Wie Sie aus diesem Bericht ersehen können, ist das Jahr 2017 mit einem weinenden und einem lachenden Auge zu betrachten. Mit einem weinenden wohl deshalb, weil wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass unsere Einrichtungen Kinderschutz, Schulsozialarbeit und Turntable notwendiger denn je sind.
2.053 betreute Klient*innen und 6.042 Beratungen bzw. Psychotherapien in der Säule Tiroler Kinderschutz sprechen eine deutliche Sprache. Ein weiteres wesentliches Thema und Merkmal unserer Arbeit ist auch darin zu sehen, dass die von uns betreuten Kinder und Jugendlichen meist ein Bündel von Problemen mit sich zu tragen haben. Diese Komplexität stellt natürlich eine große Herausforderung für unsere Mitarbeiter*innen dar und bedarf größtmöglicher Anstrengungen.
Vor einem Vierteljahrhundert wurden in Innsbruck und in Lienz die ersten Kinderschutzzentren Tirols eröffnet. Unser Jubiläumsjahr war manchmal laut. Es war ereignisreich, es war aufregend und es gab immer wieder Anlass zum Nachdenken, aber auch zum Feiern. Am 22. November haben wir dies gebührend im Tiroler Landhaus mit zahlreichen Gästen getan. Dieser Höhepunkt unserer Jubiläumsfeierlichkeiten war und ist ein Beispiel dafür, was Teamgeist bewirken kann. Miteinander wurde aus einer ersten vagen Idee ein großartiges Fest, welches für viel positive Resonanz sorgte und uns Kraft für unsere zukünftige Arbeit gibt. Kinderschutzarbeit, Beratung, Therapie und Prozessbegleitung werden inzwischen auch in den Kinderschutzeinrichtungen Wörgl und Imst seit nunmehr 15 Jahren erfolgreich angeboten. Neu hinzugekommen ist mit Ende 2017 eine Beratungseinrichtung im Bezirk Reutte, im Innovationszentrum in Pflach.
Ein lachendes Auge haben wir auch deshalb, weil wir uns sehr geehrt fühlen, dass sicherlich neben ebenso geeigneten Sozialeinrichtungen die Tiroler Kinder und Jugend GmbH vom Land Tirol für das Projekt neMo (noch einen Moment orientieren) ausgewählt wurde. Im Sozialpädagogischen Zentrum St. Martin in Schwaz wurde im Mai eine Kurzzeit-WG eröffnet, in der Kinder und Jugendliche einen sicheren Ort finden, wenn innerhalb der Familie die Lage zu eskalieren droht. Dies betrachten wir nicht nur als Ehre, sondern auch als Auszeichnung für die bisher geleistete Arbeit. Wir stellen uns gerne der Herausforderung, auch in diesem Bereich eine positive und professionelle Arbeit zu leisten.
Zur Jahresmitte durfte die Tiroler Kinder und Jugend GmbH in Innsbruck den Umzug in generalsanierte, helle Räumlichkeiten in Angriff nehmen. Ein kleiner Schritt geografisch gesehen, liegt das neue Büro der Tiroler Kinder und Jugend GmbH doch direkt unter dem Kinderschutzzentrum Innsbruck. Ein Schritt jedoch mit umso größerer Wirkung: Im Juni stießen die beiden Fachbereichsleiter des Kinderschutzes und der Schulsozialarbeit mit unterschiedlichen Funktionen und Schwerpunkten zu uns. Geschäftsführung, Fachbereichsleitungen und das Back-Office sind nun im 1. Stock der Museumstraße vereint und somit klar getrennt von der inhaltlichen Arbeit des Kinderschutzzentrums Innsbruck. Dem Umzug der GmbH in eigene Räumlichkeiten folgte eine veränderte Wahrnehmung von innen und außen.
Besonders bedanken möchte ich mich bei den bewährten Teams mit ihren Fachbereichsleiter*innen: Ohne die Übernahme der Verantwortung und damit einer inhaltlichen Stärkung wäre eine derartige Weiterentwicklung im Jahr 2017 nicht möglich gewesen.
So konnte Fachbereichsleiter Mag. (FH) Philipp Bechter sein mittlerweile 32-köpfiges SCHUSO-Team weiter ausbauen und in Telfs einen weiteren und wichtigen Standort im September eröffnen. Die Installation einer Fachbereichsleitung für den Tiroler Kinderschutz mit Mag. Martin Schölzhorn erwies sich als äußerst positiv und die räumliche Trennung zwischen inhaltlichem Team und Verwaltung bringt für beide Bereiche eine enorme Entlastung. Die Leiterin der Turntable WG Kufstein, DSA Katharina Neuschmid, kann sich nunmehr mit gleichwertigen Kollegen auf Leitungsebene über inhaltliche und strukturelle Themen austauschen und hat ihr Team in bewährter Weise erfolgreich durch das Jahr 2017 geführt.
Leider gibt es seit einigen Jahren ähnliche Signale: Trotz hoher Anforderungen und steigender Klient*innenzahlen sind Budget und Fördermittel knapp, der bürokratische Aufwand steigt und die Kinder und Jugendlichen, die im Mittelpunkt all unserer Bemühungen stehen, konfrontieren uns mit immer schwierigeren, komplexeren Problemlagen. Ein Spagat, der uns vor außerordentliche Herausforderungen stellt. Dass es trotz dieser oft schwierigen Situation erneut gelungen ist, uns weiterzuentwickeln und weiterhin Präventionen, Beratung, Begleitung, Schutz und jede Menge Unterstützung für Kinder und Jugendliche in Tirol auf die Beine zu stellen, ist den engagierten Teams zu verdanken, die unter dem Dach der Tiroler Kinder und Jugend GmbH arbeiten.
