten und psychosoziale Unterstützungsangebote, insbesondere für Heranwachsende, weiter auszubauen und weiterzuentwickeln.
Kontakt
Tel.: 05372 20320
Mobil: 0664 882 660 64
Email: info@turntable-kufstein.at
Feldgasse 28, 6330 Kufstein
Übersicht Anfragen/Aufnahmen:
Anfragen im Wohnbereich: 263
Aufnahmen im Wohnbereich: 32
In den Folgezeitraum (2021) übernommen: 4
263 Anfragen, wobei hier Mehrfachanfragen für eine Jgdl. enthalten sind. Von den 32 Aufnahmen im Wohnbereich waren 17 Mädchen und 15 Burschen. Das durchschnittliche Alter liegt bei rund 15 Jahren.
Aufenthaltsdauer im Wohnbereich
mittlere Aufenthaltsdauer: 48 Tage
Die Schwankungsbereite der Aufenthaltsdauer liegt dabei zwischen 2 und 164 Tagen.
Gliederung nach Herkunftsbezirken
Kufstein: 17
Innsbruck-Stadt: 4
Innsbruck-Land: 3
Kitzbühel: 2
Schwaz: 2
Landeck: 1
Lienz: 1
Imst: 1
anderer Staat: 1
Wohnsituation nach Beendigung
Verselbständigung: 4
zu sonstigen Angehörigen: 3
sonstige: 3
Rückführung (Herkunftssystem): 14
Folgeeinrichtung: 8
MMag. Manfred Bitschnau
Fachbereichsleitung fleX
noch einen Moment orientieren, Innehalten, durchatmen, sich sicher fühlen.
Die KurzzeitWG neMo ist seit August 2020 das zweite Krisen- und Übergangswohnangebot für Kinder und Jugendliche der Tiroler Kinder und Jugend GmbH und erweitert den Fachbereich fleX mit einem zusätzlichen Wohn-, Betreuungs- und Beratungsangebot für Heranwachsende in Krisensituationen. Die Herausforderungen, die mit der Übernahme eines laufenden Betriebs einhergehen, erhielten durch die Pandemie eine zusätzliche Dimension. Dennoch ist mit vereinten Kräften und der tatkräftigen Unterstützung sämtlicher Beteiligter die Integration in die Strukturen und Prozesse der Tiroler Kinder und Jugend GmbH gelungen. Nachwievor beherbergt uns das SPZ St. Martin und bis heute sind wir für die ausgezeichnete Kooperation mit Herrn Direktor Georg Kiechl, Frau Direktorstellvertreterin Marion Jordan und dem Team des Sekretariats des SPZ St. Martin sehr dankbar.
Die KurzzeitWG neMo steht Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 14 Jahren rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche als Schutzraum zur Verfügung. Das Wohnbereichsangebot umfasst insgesamt acht Wohnplätze für einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen, wobei stets zwei Plätze für unmündige, unbegleitete, minderjährige geflüchtete Kinder und Jugendliche freigehalten werden.
Unser Auftrag ist immer darauf fokussiert, den Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort und die Möglichkeit zur Orientierung in äußerst schwierigen Lebensphasen bieten zu können. Dabei ist für die Qualität des Angebotes die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen sowie die transparente Ausgestaltung von Strukturen und Prozessen essenziell. Außerdem legen wir großen Wert auf die enge Zusammenarbeit und Vernetzung mit den Eltern bzw. Herkunftssystemen, der Kinder- und Jugendhilfe sowie anderen Systempartner*innen.
Die Kinder und Jugendlichen werden im Rahmen des Betreuungsprozesses von einem Mitarbeiter*innentandem (Bezugstandem) begleitet. Das Tandem richtet dabei den Fokus grundsätzlich auf die drei Ebenen der Clearing-, Stabilisierungs-, und Perspektivarbeit. Flankiert durch adäquate Möglichkeiten zur Beteiligung wird den Kindern und Jugendlichen ein bedarfs- und bedürfnisorientiertes Setting geboten. Dazu werden gemeinsam Methoden erarbeitet, die den Kindern und Jugendlichen helfen können, sich und ihre Bedürfnisse (er)kennen zu lernen und dementsprechend zu artikulieren.
