Jahresbericht 2014

Das Titelbilds des Jahresberichts 2014

Das Titelbilds des Jahresberichts 2014

Wann ist es genug?

Anhand eines Fallbeispiels möchten wir verdeutlichen, welch zusätzliche Belastung es für Betroffene bedeutet wie von Medien Sachverhalte in Zeitungsartikeln dargestellt werden.

Im Folgenden wird der Fall Sabine H. geschildert. Es geht um einen schweren sexuellen Missbrauch. Die Betroffene hat durch den Umgang der Medien mit ihrem Fall eine neuerliche Traumatisierung erleben müssen. Es schien noch nicht genug gewesen zu sein, dass es zu keiner Verurteilung des Stiefvaters gekommen ist. Sabine musste schon mit der Enttäuschung umgehen lernen, dass ihr vor Gericht nur wenig Glaube geschenkt wurde. Der Fall wird größtenteils in Form eines inneren Monologs dargestellt, um einen klaren Eindruck davon zu bekommen, welche Konsequenzen derart gestaltete Zeitungsartikel für ein Opfer haben können. Die Gefühls- und Erlebenswelt der Betroffenen Sabine H., die hier stellvertretend für alle Betroffenen genannt wird, soll anhand unserer Darstellung nachvollziehbar werden. Es geht vor allem um ein Aufzeigen der Stigmatisierung, die in diesem und in zahlreichen anderen Fällen passiert ist.

Sabine H:

Ich bin 16 Jahre alt, fühle mich aber wie 30. Es wird mir immer wieder gesagt, dass ich erst 16 bin, aber warum habe ich dann schon so viel erlebt, wie Erwachsene…

Ich heiße Sabine und bin 16 Jahre alt und wurde von meinem Stiefvater seit meinem 6. Lebensjahr, bis ich 12 war, sexuell missbraucht. Ich habe zwei jüngere Schwestern, Jana mit 15 und Petra mit 14 Jahren. Ich habe mich oft gefragt, ob meine Schwestern das je mitbekommen haben, wenn ich mit meinem Stiefvater alleine in den Stall gehen musste oder ihn zum Vieheinkauf alleine habe begleiten müssen.

Und meine Mutter … ja was hat sich wohl meine Mutter dabei gedacht, als ich ganz verschlossen, traurig und verstört vom Stall zurückgekommen bin oder wenn meine Mutter mit den Schwestern zum Einkaufen gefahren ist und ich allein beim Stiefvater bleiben musste.

Reden… nein reden konnte ich nicht

Nach 6 Jahren Missbrauch mit 12 Jahren konnte ich es dann doch sagen …nein falsch, ich musste es sagen…

Meine Mutter hat mich immer und immer wieder gefragt, Sabine, warum hast du nie etwas gesagt? Auch meine Schwestern haben mich gefragt, Sabine, warum hast du uns nie etwas gesagt?

Meine Schwestern sind die leiblichen Kinder meines Stiefvaters und ich habe mich oft gefragt, ob auch sie von ihm missbraucht wurden.

Und oft habe ich in der Nacht, wenn ich wach im Bett gelegen bin, darüber nachgedacht wie ich mit meinen
Schwestern reden könnte, aber sie wirkten immer so vergnügt, fröhlich und glücklich – würden sie mir je glauben? Und meine Mutter, wenn ich es ihr erzähle, müssen wir zwei alleine dann vom Hof gehen? Würde sie mir je glauben, wo ich doch dankbar sein müsste, dass mich ihr Mann, mein Stiefvater, als seine Tochter aufgenommen hat.

Sagen konnte ich es dann nach der Scheidung meiner Eltern. Mein Stiefvater hat eine jüngere Frau kennengelernt, die im Hof gut mitarbeiten konnte. Meine Mutter war ja schon etwas älter.

Meine Schwestern sind beim Vater am Hof geblieben. Ich bin mit meiner Mutter in eine kleine Wohnung am Dorfrand gezogen. Nun war es doch so weit gekommen, dass wir ausgezogen sind. Dann dachte ich mir, jetzt ist es auch schon egal, jetzt sage ich es.

Mein Stiefvater hat alles abgestritten, er hat mich als undankbare Lügnerin beschimpft und dass er immer für mich da gewesen sei, alles bezahlt habe, der Teufel soll mich holen und meine Mutter damit, wir sollen uns am Hof nie wieder blicken lassen, sonst zeige er uns wegen Verleumdung an.

Für meine Mutter und meine Schwestern war es ein großer Schock … sie konnten im ersten Moment gar nichts sagen. Ich dachte schon, sie glauben mir nicht.

Gedanken der Mutter

Warum hat sie nie etwas gesagt, warum habe ich nie etwas bemerkt  … wie wird das weitergehen …Warum tut mein Ex Mann so etwas – Sie hätte es mir doch viel früher sagen können … wenn das doch gelogen ist, was Sabine erzählt und mein Mann sie nicht missbraucht hat … aber ich traue Sabine nicht zu, dass sie lügt. Hoffentlich erzählt sie es niemandem und macht keine Anzeige, vielleicht können wir das alles noch vertuschen. Es ist alles so schlimm – ich schäme mich so. Ich bin eine Versagerin, dass ich den Mann geheiratet habe. Ich will nicht mehr daran denken.

Gedanken der Schwestern

Sabine tut uns so leid, es wird nie mehr wieder so, wie es einmal war. Wir möchten unserer Schwester glauben und möchten sie auf keinen Fall im Stich lassen, aber gleichzeitig können wir uns nicht vorstellen, dass unser Vater so etwas macht. Wir verspüren eine Wut gegenüber unserer Mutter…wie konnte sie es nicht bemerken! Müssen wir unseren Vater jetzt auch hassen? Warum haben wir es nie bemerkt – vielleicht hat er uns auch missbraucht und wir wissen es nicht mehr. Wir kennen uns nicht mehr aus. Erwartet unsere Schwester dass wir jetzt mit unserem Vater nichts mehr reden, dass wir mit ihm brechen? Das können wir nicht… wir wohnen ja am Hof und wir sind gerne am Hof und bei den Tieren.