Dafür ein Dankeschön an die Teams Back-Office, SCHUSO, Kinderschutz, Turntable und neMo und jedem einzelnen Mitarbeiter und jeder einzelnen Mitarbeiterin, die diese schwierige Arbeit tagtäglich leisten. Bedanken möchte ich mich auch beim Land Tirol, den Tiroler Gemeinden und unseren Fachgremien, den Förder*innen und unseren Spender*innen für die Unterstützung und Förderung, die das Gelingen unserer Arbeit erst möglich macht.
Mag.a Karin Hüttemann
Geschäftsführung Tiroler Kinder und Jugend GmbH
Die Tiroler Kinder und Jugend GmbH betreibt vier Säulen. Zum einen die Tiroler Kinderschutzeinrichtungen mit den Standorten Innsbruck, Imst, Lienz, Wörgl und Reutte. Zum anderen die Schulsozialarbeit Tirol, mit Standorten in Imst, Innsbruck, Rum, Jenbach, Wörgl, Kufstein, Lienz, Nußdorf/Debant und Telfs. Seit September 2013 zählt auch die Krisenwohngemeinschaft Turntable in Kufstein zu den Einrichtungen der Tiroler Kinder und Jugend GmbH. Die vierte und neueste Säule stellt seit August 2017 die Arbeitskräfteüberlassung der Kurzzeitwohngemeinschaft neMo in Schwaz dar.
neMo
Kurzzeit Wohngemeinschaft Schwaz
Das Jahr 2017: für den Tiroler Kinderschutz ein sehr intensives und dichtes Arbeitsjahr – ein Rückblick aus Sicht der Fachbereichsleitung.
Für mich persönlich ermöglicht das Erstellen des Jahresberichtes für den Tiroler Kinderschutz ein kurzes Innehalten, um die wichtigsten Ereignisse aus fachlicher Sicht bewusst zu machen.
Beginnen möchte ich meinen Rückblick im Juni 2017: ich übersiedelte am 12.Juni, gemeinsam mit dem Fachbereichsleiter der SCHUSO Phillip Bechter, von meinem Übergangsbüro in der Sillgasse nun endlich in die Museumstraße 11, in den 1.Stock.In der gleichen Zeit übersiedelten die ganze Verwaltung und die GF Karin Hüttemann aus den Räumen des Kinderschutzzentrums Innsbruck im 2.Stock auch in den 1.Stock der Museumstraße. Aus fachlicher Sicht ein Meilenstein für das Kinderschutzzentrum in Innsbruck, da nun für die sieben fachlichen Mitarbeiter*innen endlich mehr Platz entstand: für die Verwaltung und auch für die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, sowie deren Bezugspersonen. Die Tiroler Kinder und Jugend GmbH als Träger der Tiroler Kinderschutzzentren hatte nun auch eigene Räumlichkeiten erhalten: neue, komplett renovierte, schöne Büros für die GF, das komplette Verwaltungsteam, die Fachbereichsleitung der Schulsozialarbeit in Tirol und die Fachbereichsleitung des Tiroler Kinderschutzes.Rückblickend bin ich sehr dankbar, dass das Kinderschutzzentrum in Innsbruck nun eigene Räumlichkeiten hat, die auch in Zukunft ein professionelles Angebot für gewaltbetroffene Kinder und Jugendliche garantieren.
Mein Rückblick wandert nun in den November 2017: am 22.November fand im Festsaal des Landhauses die 25-Jahr-Feier des Tiroler Kinderschutzes statt und am 23.November veranstalteten wir den Fachaustausch der österreichischen Kinderschutzzentren.Im Mittelpunkt des Festvortrages von Georg Kohaupt bei der 25-Jahr-Feier stand der Kinderschützer, die Kinderschützerin: Selbst- und Fremdbilder einer bemerkenswerten Profession.Diesem Vortrag lauschten im überfüllten Saal, stehend und sitzend, ca.200 Personen.Die Mitarbeiter*innen-Ehrung, als Dankeschön für die anspruchsvolle Arbeit, rundete die Feierlichkeit ab.
Der Fachaustausch der österreichischen Kinderschutzzentren am darauffolgenden Tag stand unter dem Motto „Berufsrisiken und Entwicklungschancen für Mitarbeiter*innen im Kontext der Kinderschutzarbeit – eine Bestandaufnahme!“. Wir durften an diesem Tag ca. 15 Mitarbeiter*innen aus anderen Kinderschutzzentren begrüßen: der fachliche Austausch stand dabei im Mittelpunkt des Geschehens. Ein juristischer und ein psychotherapeutischer Workshop am Nachmittag dieses Tages vertiefte auf sehr unterschiedliche Weise die beschriebene Thematik dieses Austausches. Sehr müde, aber auch zufrieden, ging für mich der Fachaustausch am späten Nachmittag zu Ende.
Die nächste Station des Rückblickes nimmt Bezug auf die jährliche Kinderschutzfortbildung, die wir jedes Jahr veranstalten. Einerseits für unsere Mitarbeiter*innen und andererseits auch für externe Fachpersonen, die Interesse haben daran teilzunehmen. Wir begrüßten in diesem Jahr die Psychologin und Psychotherapeutin Susy Signer-Fischer. Der Titel der 2-tägigen Fortbildung lautete „Angst und Sicherheit – Hypnosystemische Methoden mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Kontext der Kinderschutzarbeit“. Die zwei spannenden Tage gestaltete diese Fachfrau aus der Schweiz sehr kurzweilig, mit angeleiteten Trancereisen, theoretischen Inputs und Gruppenarbeiten, in denen die Teilnehmer*innen sich in den unterschiedlichsten Rollen ausprobieren konnten.