Die Grundpfeiler der Traumapädagogik leiten unsere Arbeit als roten Faden durch den Alltag und bieten einen sicheren Rahmen, in dem den Kindern und Jugendlichen der Aufbau eines positiven Selbstbildes ermöglicht wird bzw. sie einen Rahmen erfahren, indem die (Weiter-)Entwicklung des Selbstwertgefühls und Selbstbewusstseins ermöglicht wird.
Zu den Zahlen der nachstehenden Statistik ist zu ergänzen, dass diese sich ausschließlich auf den Zeitraum von 01.08. bis 31.12.2020 beziehen.
Übersicht Anfragen/Aufnahmen
Anfragen Wohnbereich: 46
Aufnahmen Wohnbereich: 17
In den Folgezeitraum (2021) übernommen: 6
Von den 17 Aufnahmen im Wohnbereich waren 10 Mädchen und
7 Burschen. Das durchschnittliche Alter betrug (gerundet) 12 Jahre.
Aufenthaltsdauer im Wohnbereich
mittlere Aufenthaltsdauer: 43 Tage
Schwankungsbereite der Aufenthaltsdauer liegt zwischen 4 und 153 Tagen.
Herkunft nach Bezirken
Schwaz: 5
Innsbruck Stadt: 3
Imst: 2
Kufstein: 2
Innsbruck Land: 1
Lienz: 1
andere Bundesländer/Staaten: 3
Wohnsituation nach Auszug
Rückkehr ins Herkunftssystem: 4
Folgeeinrichtung: 3
sonstige: 4
Die neMo war im beschriebenen Zeitraum fast durchgängig voll belegt, was zur Folge hatte, dass wir sehr vielen Anfragen nicht mit einer Aufnahme in den Wohnbereich begegnen konnten und entsprechend häufig Absagen aussprechen mussten. Es ist in diesem Zusammenhang immer wieder deutlich zu beobachten, dass die Anzahl der zur Verfügung stehenden Krisenplätze dem Bedarf zumeist nicht gerecht werden können.
Zudem verlängert sich die geplante Aufenthaltsdauer im Wohnbereich oft deshalb, da auch geeignete außerfamiliär betreute Wohnplätze in sozialpädagogischen bzw. sozialpädagogisch-therapeutischen Wohngemeinschaften knapp bzw. nicht verfügbar sind und so die Kinder und Jugendlichen nicht selten viel länger als die konzeptionell festgelegten 12 Wochen im Wohnbereich verbringen.
Kontakt
Tel.: 05242 65225
Email: info@nemo-schwaz.at
St. Martin 16, 6130 Schwaz
Joëlle Erpelding, MA
Teamleitung neMo
begleitetes Wohnen für Jugendliche
Das baseCamp – begleitetes Wohnen für Jugendliche, ergänzt seit Sommer 2020 den Fachbereich fleX mit einem Angebot der sogenannten „Vollen Erziehung“ der Kinder- und Jugendhilfe Tirol. Die Konzeption umfasst langfristige Begleitkonzepte im Rahmen der betreuten und intensivbetreuten Einzelwohnplätze für Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahre (max. 21 Jahre) in Kufstein. Dabei werden den Jugendlichen Kleinwohnungen zur Verfügung gestellt, in denen sie grundsätzlich selbständig wohnen und von unseren Mitarbeiter*innen bis zur Selbständigkeit begleitet und unterstützt werden.
Gemeinsam mit dem baseCamp Team ist es gelungen, Strukturen, Prozesse sowie Rahmenbedingungen zu entwickeln, die die Konzeption von möglichst individuellen Betreuungs- bzw. Begleitkonzepten ermöglichen und dadurch zu einem hohen Maß an Bedarfs- und Bedürfnisorientierung beitragen können. Bis Ende des Jahres konnten drei BeWo-Plätze von Jugendlichen bezogen werden, wobei die weiteren Ausbauschritte im Jahr 2021 folgen werden.
Kontakt
Tel.: 0664 426 27 94
Email: info@base-camp.tirol
Feldgasse 28, 6330 Kufstein
MMag. Manfred Bitschnau
Fachbereichsleitung fleX