Was ist, wenn wir in der Schule von Freunden darauf angesprochen werden? Wie sollen wir reagieren? Können wir uns im Dorf noch blicken lassen, ohne verurteilt und angeschaut zu werden? Wie kommen wir aus der Situation ungesehen heraus…

Wir möchten, dass alles wieder so ist wie es früher war. Warum hat sie überhaupt etwas gesagt…

Gedanken von Sabine

Mir wurde von meiner Mutter und von meinen Schwestern geglaubt. Das war für mich das Wichtigste. In diesem Moment schöpfte ich das erste Mal wieder Kraft. Ich spürte so eine Kraft, dass ich mich entschloss, mit professioneller Begleitung eine Anzeige zu machen. Es ist mir egal ob er verurteilt wird, es ist mir egal ob die Richter mir glauben oder nicht, das Wichtigste für mich ist, dass ich die jahrelange Ungerechtigkeit aussprechen kann. Ich möchte auf keinen Fall die Familie zerstören, aber jetzt ist es eh schon egal … meine Eltern haben sich sowieso schon scheiden lassen und meine Schwestern stehen hinter mir – das ist mir das Wichtigste.

Gedanken der Schwester nach dem Prozess

Unser Vater hat keine Verurteilung bekommen, der Prozess war schlimm, aber jetzt haben wir es überstanden.

Gott sei Dank ist nun alles vorbei …Gott sei Dank hat uns niemand im Dorf danach gefragt … wie gut, dass niemand weiß, was unserer Schwester widerfahren ist … nur einmal hat mich eine Freundin in der Schule gefragt, ob etwas mit meiner Schwester Sabine passiert sei … aber ich habe ihr irgendwie ausweichen können … und nie wieder wurde von jemandem etwas gefragt. Wir sind so erleichtert, dass wir noch in die selbe Schule gehen können und uns niemand komisch anschaut. Wir müssen uns nicht schämen, … weil fast keiner etwas weiß … Die Fachleute sagen, dass wir uns nicht schämen müssen, dass es nicht unsere Schuld sei, aber so einfach ist das nicht, die haben gut reden in ihren feinen Räumen, die sind nicht in der Situation wie wir.

Wir sind auch für unsere Schwester so froh, dass sie alles soweit gut überstanden hat … wir glauben, dass Sabine dabei ist, sich zu erholen und das Schlimmste geschafft hat. Wie gut, dass auch sie keinen beschämenden Fragen von Freunden ausgesetzt ist. Wir sind so froh dass der Vater keine Verurteilung bekommen hat. Jetzt ist alles erledigt und vielleicht war es dann doch nicht so schlimm. Genau wissen wir nicht, was wirklich passiert ist und so ganz genau wollen wir es auch nicht wissen.

Gedanken der Mutter

Ich fühle mich so schuldig, es ist alles so schrecklich. Mein Ex-Mann hat keine Verurteilung bekommen, da man ihm nichts nachweisen konnte und die Aussage von Sabine nicht eindeutig war. Ich hoffe, Sabine verarbeitet das alles und kann wieder irgendwann ein normales und glückliches Leben führen…

Jetzt ist es vorbei und wir können wieder aufatmen – jetzt ist alles überstanden.

Fachleute

Sabine hat die Anzeige sowie die kontradiktorische Einvernahme den Umständen entsprechend gut bewerkstelligen können. Für die Familie war das eine große Belastung. Der Stiefvater hat alles abgestritten, zum Teil wurde ihm vom Gericht geglaubt. Somit kam es zu einem Freispruch. Alle Beteiligten und fachlichen Experten haben sehr darauf geachtet, den Ablauf im Sinne der Familie und vor allem im Sinne von Sabine zu gestalten. Dies schien bis zu dem Erscheinen eines Zeitungsartikels auch gelungen zu sein:

14 jähriges Mädchen beschuldigt Stiefvater eines schweren sexuellen Missbrauchs / Verleumdung oder Wahrheit?

…. die mittlerweile 16 jährige S. wurde seit ihrem 6. Lebensjahr von ihrem Stiefvater G.H. sexuell missbraucht. Dies fand häufig auf dem landwirtschaftlichen Terrain der Familie in einem kleinen Dorf in der Nähe von Innsbruck statt. Die Mutter berichtet, dass sie nie etwas davon mitbekommen habe. Auch die beiden Schwestern gaben an, dass sie von den Übergriffen nichts mitbekommen hätten. Sie hätten sich jedoch gewundert, warum es ihrer Schwester oft nicht so gut gehe …

Resümee

Nach dem Zeitungsartikel wurde in der ganzen Klasse darüber gesprochen, dass dies sicher Sabines Stiefvater sei. Für Sabine und ihre Mutter war das so schlimm, dass sich die Mutter­ nicht einmal mehr in das Dorf zum Einkaufen traute. Sie bekamen anonyme Drohbriefe nach Hause. In denen stand, dass sie Lügen über die Familie H. berichteten und dass ihnen dies heimgezahlt werden würde und sie aufgrund dieser Lügen kein Glück mehr in ihrem Leben haben werden.

Dies ging so weit, dass sich Mutter und Tochter dazu entschließen mussten, wegzuziehen. Die beiden Schwestern wohnen weiterhin beim Vater. Das Leben der Familie und vor allem die Beziehung der Schwestern untereinander haben sich dadurch sehr verschlechtert.

Der Kontakt ist nur mehr sehr unregelmäßig und geheim. Unterschwellige Schuldzuweisungen, die durch subtile Botschaften gekennzeichnet sind, stehen nun zwischen den Schwestern und sind atmosphärisch immer da. Eine normale vertrauensvolle Kommunikation ist kaum mehr möglich.

Aus fachlicher Sicht ist die Art, wie Medien über derartige Fälle berichten, für das Opfer und deren Angehörige äußerst bedenklich. In dem oben beschriebenen Fall, der bei weitem kein Einzelfall ist, bedeutete die Berichterstattung für das Opfer eine Retraumatisierung. Sabine bekommt sogar heute noch via WhatsApp und Facebook Drohnachrichten, die für sie eine große Belastung im Alltag darstellen.