Die letzte Station des diesjährigen Rückblickes auf das Jahr 2017 gilt der Aufbauarbeit des neuen Kinderschutzzentrums in Reutte. Die Raumsuche gestaltete sich als sehr herausfordernd, mit vielen Höhen und Tiefen, vor allem für Mag.a Karin Hüttemann, die hier hauptverantwortlich die Suche koordinierte. Auch die Personalsuche stellte sich als Herausforderung dar: zum Glück haben sich über unterschiedlichste Kontakte jedoch zwei Frauen beworben, die fachlich schon viel mitbrachten und sich auch gut ergänzen können. Anfang Dezember starteten wir in Übergangsbüros im Innovationszentrum in Pflach mit viel Elan und Pioniergeist, obwohl die Infrastruktur noch nicht stand.Im nächsten Jahresbericht werde ich von der offiziellen Eröffnung berichten, die am 12.Februar 2018 stattfinden wird. Auf jeden Fall wünsche ich uns alles Gute für die Aufbauarbeit im Jahr 2018.
Zum Abschluss möchte ich mich recht herzlich für die Zusammenarbeit im Jahr 2017 bedanken:
bei allen fachlichen Mitarbeiter*innen der fünf Kinderschutzzentren
bei der Verwaltung
bei der Geschäftsführung Mag.a Karin Hüttemann
bei der Fachabteilung der Kinder- und Jugendhilfe
beim Büro der Landesrätin Dr.in Christine Baur
bei vielen diversen Institutionen, die wir im Kinderschutz als Netzwerkpartner*innen für unsere Arbeit benötigen
Fachbereichsleitung
Mag. Martin Schölzhorn
Aktuell bestehen wir aus fünf Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche (bis zum 18. Lebensjahr), die von körperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt betroffen sind.
In diesem Zusammenhang beraten und begleiten wir auch deren Bezugspersonen, allen voran deren Familien, aber auch Lehrer*innen, Kindergärtner*innen, Pädagog*innen und Sozialarbeiter*innen und andere helfende Berufsgruppen, die mit den Kindern/Jugendlichen in Kontakt stehen.
Wir informieren Helfer*innen, die mit Kindern/ Jugendlichen arbeiten, über Signale und Symptome, die von Gewalt betroffene Kinder aussenden.
Uns ist besonders wichtig, dass unser Angebot anonym und kostenlos ist.Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Bedürfnisse der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Wir orientieren uns an den Wünschen und Ressourcen der Betroffenen und versuchen in einer ruhigen und wertschätzenden Atmosphäre gemeinsam an nächsten Schritten und v.a. an Möglichkeiten zur Selbsthilfe zu arbeiten. Oberstes Ziel ist der Schutz der Kinder und Jugendlichen.
Aufgrund der Abhängigkeit und Hilfsbedürftigkeit von Kindern kann es bei Gefährdung manchmal auch notwendig werden, die Position der Beratung zu verlassen und aktiv Schritte zum Kinderschutz einzuleiten. Dabei arbeiten wir gemeinsam mit der Kinder- und Jugendhilfe und anderen Kooperationspartner*innen an Hilfeplänen, um Schutz und sichere Rahmenbedingungen für eine gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen herzustellen. Dabei ist es uns sehr wichtig, alle Schritte mit den Betroffenen abzusprechen. Die enge Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und Kooperationspartner*innen ist ein wesentliches Element unserer Arbeit, da vor allem in Zusammenhang mit der Dynamik in Gewaltprozessen ein sehr umsichtiges und vernetztes Arbeiten unabdingbar ist.
Wir beraten und informieren auch über gerichtliche und außergerichtliche Möglichkeiten. Im Fall einer Anzeige bieten wir den Kindern/Jugendlichen und deren Bezugspersonen Prozessbegleitung an. Das heißt, wir informieren über das Verfahren, klären alle auftretenden Fragen, begleiten zu Gericht und stellen Jurist*innen an die Seite. Dieses Angebot ist ebenfalls kostenlos.
In manchen Fällen ist es notwendig, den Kindern und Jugendlichen ein therapeutisches Angebot im Kinderschutzzentrum zu stellen, da diese aufgrund der Ereignisse an zahlreichen Symptomen einer Traumafolgestörung leiden. Alle Berater*innen unserer Einrichtung sind mehrfach qualifiziert: sozialarbeiterische/sozialpädagogische/psychologische Grundausbildung, Psychotherapieausbildung mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendpsychotherapie, und Kenntnisse zur Traumatherapie und Gewaltthemen sind grundlegend.
Wir bieten auch Kindergruppen für akut von häuslicher Gewalt betroffene Kinder an. Mit dem Ziel, „psychische Erste Hilfe“ zu leisten. Dabei kommen Elemente der Traumapädagogik zum Tragen. Wesentliche Schwerpunkte dabei sind die Stabilisierung der Kinder und bei Bedarf die Erarbeitung weiterer notwendiger und sinnvoller Hilfestellungen.
Gewalt gegen Kinder kann aus unserer Sicht nur im Kontext psychischer, sozialer, ökonomischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge verstanden werden. Daher sind, über die Einzelfallarbeit hinaus, Auseinandersetzungen mit Gewalt fördernden Umständen und Möglichkeiten der Veränderung auf sozialer und gesellschaftspolitischer Ebene Arbeitsbereiche des Kinderschutzes.
Öffentlichkeitsarbeit und Präventionsprojekte sollen die Öffentlichkeit sensibilisieren und Kinder in ihrer Wahrnehmung und ihrem Selbstvertrauen stärken.