Hätte es diesen Zeitungsartikel, der jegliche Anonymität zunichte gemacht hat, nicht gegeben, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass Sabine wieder Normalität im Alltag erfahren hätte, sehr hoch gewesen. Für Sabine hat es nun die Folge, dass die Entwicklung innerhalb der therapeutischen Arbeit, aufgrund der neuerlichen Traumatisierung durch das Publikmachen des Vorfalls, mühsamer und problematischer sein wird.

Mag.a Anne Lintner, Psychotherapeutin im Kinderschutzzentrum Wörgl

Mag.a Claudia Mayer, Psychotherapeutin i.A.u.S. im Kinderschutzzentrum Wörgl

Die Kinderschutzzentren

Wir sind eine Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche (bis zum 18. Lebensjahr) die von körperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt betroffen sind.

In diesem Zusammenhang beraten und begleiten wir auch deren Bezugspersonen, allen voran deren Familien, aber auch LehrerInnen, KindergärtnerInnen, PädagogInnen und SozialarbeiterInnen und andere helfende Berufsgruppen, die mit den Kindern/Jugendlichen in Kontakt stehen.

An uns kann sich jeder/jede wenden, der/die Fragen zum Thema Gewalt hat. Daher beraten und begleiten wir gerne Freunde und Bekannte von Betroffenen, aber vor allem auch zahlreiche professionelle HelferInnen, die in ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Kontakt haben, die Opfer von Gewalt wurden.

Wir beraten natürlich ebenso Bezugspersonen von Kindern/ Jugendlichen, die sich mit dem Verdacht auf körperliche, psychische und/oder sexuelle Gewalt sowie Vernachlässigung an Kindern an uns wenden. Wir informieren HelferInnen, die mit Kindern/ Jugendlichen arbeiten, über Signale und Symptome, die Gewalt betroffene Kinder aussenden.

Uns ist besonders wichtig, dass unser Angebot anonym und kostenlos ist. Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Bedürfnisse der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Wir orientieren uns an den Wünschen und Ressourcen der Betroffenen und versuchen in einer ruhigen und wertschätzenden Atmosphäre gemeinsam an nächsten Schritten und v.a. an Möglichkeiten zur Selbsthilfe zu arbeiten.

Oberstes Ziel ist der Schutz der Kinder und Jugendlichen.

Aufgrund der Abhängigkeit und Hilfsbedürftigkeit von Kindern kann es bei Gefährdung manchmal auch notwendig werden, die Position der Beratung zu verlassen und aktiv Schritte zum Kinderschutz einzuleiten. Dabei arbeiten wir gemeinsam mit der Kinder- und Jugendhilfe und anderen KooperationspartnerInnen an Hilfeplänen, um Schutz und sichere Rahmenbedingungen für eine gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen herzustellen. Dabei ist es uns sehr wichtig, alle Schritte mit den Betroffenen abzusprechen.

Die enge Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und KooperationspartnerInnen ist ein wesentliches Element unserer Arbeit, da vor allem in Zusammenhang mit der Dynamik in Gewaltprozessen ein sehr umsichtiges und vernetztes Arbeiten unabdingbar ist.

Wir beraten und informieren auch über gerichtliche und außergerichtliche Möglichkeiten.

Im Fall einer Anzeige bieten wir den Kindern/Jugendlichen und deren Bezugspersonen Prozessbegleitung an. Das heißt wir informieren über das Verfahren, klären alle auftretenden Fragen, begleiten zu Gericht und stellen JuristInnen an die Seite. Dieses Angebot ist ebenfalls kostenlos.

In manchen Fällen ist es notwendig, den Kindern und Jugendlichen ein therapeutisches Angebot im Kinderschutzzentrum zu stellen, da diese aufgrund der Ereignisse an zahlreichen Symptomen einer Traumafolgestörung leiden. Alle BeraterInnen unserer Einrichtung sind mehrfach qualifiziert: ­sozialarbeiterische/sozialpädagogische/­ psychologische Grundausbildung, Psychotherapieausbildung mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendpsychotherapie, und Kenntnisse zur Traumatherapie und Gewaltthemen sind grundlegend.

Wir bieten auch Kindergruppen für akut von häuslicher Gewalt betroffene Kinder an. Mit dem Ziel, „psychische Erste Hilfe“ zu leisten. Dabei kommen Elemente der Traumapädagogik zum Tragen. Wesentliche Schwerpunkte dabei sind die Stabilisierung der Kinder und bei Bedarf die Erarbeitung weiterer notwendiger und sinnvoller Hilfestellungen.

Gewalt gegen Kinder kann aus unserer Sicht nur im Kontext psychischer, sozialer, ökonomischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge verstanden werden. Daher sind, über die Einzelfallarbeit hinaus, Auseinandersetzungen mit Gewalt fördernden Umständen und Möglichkeiten der Veränderung auf sozialer und gesellschaftspolitischer Ebene Arbeitsbereiche des Kinderschutzes.

Öffentlichkeitsarbeit und Präventionsprojekte sollen die Öffentlichkeit sensibilisieren und Kinder in ihrer Wahrnehmung und ihrem Selbstvertrauen stärken.

Die Tiroler Kinderschutz GmbH betreibt drei Säulen. Zum einen die Tiroler Kinderschutzeinrichtungen mit den Standorten Innsbruck, Imst, Lienz und Wörgl. Zum anderen die Schulsozialarbeit in Imst, Jenbach und Innsbruck. Seit September 2013 zählt auch das Übergangswohnen Turntable in Kufstein zu den Einrichtungen der Tiroler Kinderschutz GmbH.