Persönliche oder telefonische Einzelberatungen, Paar- und/oder Familiengespräche
Beratung Professioneller Helfer*innen
Psychotherapie, speziell für traumatisierte Kinder und Jugendliche
Prozessbegleitung
Sozialpädagogische Kindergruppen
Präventionsprojekte an Schulen
Schulungen und Seminare zum Thema Gewalt gegen Kinder und Jugendliche
Vernetzung und Koordination von Hilfsangeboten
Mitarbeit in Arbeitsgruppen zum Thema Gewalt an Kindern und Jugendlichen
Durchführung einschlägiger Fortbildungsveranstaltungen
Die folgenden Zahlen und Grafiken beziehen sich auf alle Kinderschutzeinrichtungen der Tiroler Kinder und Jugend GmbH mit den Standorten Innsbruck, Imst, Lienz und Wörgl.
2017 kontaktierten uns 2.053 Personen und suchten Hilfe und Unterstützung bei den Einrichtungen des Kinderschutzes. Davon waren 513 Kinder und Jugendliche.
Es kam im Jahr 2017 zu 6.042 Beratungskontakten. Der Großteil sind Beratungen und Psychotherapien mit von Gewalt betroffenen Kindern oder Jugendlichen, die über längere Zeit regelmäßig in die Beratungsstellen kommen.Zum anderen Teil handelt es sich hier um Beratungen von Bezugspersonen, sowie von Professionellen, will heißen, Pädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Kindergartenpädagog*innen, Lehrer*innen usw., die in Bezug auf Kinder und Jugendliche eine Gefährdung vermuten oder befürchten. Wir unterstützen diese Professionellen Helfer*innen gerne darin, gemeinsam eine Einschätzung zu treffen und eventuelle weitere Schritte zu planen.
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche erfordert intensive Beratungstätigkeiten mit den Betroffenen und ihrem familiären und sozialen Umfeld. Darum nehmen wir immer wieder an Helfer*innenkonferenzen teil oder leiten diese an. Nur so kann auch längerfristig Schutz und Hilfe für die von Gewalt betroffenen Kinder und Jugendlichen und die Unterstützung der Eltern/Erziehungsberechtigten gewährleistet werden. Dazu gehört auch die Arbeit mit der Gewalt ausübenden Person innerhalb der Familie. Dabei bleibt unser Fokus immer auf den Bedürfnissen des betroffenen Mädchens oder Jungens.
Anzahl Klient*innen: 2053
Beratungen/Psychotherapien: 6042
Von den insgesamt 513 Kindern und Jugendlichen, die in unseren Einrichtungen in Innsbruck, Imst, Lienz und Wörgl zu Beratungen und Psychotherapien kamen oder das Angebot der psychosozialen Prozessbegleitung in Anspruch nahmen, waren 308 weiblich und 205 männlich. Dies entspricht einer prozentuellen Aufteilung von 60 % Mädchen und 40 % Burschen.
In der graphischen Darstellung der demographischen Verteilung ist klar zu erkennen, dass der Anteil der weiblichen Kinder und Jugendlichen in allen angeführten Altersklassen höher ist als jener der männlichen Kinder und Jugendlichen. So sind z.B.in der Altersklasse 15 – 19 Jahre von 161 Jugendlichen 101 weiblich.
Alter | weiblich | männlich |
---|---|---|
0 bis 6 Jahre | 34 | 26 |
7 bis 14 Jahre | 173 | 119 |
15 bis 19 Jahre | 101 | 60 |
Wir sind in Tirol die wichtigste Anlaufstelle zum Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, einschließlich des Verdachtes auf sexuelle Gewalt. Darum stellt diese Arbeit auch unseren Hauptschwerpunkt dar. Aber auch zu anderen Themen wie z.B.physische und psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche werden wir immer häufiger kontaktiert.
Erläuternd sei erwähnt, dass jeweils nur das Hauptthema, mit dem Kinder/Jugendliche zu uns kommen, in der Statistik abgebildet wird. Meist sind Kinder von mehreren Gewaltformen betroffen. Sexuelle Gewalt hat auch immer etwas mit Zwang und psychischer Gewalt im Sinne des Machtmissbrauchs zu tun.
Beratungsinhalt | Beratungskontakte |
---|---|
Sexuelle Gewalt und Verdacht auf sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche | 3440 |
Physische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche | 1030 |
Psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche | 593 |
Psychische Probleme | 232 |
Familiensystem/ Scheidung/ Trennung | 362 |
Psychosoziale Probleme | 124 |
Täterarbeit | 26 |
Vernachlässigung | 141 |
Sonstige Themen | 94 |
Gesamtsumme | 6042 |
Für uns ist es sehr wichtig, zu wissen, wie der Kontakt der Klient*innen zu unseren Einrichtungen hergestellt wurde. Ob dieser durch die Klient*innen selbst oder die Erziehungsberechtigten bzw. durch das private Umfeld erfolgte, oder ob der Kontakt durch Professionelle hergestellt wurde. So können wir auch gezielte Öffentlichkeitsarbeit leisten, um uns als Facheinrichtung zu institutionalisieren.
Kontakt durch das private Umfeld | Anzahl | Summe |
---|---|---|
Klient*innen selbst | 197 | |
Erziehungsberechtige | 475 | |
Nachbar*innen | 5 | |
Verwandte | 56 | 733 |
Kontakt durch Professionelle | ||
BH/Jugendwohlfahrt | 170 | |
Sonstige Professionelle | 522 | |
Stationäre Einrichtungen | 130 | |
Schulpsychologie | 6 | |
Schule, Kindergarten | 40 | |
Ärzt*innen, Klinik | 16 | |
Gericht | 4 | 888 |
Ohne Angaben – Summe | 432 | |
Gesamtsumme | 2053 |
Unsere Einrichtungen bieten seit 2002 psychosoziale und juristische Prozessbegleitung an. Das heißt, dass wir Kinder und Jugendliche und deren Bezugspersonen bei polizeilichen Anzeigen und während des Strafverfahrens unterstützen und begleiten. An unserer Seite haben wir Rechtsanwält*innen, die unsere Klient*innen bestmöglich vor Gericht vertreten, Akteneinsicht nehmen und im Vorfeld die oft schwierige juristische Materie den Kindern, Jugendlichen und deren Eltern erklären.
Für die Familien entstehen so keine Anwalts- und Gerichtskosten und die Kinder und Jugendlichen sowie deren Bezugspersonen können möglichst schonend durch den meistens sehr belastenden Prozess eines Gerichtsverfahrens hindurchgehen.
Im Jahr 2017 waren dies insgesamt 96 Fälle. Davon wurden 21 Fälle aus den Vorjahren übernommen und 75 Prozessbegleitungen starteten 2017.
Es wurden 86 Kinder und Jugendliche und 10 Bezugspersonen betreut.
Statistik & Bericht
Mag.a Elke Luwitsch, Leitung Controlling und Finanzen
Mädchen: 53
Burschen: 33
Bezugsperson: 10
Vernetzungsarbeit im Rahmen der 25-Jahre-Feier des Tiroler Kinderschutzes und des Fachaustausches der österreichischen Kinderschutzzentren zum Thema „Kinderschutzarbeit in Österreich – quo vadis“?
Im Jahr 2017 veranstaltete der Tiroler Kinderschutz zwei besondere Vernetzungsveranstaltungen, in denen es darum ging, die Kinderschutzarbeit einerseits und die Profession der Kinderschützer_in andererseits fachlich einer breiten Öffentlichkeit (Politik, Verwaltung, andere Einrichtungen) vorzustellen.Dies wurde im Rahmen zweier Veranstaltungen umgesetzt: die 25-Jahr-Feier und der Fachaustausch der österreichischen Kinderschutzexpert*innen.
Dieses Projekt, mit dem 250 Personen erreicht wurden, wurde zu einem Großteil durch eine Förderung des BMFJ im Rahmen der Plattform gegen die Gewalt in der Familie finanziert.
Seit dem Jahr 2010 können aufgrund von großzügigen Spenden sowie Subventionen des Landes Tirol, Abt.Soziales, und der Stadt Innsbruck vorerst wieder Kindergruppen angeboten werden. Diese richten sich an Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, die unmittelbar und akut von häuslicher Gewalt – als Zeug*innen oder selbst betroffen sind. Der Fokus dieser Gruppen liegt darin, eine erste Einschätzung über den Hilfebedarf der betroffenen Kinder zu gewinnen und diesen mit traumapädagogischen Elementen und Stabilisierungstechniken dabei behilflich zu sein, das Erlebte zu verarbeiten.
Von den Schulen und den Eltern nehmen wir einen dringlichen Bedarf wahr, zu den Themen: Gewalt unter Kindern, Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und sexuelle Gewalt oder Übergriffe auf Kinder, mit den Klassen zu arbeiten.
Die Klassenlehrer*innen benötigen diesbezüglich Unterstützung durch Fachpersonen, die zu diesem Thema mit den Kindern in der Klasse arbeiten und zur Entlastung der emotionalen Situation beitragen. Den Eltern wie Lehrer*innen geht es dabei darum, dass ihre Kinder besser vor Gewalt geschützt sind. Das Programm dient dementsprechend in erster Linie der Stärkung von Kindern.
Dieses Projekt wird ebenfalls durch Spendengelder und eine Subvention des Landes Tirol, Abt.Bildung, finanziert und konnte somit auch im Jahr 2017 an Volksschulen in ganz Tirol angeboten werden.
Was ist Gewalt? Wie kann ich mich davor schützen? Wann und wo soll ich mir Hilfe holen?
Das sind nur einige Fragen, die mit dem Projekt Bärenstark an Tiroler Volksschulen beantwortet werden. Fragen, die nicht neu sind, aber immer wieder gestellt werden. Vielerorts ist es ein Tabu, über Gewalt zu reden. Manche reagieren sprachlos, weil Gewalt so schrecklich und unfassbar ist, andere sind davon fasziniert, wieder andere verharmlosen sie und erkennen sie nicht.
Seit dem Jahr 2013 sind Mitarbeiter*innen des Tiroler Kinderschutzes in verstärktem Maß außerhalb der Beratungsstelle unterwegs, um Kinder und Erwachsene für dieses Thema hellhörig zu machen. Kinderschutzarbeit muss schon beginnen, bevor Gewalt stattfindet. Erwachsene können Gewalt nicht verhindern, aber sie können ihren Kindern beibringen, dass sie sie unterstützen, ganz gleich, was passiert. Und dass es auch andere Personen außer den Eltern gibt, die das können. Eltern sind nicht immer verlässlich.
„Bärenstark“ – diesen Namen haben wir gewählt, weil er Kinder und Erwachsene anspricht und positiv wirkt. Wir wollen Kinder in ihrem Selbstbewusstsein stärken und dazu ermutigen, sich zu äußern – auch und vor allem in schwierigen Situationen. Auf diesem Hintergrund wurde das Konzept der Gewaltprävention entwickelt.