Unsere Angebote in Kürze

  • Persönliche oder telefonische Einzelberatungen, Paar- und/oder Familiengespräche
  • Beratung professioneller HelferInnen
  • Psychotherapie, speziell für traumatisierte Kinder und Jugendliche
  • Psychotherapeutische und sozialpädagogische Kindergruppen
  • Prozessbegleitung
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Präventionsprojekte an Schulen und im Freizeitbereich
  • Schulungen und Seminare zum Thema Gewalt gegen Kinder und Jugendliche
  • Vernetzung und Koordination von Hilfsangeboten
  • Mitarbeit in Arbeitsgruppen zum Thema Gewalt an Kindern und Jugendlichen
  • Durchführung einschlägiger Fortbildungsveranstaltungen

Kinderschutzzentren in Zahlen

Die folgenden Zahlen und Grafiken beziehen sich auf alle Kinderschutzeinrichtungen der Tiroler Kinderschutz GmbH mit den Standorten Innsbruck, Imst, Lienz und Wörgl.

Anzahl der KlientInnen und ­Beratungen / Psychotherapien

2014 kontaktierten uns 918 Personen­ und suchten Hilfe und Unterstützung bei den Einrichtungen des Kinderschutzes. Davon waren 166 Kinder und Jugendliche.

Es kam im Jahr 2014 zu 4320 Beratungskontakten. Der Großteil sind Beratungen und Psychotherapien mit von Gewalt betroffenen Kindern oder Jugendlichen, die über längere Zeit regelmäßig in die Beratungsstellen kommen. Zum anderen Teil handelt es sich hier um Beratungen von Bezugspersonen sowie von Professionellen (PädagogInnen, SozialarbeiterInnen, KindergartenpädagogInnen, LehrerInnen usw.), die in Bezug auf Kinder und Jugendliche eine Gefährdung vermuten oder befürchten. Wir unterstützen diese professionellen HelferInnen gerne darin, gemeinsam eine Einschätzung zu treffen und eventuelle weitere Schritte zu planen.

Anzahl KlientInnen 2014918
Anzahl KlientInnen 2013868
Beratungen/ Psychotherapien 20144.320
Beratungen/ Psychotherapien 20134.504

Gewalt gegen Kinder und Jugendliche erfordert intensive Beratungstätigkeiten mit den Betroffenen und ihrem familiären und sozialen Umfeld. Darum nehmen wir immer wieder an HelferInnenkonferenzen teil oder leiten diese an. Nur so kann auch längerfristig Schutz und Hilfe für die von Gewalt betroffenen Kinder und Jugendlichen und die Unterstützung der Eltern/Erziehungsberechtigten gewährleistet werden. Dazu gehört häufig auch die Arbeit mit der Gewalt ausübenden Person innerhalb der Familie. Dabei bleibt unser Fokus immer auf den Bedürfnissen des betroffenen Mädchens oder Buben.

Demographische Verteilung der Kinder und Jugendlichen

Von den insgesamt 166 Kindern und Jugendlichen, die in unseren Einrichtungen in Innsbruck, Imst, Lienz und Wörgl zu Beratungen und Psychotherapien kamen oder das Angebot der psychosozialen Prozessbegleitung in Anspruch nahmen, waren 124 weiblich und 42 männlich. Dies entspricht einer prozentuellen Aufteilung von 75 % Mädchen und 25 % Burschen.

In der Darstellung der demografischen Verteilung ist klar zu erkennen, dass der Anteil der weiblichen Kinder und Jugendlichen in allen angeführten Altersklassen sehr hoch ist. In der Alters­klasse 15 – 19 Jahre sind von 36 Jugendlichen 30 weiblich.

KlientInnen im Alter von
0 bis 6 Jahrenweiblich 18männlich 9
7 bis 14 Jahrenweiblich 76männlich 27
15 bis 19 Jahrenweiblich 30männlich 6

Beratungsinhalte

Wir sind in Tirol die wichtigste Anlaufstelle zum Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, einschließlich des Verdachtes auf sexuelle Gewalt. Darum stellt diese Arbeit auch unseren Hauptschwerpunkt dar. Aber auch zu anderen Themen, wie z. B. physische und psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche werden wir immer häufiger kontaktiert.

Erläuternd sei erwähnt, dass jeweils nur das Hauptthema, mit dem
Kinder/Jugendliche zu uns kommen, in der Statistik abgebildet wird. Meist sind Kinder von mehreren Gewaltformen betroffen.
Sexuelle Gewalt hat auch immer etwas mit Zwang und psychischer Gewalt im Sinne des Machtmissbrauchs zu tun.

BeratungsinhaltBeratungskontakte
Sexuelle Gewalt und Verdacht auf sexuelle ­Gewalt gegen Kinder und ­Jugendliche2506
Physische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche573
Psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche344
Psychische Probleme116
Familiensystem/Scheidung/Trennung206
Psychosoziale Probleme187
Täterarbeit83
Vernachlässigung186
Sonstige Themen119

Wer stellt den Kontakt zum Kinderschutz her?

Für uns ist es sehr wichtig, zu wissen wie der Kontakt der KlientInnen zu unseren Einrichtungen hergestellt wurde. Ob dieser durch die KlientInnen selbst oder die Erziehungsberechtigten bzw. durch das private Umfeld erfolgte, oder ob der Kontakt durch Professionelle hergestellt wurde. So können wir auch gezielte Öffentlichkeitsarbeit leisten, um uns als Facheinrichtung zu institutionalisieren.

Kontakt durch das private UmfeldAnzahlSumme
Klientinnen selbst129
Erziehungsberechtigte180
NachbarInnen4
Verwandte11324
Kontakt durch Professionelle
BH/Jugendwohlfahrt290
Sonstige Professionelle136
Stationäre Einrichtungen116
Schulpsychologie5
Schule12
Gericht1479
Ohne Angaben – Summe115
Gesamtsumme918

Prozessbegleitung

Die Tiroler Kinderschutzzentren bieten seit 2002 kostenlos psychosoziale und juristische Prozessbegleitung an. Das heißt, dass wir Kinder und Jugendliche und deren Bezugspersonen bei polizeilichen Anzeigen und während des Strafverfahrens unterstützen und begleiten. An unserer Seite haben wir RechtsanwältInnen, die unsere KlientInnen bestmöglich vor Gericht vertreten, Akteneinsicht nehmen und im Vorfeld die oft schwierige juristische Materie den Kindern / Jugendlichen und deren Eltern erklären.

Für die Familien entstehen so keine Anwalts- und Gerichtskosten und die Kinder- und Jugendlichen sowie deren Bezugspersonen können möglichst schonend durch den meistens sehr belastenden Prozess eines Gerichtsverfahrens hindurchgehen.

Im Jahr 2014 waren dies insgesamt 72 Fälle. Davon wurden 18 Fälle aus den Vorjahren übernommen und 54 Prozessbegleitungen starteten 2014.

Es wurden 68 Kinder und Jugendliche und 4 Bezugspersonen betreut.

Mädchen52
Burschen16
Bezugspersonen4

Projekte 2014

Flächendeckende Vernetzung zum Thema Gewalt an Kindern und Jugendlichen am Beispiel der sexualisierten Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Bundesland Tirol, speziell für MitarbeiterInnen im medizinischen Bereich.

Im Rahmen des vorliegenden Projekts hat der Tiroler Kinderschutz sein besonderes Augenmerk auf die Vernetzung mit Fachleuten aus dem medizinischen Bereich gelegt. Keine Person und keine Institution kann sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen alleine abklären, beenden und die Folgen tragen. Darum ist unbedingt eine Kooperation mit involvierten Berufsgruppen notwendig.

Dieses Projekt, mit dem zwischen 300 und 400 Personen erreicht werden konnten, wurde zu einem Großteil durch eine Förderung des BMFJ im Rahmen der Plattform gegen die Gewalt in der Familie ermöglicht.

United World Colleges „acting for peace“ im Kinderschutz Imst

Beim UWC handelt es sich um ein internationales Projekt, bei dem Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren die Möglichkeit erhalten, an einem der mittlerweile 12 Colleges Jugendliche aus aller Welt kennenzulernen, fremde Kulturen zu erleben und zugleich an einem anspruchsvollen 2-jährigem Schulungsprogramm teilzunehmen. Zielsetzung ist es dabei, dass die teilnehmenden Jugendlichen durch internationale Bildung, Gemeinschaftserlebnisse und soziales Engagement im Sinne des „acting for peace“ zunehmend Toleranz und Verantwortungsgefühl entwickeln. Unabhängig von Nationalität, Kultur und finanziellem Hintergrund werden Jugendliche für die Teilnahme ausgewählt, die sich durch ihre Leistung, ihr soziales Engagement und ihre persönliche Reife auszeichnen.

Zwischen 3. und 17. August 2014 konnte auf Initiative von Gebhart Schatz von der Kulturinitiative Imst Mitte sowie Herrn Paul Müller in Kooperation mit UWC Austria erstmals ein sogenannter Summer Short Course in Imst organisiert werden. Inhaltlich begleitet wurden die 30 Jugendlichen während des Sommerkurses von Herrn Wolfgang Dietrich, dem Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Friedensstudien an der Universität Innsbruck.

Während dieses Sommerkurses setzten sich die engagierten TeilnehmerInnen mit verschiedensten Zugangsweisen zur Konfliktbearbeitung auseinander. Dabei hatten sie auch ein ganz konkretes Projekt zu bewältigen: aufgeteilt in verschiedene Kleingruppen wurden lokale Kulturträger sowie InterviewpartnerInnen verschiedenster sozialer Einrichtungen zu Ihrer Haltung in Bezug auf Konfliktlösung befragt. So lernten die TeilnehmerInnen beispielsweise die Imster Mundartdichterin Annemarie Regensburger ebenso kennen, wie die Kinder- und Jugendwohngemeinschaft TUPO, das Rote Kreuz, den Kinderhort etc.

Eine Gruppe Jugendlicher aus Spanien, Armenien, Libyen und Österreich suchte das Kinderschutzzentrum Imst auf und setzte sich zwei Stunden lang intensiv mit dem Thema „innerfamiliäre Gewalt“ auseinander. Die inhaltlich gut vorbereiteten Jugendlichen richteten ihren Fokus vor allem darauf, wie es gelingen kann, dass betroffenen Kindern und Jugendlichen geholfen und sie vor Gewalterfahrungen geschützt werden können.

Den Abschluss und Höhepunkt des UWC Sommerkurses bildete eine Aufführung in Form eines interaktiven Theaters zum Thema „Toleranz“, in dem die Jugendlichen die Eindrücke ihrer intensiven Auseinandersetzung mit den gebotenen Themen darstellten.

Bericht von Mag.a Verena Glaser-Heiss
Kinderschutzzentrum Imst

Prävention an Volksschulen

Von den Schulen und den Eltern nehmen wir einen dringlichen Bedarf wahr, zu den Themen: Gewalt unter Kindern, Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und sexuelle Gewalt oder Übergriffe auf Kinder, mit den Klassen zu arbeiten. Die KlassenlehrerInnen benötigen diesbezüglich Unterstützung durch Fachpersonen, die zu diesem Thema mit den Kindern in der Klasse arbeiten und zur Entlastung der emotionalen Situation beitragen. Den Eltern wie Lehrer­Innen geht es dabei darum, dass ihre Kinder besser vor Gewalt geschützt sind. Das Programm dient dementsprechend in erster Linie der Stärkung von Kindern.

Dieses Projekt wurde ebenfalls bis dato zur Gänze durch Spendengelder finanziert und konnte im Jahr 2014 mit Unterstützung des Landes Tirol an Volksschulen im Bezirk Innsbruck Land und mit einer Spende der Berggala Serfaus-Fiss-Ladis an Volksschulen im Bezirk Landeck angeboten werden.

Polizeischulungen

Warum hat sich das Kind nach den Übergriffen nicht den Eltern anvertraut? Weshalb geht eine Frau doch noch einmal zu ihrem gewalttätigen Mann zurück? Wie gesund ist eine ­„gesunde“ Ohrfeige wirklich? Welche Folgen hat sexualisierte Gewalt? An wen kann man sich wenden?