Prävention in Schulen umfasst zwei Module. Der erste Teil des Workshops beinhaltet die Stärkung der Kinder. Beginnend werden wichtige Regeln für das gemeinsame Arbeiten formuliert, welche den Schüler*innen als generelle Orientierung für einen positiven zwischenmenschlichen Umgang dienen. Weiterhin werden die Themen Gefühle und Berührungen erarbeitet und die Kinder dabei für den Unterschied zwischen angenehm und unangenehm sensibilisiert. Wir bestärken sie, sich auf ihr eigenes Gefühl zu verlassen, besonders bei der Frage: Wer darf mich wo berühren? Stark sein heißt, sich gut zu kennen, daher runden wir den ersten Teil mit Körperwissen ab.
Im zweiten Teil geht es konkret um das Thema Gewalt.Zeichnerisch und spielerisch werden die unterschiedlichen Formen der Gewalt erarbeitet und gleichzeitig über Lösungsmöglichkeiten nachgedacht. Die Kinder lernen Grenzen zu setzen und diese auch zu respektieren, den Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen und bei wem sie sich Hilfe holen können.Abschließend lernen sie Möglichkeiten kennen, sich gegenseitig zu stärken und zu ermutigen und wie gut es tut, Stärkung und Ermutigung zu bekommen.
Hervorzuheben ist, dass zwei Workshops nur der sogenannte „Tropfen auf den heißen Stein“ sein können und die Einbeziehung der Lehrpersonen und Eltern eine wichtige Basis für die Wirkkraft dieser Arbeit darstellt. Wenn die Eltern und andere Erziehungspersonen mit den Kindern genauer hinschauen, Ungerechtigkeiten frühzeitig erkennen, Grenzüberschreitungen nicht einfach hinnehmen, können sie sich eher vor Gewalt schützen. Dazu braucht es „bärenstarke“ Kinder und Erwachsene.
Mag.a Julia Millonig
war langjährige KiSCH-Mitarbeiterin und ist Psychotherapeutin in Innsbruck.
Sie begleitet die Mitarbeiterinnen inhaltlich für das Projekt „bärenstarke“ Kinder
Das Projekt „Bärenstark“ ging im April 2017 im Tiroler Oberland in die 2. Runde. Aufgrund 2 neuer Mitarbeiter*innen aus dem Bezirk Imst, wurde dieses Jahr das Augenmerk auf Schulen aus diesem Bezirk gelegt. Es wurden Präventionen an 6 Volksschulen durchgeführt.
Nach der Ausschreibung des Projekts an den Oberländer Schulen, war die Nachfrage an Präventionen so groß, dass alle Termine bereits bis ins Frühjahr 2018 ausgebucht waren.
An folgenden Volksschulen fand das Projekt statt: Imsterberg, Hermann Gmeiner Volksschule Imst, Silz, Roppen, Obsteig und Barwies.Hauptsächlich wurde mit 2.und 3.Klassen gearbeitet, wobei auch mehrstufige Klassen beteiligt waren. Insgesamt wurden von Mai bis Dezember 2017 elf Klassen mit 175 Schüler*innen, deren Lehrer*innen und Bezugspersonen angesprochen.
Als Ziel für 2018 gilt die Öffentlichkeitsarbeit nochmals aufzugreifen, um auch die entlegenen Schulen, beispielsweise in den Seitentälern des Oberlands, zu erreichen.
MMag.a Sabrina Öztas,
Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, (Karenz)
Dipl.–Sozialpädagogin Tatjana Rettenbacher
Dipl.–Sozialpädagogin Martina Kammerlander
In den letzten vier Monaten des Jahres 2017 fand das Projekt „Bärenstark“ an der VS Arzl in einer 4. Klasse und an der VS Hans- Sachs in Schwaz in drei Klassen der zweiten Schulstufe, sowie in zwei Mehrstufenklassen für Schüler*innen der zweiten Schulstufe statt.
In beiden Volksschulen zeigten sowohl die Lehrpersonen als auch die Eltern ein großes Interesse.
Insgesamt nahmen von September bis Dezember in Innsbruck-Land 86 Kinder mit ihren Lehrpersonen und Erziehungsberechtigten teil. Für zwei Kinder und ihre Familien suchten die Lehrpersonen zusammen mit dem Direktor im Anschluss weitere Hilfe im Kinderschutzzentrum.
Dipl.-Sozialpädagogin Stefanie Salcher
Verena Maria Welser, MEd
Die Kinderschutz Kindergruppen sind ein niederschwelliges und kostenloses Angebot, in dem Kinder, welche Opfer und/oder Zeugen häuslicher Gewalt wurden, Hilfe und Unterstützung erfahren können. 2011 wurde die erste Gruppe angeboten, in den letzten sechs Jahren haben sich die Kindergruppen zu einem festen und wichtigen Bestandteil der Kinderschutzarbeit entwickelt. Seit 2014 können dank der Unterstützung des Handl Tyrol Hilfsfonds in Imst und seit 2017 auch in Landeck Kinderschutz Kindergruppen angeboten werden.
Das Angebot der Kindergruppen richtet sich an Mädchen und Buben zwischen 6 und 11 Jahren. Kinder, die häuslicher Gewalt ausgesetzt waren, können in der Gruppe Sicherheit und Stärkung erfahren. Auch für Kinder mit Mobbingerfahrungen stellen unsere Gruppen ein wichtiges Auffangbecken dar.
Die Kinder haben in der Gruppe die Möglichkeit ihre Ängste, Unsicherheiten und Schwierigkeiten auszudrücken. Dabei erfahren sie Hilfe und Unterstützung durch die anderen Gruppenmitglieder und die zwei Gruppenleiter*innen. In der Kindergruppe stehen die Aktivierung von Ressourcen und die Förderung der Stärken jedes Einzelnen im Vordergrund. Dies kann zur Stabilisierung des Selbstwertes beitragen. Unterstützt wird dieser Prozess durch Therapiehündin Emma.