Solche und ähnliche Fragen werden mit PolizeischülerInnen, die am Wiesenhof oberhalb von Absam auf ihren Beruf vorbereitet werden, jeweils gegen Ende Ihrer Ausbildung in einem zweitägigen Seminar zum Thema Gewalt und Opferschutz, besprochen und bearbeitet.

Seit Einführung des Gewaltschutzgesetztes gibt es dieses Seminar, in dem neben dem Tiroler Kinderschutz auch das Tiroler Frauenhaus, das Kriseninterventionszentrum und das Gewaltschutzzentrum zum einen die Arbeiten in ihren jeweiligen Institutionen vorstellen und zum andern – in Rollenspielen, Diskussionen, Filmbeiträgen und Vorträgen – die Vorgänge und Folgen aus Sicht der Opfer beleuchtet und die Strategien der Täter erklärt werden.

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass im Bereich der Exekutive großes Interesse dafür besteht, welche Hilfestellungen Menschen, denen Gewalt angetan worden ist, angeboten werden und auch über die psychologischen Hintergründe die von den Opferschutzeinrichtungen in ihrer Arbeit immer mit zu berücksichtigen sind.

Ein zusätzlicher Effekt der beiden Tage ist das Aufbauen von gegenseitigem Verständnis und Wertschätzung, einerseits für die Hilfseinrichtungen, aber auch hinsichtlich der oft sehr komplexen und herausfordernden Arbeit der PolizistInnen.

Der kst ist bei einer Polizeischulung

Neben der Haupttätigkeit, der Betreuung unserer Kinder und Jugendlichen, bestand das Hauptaugenmerk im vergangenen Jahr darin, unsere Identität als ehemals benannter „Übergangswohngruppe“ zu finden. Aber nicht nur der Name unserer Einrichtung hat sich geändert, sondern auch der „nieder­schwelligere“ Zugang zu unserer Räumlichkeit.

Diese Veränderungen basierten auf der Beobachtung, dass es Kindern und Jugendlichen so einfach wie möglich gemacht werden muss, Hilfe in Anspruch zu nehmen. So können unsere Klientinnen und Klienten seit letztem Jahr selbst bei uns anfragen und nach einem unbürokratischen Informationsgespräch bei uns einziehen, vorausgesetzt eines der fünf Zimmer ist zu gegebener Zeit verfügbar. Diese Neuerung bedeutet für unsere Einrichtung einen großen Erfolg, da es unserer Zielgruppe ermöglicht, in einer Krisensituation Handlungen zu setzen.

Nachdem wir unsere Tore im Herbst 2013 geöffnet haben, lernen wir kontinuierlich von unseren Kindern und Jugendlichen und konnten so im darauf folgenden Jahr unser Konzept auf ihre Bedürfnisse abstimmen. Die Verweildauer in der Turntable WG umfasst nun drei Monate. Diese Zeit beinhaltet die Clearingphase, in der durch Vernetzung aller bisher relevanten HelferInnensysteme der Ist-Stand erhoben werden soll. Indem die Kinder und Jugendlichen in der Einrichtung Raum und Zeit für sich bekommen, aber auch unsere Hilfe und Unterstützung erhalten, ist die Stabilisierungsphase, parallel zur Clearingsphase und darüber hinaus, eine wichtige Zeitspanne des Aufenthalts. In der Aktivierungsphase sollen mögliche Perspektiven erarbeitet werden, die im Idealfall nach spätestens 12 Wochen umgesetzt werden.

Die Relevanz alle beteiligten SystempartnerInnen an einen Tisch zu holen ist ausschlaggebend für den Erfolg in der Zusammenarbeit mit unseren BewohnerInnen. Die regelmäßig stattfindenden Hilfeplangespräche ermöglichen uns die kontinuierliche Abklärung, welche Ziele von welchen Beteiligten verfolgt werden und welche Möglichkeiten sich dadurch für unsere Kinder und Jugendlichen bieten. Der Name „Turntable“ soll symbolhaft für diese Wichtigkeit stehen. Ein Tisch, an dem über Anliegen gesprochen wird und an dem man sich immer wieder treffen kann. Es soll einen Ort darstellen, der beweglich ist und bleibt.

Diese Bewegung spielt im Leben unserer Kinder und Jugendlichen eine tragende Rolle, da es nicht bleiben muss wie es ist. Es kann, darf und soll Neues ausprobiert werden.

Mag.a (FH) Stefanie Aufschnaiter,
Mitarbeiterin Turntable Kufstein

Wohin danach

Herkunftssystem16
Folgeeinrichtungen10
zurück in die Einrichtung3
abgängig2
andere8

SchuSo — Schulsozialarbeit Tirol

Der Comic von dem Team SchuSo in einer Reihe aufgestellt

Im Herbst 2008 nahmen im Rahmen eines Pilotprojekts die ersten zwei SozialarbeiterInnen ihre Arbeit an den Imster Pflichtschulen auf – unter der Trägerschaft des Vereins Kinderschutz Tirol und finanziert durch das Land. Das Pilotprojekt wurde zunächst nur verlängert, 2010 dann aber auch schon zur fixen Institution und um eine Personalstelle erweitert.

Aus dem Verein Kinderschutz Tirol wurde die Tiroler Kinderschutz GmbH und die SchuSo – Schulsozialarbeit weiter ausgebaut bzw. im April 2012 in Jenbach und im Jänner 2013 in Innsbruck installiert.

Die Kosten für die Schulsozialarbeit an den Pflichtschulen teilen sich inzwischen das Land und der jeweilige Schulverband.

Die Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt Innsbruck Anichstraße ist seit September 2014 die einzige Bundesschule in Tirol, an der Schulsozialarbeit betrieben wird – finanziert durch Eigenmittel.

Zum Angebot der SchuSo zählen sozialarbeiterische Beratungen für SchülerInnen sowie deren LehrerInnen und Eltern bzw. Erziehungsberechtigte.

Die durchgeführten Evaluationen sowie die aktuelle Statistik* belegen, dass dieses niederschwellige Beratungsangebot sehr in Anspruch genommen wird. Die Beratungsthemen reichen von Konflikten im Klassenverband oder in der jeweiligen Peergroup über Mobbing und familiäre Probleme bis hin zu selbst verletzendem Verhalten, häuslicher und sexueller Gewalt. Häufig kommen die SchülerInnen auch bezüglich einer Rechtsauskunft oder Fragen zum Thema Sexualität auf die Schul­sozialarbeit zu.

* Übersichtstabelle Statistik des Schuljahres 2013/14

So manche Fragestellung erreicht die Schulsozialarbeit auch online, z.B. per M@il oder Facebook.

Auch der Lehrkörper nutzt das Beratungsangebot der „Externen“, wenn man sich beispielsweise um SchülerInnen oder Klassen sorgt. Auffälligkeiten und Probleme werden dann gemeinsam reflektiert und diesen nachgegangen.

Häufige Themen in den Beratungen mit Eltern und Erziehungsberechtigten sind Fragen zur Erziehung und/oder Schulmüdigkeit.

Oft hat die Schulsozialarbeit auch eine Drehscheibenfunktion, sodass die Zielgruppen an die zuständigen bzw. geeignetsten HelferInnen­(systeme) weitervermittelt werden.

Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich der Schulsozialarbeit ist die Präventionsarbeit in Form von Gruppenarbeiten und Projekten – so wird z.B. mit jeder Klasse mindestens zweimal pro Schuljahr zu Themen wie „Kinderrechte“, „sicher online?!?“, „safer sex?!?“, „Gewaltprävention“, „Jugendschutz“ und „Konsum“ gearbeitet. Die Themen werden altersgerecht aufgearbeitet und die SchülerInnen haben nach den Einheiten jederzeit die Möglichkeit, die SchuSo nochmals aufzusuchen und noch offene Fragen im Einzelsetting zu klären – dies garantiert die notwendige Nachhaltigkeit.

Die SchulsozialarbeiterInnen werden häufig von SchülerInnen, LehrerInnen und/oder Eltern bzw. Erziehungsberechtigten aus aktuellem Anlass in eine Klasse gebeten – bei diesen sogenannten Klasseninterventionen geht es dann oft um die Klassengemeinschaft, die Kommunikation bzw. den Umgang miteinander.

Schulsozialarbeit ist ein adäquates und zeitgerechtes (zusätzliches) HelferInnensystem am Lebensraum Schule – eine Entlastung für den Lehrkörper sowie die Kinder- und Jugendhilfe und auf Dauer kostensparend.

2015 soll die SchuSo – Schulsozialarbeit auch im Tiroler Unterland (Wörgl und Kufstein) sowie in Osttirol (Lienz und Nußdorf-Debant) starten.

Elf SchulsozialarbeiterInnen im Anstellungsausmaß von 16 bis 38 Wochenstunden an acht Schulstandorten – hauptsächlich Neue Mittelschulen, aber auch zwei Polytechnische Schulen und ein Sozialpädagogisches Zentrum.

SchuSo – Schulsozialarbeit
Auf- und Aubau:
Mag. (FH) Philipp Bechter

schulsozialarbeit@tsn.at
Tel. 0699 140 59 270
www.schulsozialarbeit-tirol.at

Statistik des Schuljahrs 2013/14

ImstJenbachInnsbruckTirol
Anzahl der Gesamtberatungen von SchülerInnen146241513453222
Anzahl von erreichten SchülerInnen4541604761090
Anzahl der Elternberatungen165131170466
Anzahl der Arbeit mit Klassen und Gruppen20428130362

Kinderschutz
Kindergruppen

Die Idee, Kindergruppen anzubieten ist aus dem Gedanken heraus entstanden, dass es im Falle von häuslicher Gewalt Hilfe und Unterstützung für Frauen im Gewaltschutzzentrum und für Männer im Verein Neustart gibt, Kinder aber bislang auf der Strecke blieben. Um diese Lücke zu schließen, wurden auf Initiative von Staatsanwältin Dr.in Erika Wander die Kinderschutz Kindergruppen ins Leben gerufen.

2011 fanden zwei Therapeutische Gruppen statt, im Jahr 2012 folgten eine weitere Therapeutische Gruppe und eine Soziale Gruppenarbeit mit Kindern. Im Jahr 2013 konnten wir ebenfalls eine Therapeutische Kindergruppe sowie eine Sozial–pädagogische Kindergruppe anbieten.

2014 wurden in Innsbruck zwei Sozialpädagogische Kindergruppen angeboten. In der ersten Gruppe – von Mai bis Juli 2014 – waren fünf Kinder (vier Buben und ein Mädchen) angemeldet, in der zweiten Gruppe – von November bis Februar 2014 – waren es vier Kinder (drei Buben und ein Mädchen). In Innsbruck finden die Kindergruppen in der Erziehungsberatung statt und wir bedanken uns für die Möglichkeit, die Räumlichkeiten der Erziehungsberatung Tirol für unsere Gruppen zu nutzen!

Eine große Freude ist es uns, dass wir durch die Unterstützung des Handl Tyrol Hilfsfond seit Juni 2014 die Kinderschutz Kindergruppen als zusätzliches Projekt im Kinderschutzzentrum Imst anbieten können.

In der ersten Gruppe – von Juli bis September 2014 – bot die Sozialpädagogische Kindergruppe Imst vier Kindern (zwei Buben und zwei Mädchen) einen Gruppenplatz. In der zweiten Gruppe – von September 2014 bis Februar 2015 – waren es ebenfalls vier Anmeldungen (zwei Buben und zwei Mädchen).

Überwiegend werden uns Kinder von der Kinder- und Jugendhilfe zugewiesen, und so bedanken wir uns sehr herzlich für die gute Zusammenarbeit und das große Interesse. In der letzten Zeit zeigt sich zudem, dass die Vernetzungsarbeit mit Schulen und BetreuungslehrerInnen ein wichtiger Bestandteil der Kinderschutzarbeit ist und vermehrt von Seiten der Schule das Kinderschutz Kindergruppenangebot betroffenen Kindern und deren Eltern weiterempfohlen wird.