Spielerisch werden in dem sicheren Rahmen der Gruppe neue Erfahrungen gemacht und das Gefühl vermittelt, mit den vergangenen, belastenden Erfahrungen nicht alleine zu sein. Die Kinder werden ermutigt, sich mitzuteilen. Dadurch können sie voneinander lernen und neue Verhaltensmöglichkeiten erproben. In der Gruppe wird methodisch vielfältig gearbeitet. Durch freies Spiel, kreatives Gestalten, Rhythmik und Rollenspiele, können die Kinder alternative Beziehungserfahrungen machen und ihre Ressourcen stärken.
2017 wurden in Landeck zwei Kindergruppen und in Imst eine Kindergruppe angeboten.Die teilnehmenden Kinder waren zwischen sieben und zwölf Jahre alt.Es nahmen insgesamt 13 Kinder im Jahr 2017 an den Kinderschutz Kindergruppen Teil.
Insgesamt konnten im vergangenen Jahr in Innsbruck durch die Kindergruppen neun Kinder in drei verschiedenen Kindergruppen betreut werden. Im letzten Jahr wurde der Fokus noch stärker auf die Elternarbeit und auf Netzwerkorientierung gelegt. Zusätzlich zu dem Erstgespräch und dem Abschlussgespräch wird nach der Hälfte ein Zwischengespräch angeboten. Das ist besonders wertvoll, um einen ganzheitlichen Blick auf das Familiensystem zu erhalten. Damit ist es uns möglich, bereits während der laufenden Gruppe individuell passende Hilfsangebote auszuarbeiten und gegebenenfalls zu installieren.
Die erste und zweite Kindergruppe fand in der Erziehungsberatung Innsbruck statt, wir bedanken uns für die Möglichkeit, die Räume zu nutzen. Die Erstgespräche, Zwischengespräche und Abschlussgespräche fanden im Kinderschutzzentrum Innsbruck statt. Die dritte Kindergruppe fand in den neuen Räumlichkeiten der Tiroler Kinder und Jugend GmbH statt. Wir sind sehr froh über die Möglichkeit, diese großen und hellen Räume mit ihrer kindergerechten Ausstattung für unsere Gruppenarbeit nutzen zu dürfen.
Innsbruck:
Hannah Steinlechner, BA
Sabine Hochenburger, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision
MMag.a Sabrina Öztas, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision
Oberland:
Dipl.-Sozialpädagogin Tatjana Rettenbacher
Dipl.-Sozialpädagogin Martina Kammerlander
Die SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol ist eine Hilfestellung der Kinder- und Jugendhilfe, bei der Sozialarbeiter*innen kontinuierlich am Lebensraum Schule tätig sind. Sie setzt sich zum Ziel, durch konkrete Angebote in der Prävention sowie Intervention, die Situation von Schüler*innen, deren Umfeld sowie das gesamte Schulklima zu verbessern.
Konkret: Sozialarbeiterische Beratungen, ganzheitliche und nachhaltige Präventionsarbeit in Form von sozialen Gruppenarbeiten und Projekten, anlassbezogene Interventionen im Klassenverband bzw. der Peergroup, Konfliktmoderationen, kompetente Weitervermittlungen, Mitgestaltung des Schulalltags, Informationsveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit, Gemeinwesen- und sozialraumorientierte Arbeit – alles unter dem Motto „offen, freiwillig und vertraulich“.
Auch 2017 wurde das Angebot an allen Standorten sehr in Anspruch genommen – alleine im Schuljahr 2016_17 wurden tirolweit 7336 Beratungen (6608 mit Schüler*innen und 728 mit Erziehungsberechtigten) durchgeführt.
Die Beratungsthemen reichten im Kalenderjahr 2017 bei Schüler*innen auch wieder von Konflikten im Klassenverband oder in der jeweiligen Peergroup, Mobbing, schulischen und familiären Problemen bis hin zu selbstverletzendem Verhalten, häuslicher sowie sexueller Gewalt.
Häufig kamen die Schüler*innen auch bezüglich einer Rechtsauskunft oder Fragen zum Thema Sexualität auf die Schulsozialarbeiter*innen zu. Häufige Themen in den Beratungen mit Eltern bzw.Erziehungsberechtigten waren Fragen zur Erziehung und/oder zur Schullaufbahn.
2017 wurde das Pilotprojekt SCHUSO – Schulsozialarbeit VS Neu-Rum nach positiver Evaluation fix installiert und am 01.09.2017 startete die SCHUSO Telfs.
Die 1111 Präventions- und/oder Interventionseinheiten widmeten sich unter anderem den Themen Kinderrechte, Klassengemeinschaft, Umgang mit neuen Medien, Jugendschutz, Konsum, Gewalt sowie Sexualität und aus gegebenem Anlass auch dem Thema Flucht.
Dem Thema Mobbing widmete die SCHUSO sich unter anderem gemeinsam mit Studierenden des Departements „Soziale Arbeit“ des Management Center Innsbruck – die Ergebnisse sind via www.stop-mobbing.at auch für die Öffentlichkeit zugänglich und wurde mit dem Kinderschutzpreis MyKi in der Kategorie Gewaltprävention ausgezeichnet.
Auch auf bundesweiter Ebene leistet die SCHUSO ihren Beitrag zur Professionalisierung der Schulsozialarbeit in Österreich und brachte sich bei der Arbeitsgruppe Schulsozialarbeit der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit (OGSA) sowie der Entwicklungspartnerschaft Schulsozialarbeit, einer Kooperation zwischen dem Europäischen Sozialfonds, dem Bundesministerium für Bildung und den Ländern, wie gewohnt aktiv und kritisch ein.
Abschließend bedanken wir uns beim Land Tirol, den jeweiligen Schulerhaltern sowie unseren Schulen für das entgegengebrachte Vertrauen.
Mag.(FH) Philipp Bechter, Fachbereichsleiter
Kurzausschnitt aus einem Interview von Denise Larentis (Mitarbeiterin von Turntable Kufstein) mit einer nunmehr 18 jährigen Jugendlichen die für drei Monate in der Turntable WG betreut wurde.
Alle betroffenen Personen und Einrichtungen wurden anonymisiert.
„Die vorherige WG hat mich rausgeschmissen und dann bin ich zu meiner Mutter gekommen. Da meine Mutter aber keinen Platz für mich hatte, haben wir im Turntable angerufen. Ich habe das nicht gekannt – Person Z hat uns den Tipp gegeben.“
„Erwartet habe ich mir nichts. Dadurch, dass ich das alles schon kenne und drei Jahre in einer WG gewohnt habe, kenne ich das alles schon. Aber ich habe mir gedacht, hoffentlich wird es nicht so schlimm. Also ich habe mir gar keine Erwartungen gemacht. Ich habe es auf mich zukommen lassen.“
„Am Anfang, also bei meinem Erstgespräch, dachte ich mir: Oh mein Gott, nein, lasst mich in Ruhe. Aber dann habe ich es mir angeschaut und als ich drin war, hat es mir eigentlich schon ganz gut gefallen. Und ja, der erste Eindruck war gut, hat schon freundlich und gut ausgeschaut.“
„Also ich muss echt sagen Turntable ist eines der feinsten Sachen. Ich wollte da gar nicht mehr ausziehen, weil es so fein war.Es war echt super. Essen hat alles gepasst. Es hat eigentlich alles gepasst. In der Turntable hat es mir gut gefallen.“
„Auf jeden Fall viel ordentlicher bin ich geworden. In der Turntable, da muss ich sagen, das war die Zeit nachdem ich die Tabletten gelassen habe, erst ab da ist es mit mir wieder mal bergauf gegangen. Es hat mir gutgetan, dass ich da war, muss ich sagen.
Ich habe gemerkt, dass ich erstmal bei vielen Menschen schauen soll, wie sie miteinander umgehen, wie sie sind, damit ich auf den Menschen eingehen kann. Das hab ich gelernt, wie ich besser auf Menschen eingehe. Generell auch viel, mit mir selbst klar zu kommen. Es war davor ziemlich schwierig. Ich hab halt wieder geschaut, dass ich wieder ich bin und im Turntable ist auch meine Hibbeligkeit wieder gekommen, ich war wieder aufgedreht, ich war wieder lustig, ich war nicht down, hab Blödsinn gemacht – aber ich habe mich immer an die Regeln gehalten.“
Dipl.-Sozialpädagogin Denise Larentis
Anfragen gesamt | 127 |
Aufnahmen gesamt | 35 |
Aufnahmen Mädchen | 19 |
Aufnahmen Burschen | 16 |
Herkunfsbezirke | |
---|---|
Kufstein | 20 |
Kitzbühel | 2 |
Schwaz | 4 |
Innsbruck Land | 3 |
Innsbruck Stadt | 4 |
Imst | 1 |
Sonstige | 1 |
Weiterer Weg | |
Rückführung | 9 |
Folgeeinrichtung | 11 |
Herkunftseinrichtung | 5 |
Sonstige Beinhaltet Verwandte, Freunde, auch unbekannt | 10 |
Mittlere Verweildauer | 42 Tage |
Mittleres Aufnahmealter | 15 Jahre |
DSA, Katharina Neuschmid, Leiterin Turntable Kufstein
Die Kurzzeitwohngemeinschaft neMo in Schwaz bietet Platz für insgesamt acht Buben und Mädchen im Alter von sechs bis 14 Jahren für einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen, wobei stets zwei Plätze für unmündige, unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge freigehalten werden.
Punktuell besteht auch die Möglichkeit, eine Bezugsperson mit Kind(ern) aufzunehmen. Das Angebot gilt in Einzelfällen auch für Kinder und Jugendliche, die bereits in einer sozialpädagogischen Einrichtung betreut werden und aus verschiedenen Gründen eine „Auszeit“ von dieser benötigen. Diese „Auszeit“ kann maximal für acht Tage in Anspruch genommen werden.
Zudem steht die KurzzeitWG als Schutzraum rund um die Uhr für Kinder und Jugendliche, die sich eigenständig dazu entschließen, ihr Herkunftssystem zu verlassen, zur Verfügung. Die KurzeitWG bietet Orientierung und Schutz für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebensphasen. Sie werden von einem pädagogischen Team und einer Haushälterin ganzjährig und rund um die Uhr betreut.
Von September bis Dezember 2017 wurden in der KurzzeitWG neMo 15 Kinder/Jugendliche betreut. Diese wurden von den Betreuer*innen in alltagstäglichen Angelegenheiten wie z.B.Schulangelegenheiten, Hygiene, Freizeitgestaltung, Therapiefahrten, Arztterminen, Elterngesprächen und Konfliktmanagement unterstützt. Weiters zählten zahlreiche Gespräche mit Vernetzungspartner*innen zu den Aufgaben der Betreuer*innen.
Mit freundlichen Grüßen
Marion Jordan
Teamleiterin der KurzzeitWG neMo