Die Kinderschutz Kindergruppe

Die Gruppen werden für Mädchen und Buben von 6 bis 11 Jahren angeboten, die in ihrer Familie Gewalt erlebt haben oder ZeugInnen von häuslicher Gewalt geworden sind. Diese Kinder sind in einer mehrfach belasteten Situation. Sie können ihr Zuhause aufgrund der Ereignisse als keinen sicheren Ort erleben und werden dadurch in ihrer Entwicklung belastet. Darüber hinaus sind ihre primären Bezugspersonen aufgrund der eigenen Belastung nicht ausreichend in der Lage, ihre Funktion als Halt gebende Erwachsene den Kindern gegenüber zu erfüllen.

Aufgabe der Kinderschutz Kindergruppen ist es nun, den Kindern einen sicheren Rahmen zur Verfügung zu stellen, in dem sie die Möglichkeit haben, ihre Ängste, Unsicherheiten und Schwierigkeiten auszudrücken, Orientierung und Stärkung zu erfahren und Lösungsmöglichkeiten zu erproben. Die gemeinsame spielerische Bewältigung von Schwierigkeiten vermittelt ein Gefühl von Zugehörigkeit und der Möglichkeit von Hilfe. Gefühle von Ohnmacht und Ausgeliefert-Sein können spielerisch erlebt und verringert werden.

Das Gruppensetting bietet darüber hinaus die Möglichkeit, Empathie und Spiegelung durch die Gruppenmitglieder zu erfahren. Dabei steht besonders die Stabilisierung und Stärkung der Kinder im Vordergrund. Des Weiteren zielt das Angebot auf die Stärkung der Ressourcen und sozialen Kompetenzen ab.

Vor Beginn der Gruppe finden ein Gespräch mit den Bezugspersonen und ein Kennenlernen des Kindes statt, um die Situation in der Familie zu besprechen, einen Überblick zu erhalten und eventuelle spezifische Fragestellungen und Ziele zu erarbeiten.

In den folgenden 8 Gruppenterminen wird in einer Gruppe mit Gleichaltrigen auf spielerische Art und Weise (Rollenspiel, Kreatives Gestalten, Diskussion …) an folgenden Zielen gearbeitet:

  • Stabilisierung
  • Stärkung des Selbstbewusstsein, des Sozialverhaltens und der ­Ressourcen
  • Abklärung des Unterstützungs­bedarfs

In den Nachbesprechungen mit den Eltern wird eine Einschätzung abgegeben und die aus unserer Sicht notwendigen Schritte zur weiterführenden Unterstützung der Kinder besprochen und erarbeitet. Neben der Vermittlung in eine Einzeltherapie und Beratung im Sinne von familienunterstützenden Maßnahmen werden auch weiterführende Gruppenangebote empfohlen und in die Wege geleitet.

Die Kindergruppen sind für alle Kinder kostenlos.

Workshop zum Thema Gewaltprävention

Wie ich mir — so ich dir

Konzept — Präventionsworkshop

Ziel ist es, Kinder und Jugendliche dafür zu sensibilisieren: was will ich, darf ich, tu ich mit meinen Gefühlen, Geheimnissen, mit meinem Körper und mit denen anderer.

Was ist in Ordnung, was nicht – wo grenze ich mich ab? Wo kann ich Hilfe holen?

Zielgruppe: Mädchen und Buben im Alter von 4 bis 18 Jahren

Setting: Kleingruppen gestaffelt nach Alter (4 bis 7 Jahre alt, 8 bis 10 Jahre alt, 11 bis 14 Jahre alt, 15 und älter); die Gruppe wird im Verlauf des Workshops gesplittet in eine Mädchen- und eine Bubengruppe.

Maximal 6 Kinder.

Inhalt: Mit Bildern, Zeichnungen, Geschichten, Symbolen nähern wir uns den Themen

  • Gefühle (gute und schlechte),
  • Geheimnisse (gute und schlechte),
  • Körper (eigene und fremde Grenzen) und
  • wer hilft (ein Notfallkoffer).
  • Wir reden, lesen, spielen, zeichnen, basteln und bewegen uns, je nach dem, wie es die Gruppe braucht.

Ressourcen

  • 2 bis 3 MitarbeiterInnen aus dem Kinderschutzzentrum Lienz (je nach Gruppengröße, immer aber männlich und weiblich).
  • Workshops dauert 2,5 – 3 Stunden.
  • Arbeitsmaterial: Papier, Stifte, Kleber, Arbeitsblätter (Körpervorlage)
  • Pausenverpflegung

Interessierte Gruppen oder Einzelpersonen (wir fassen Einzelpersonen zu Gruppen zusammen) können sich bei uns melden. Wir vereinbaren gerne individuelle Termine.

Die Teilnahme ist kostenlos.

Mag.a Burgstaller Janette,
Mag.a Ebner Susanne, André Schmid, BA

Kinderschutzzentrum Lienz

Konzept:

Mag.a Susanne Ebner und
Mag.a Janette Burgstaller,
beide Kinderschutz­zentrum Lienz

Durchführung:

Mag.a Susanne Ebner,
Mag.a Janette Burgstaller und
Andrè Schmid, BA,
alle Kinderschutzzentrum Lienz

Im Mai und Juni haben 4 Workshops stattgefunden. Jeweils im Kinderschutzzentrum Lienz mit Janette Burgstaller, Susanne Ebner und Andrè Schmid:

1) 30.5.2014: 9.00 – 12.00 Uhr
(ohne Vor- und Nachbereitungszeit):
6 Kinder im Alter von 4 bis 7 Jahren

2) 30.5.2014 14.00 – 17.00 Uhr
(ohne Vor- und Nachbereitungszeit):
5 Kinder im Alter von 4 bis 7 Jahren

3) 20.6.2014 9.00 – 12.00
(ohne Vor- und Nachbereitungszeit):
5 Kinder im Alter von 10 Jahren

4) 20.6.2014 14.00 – 17.00
(ohne Vor- und Nachbereitungszeit):
7 Kinder im Alter von 11 bis 13 Jahren.

Unsere Einrichtungen

Tiroler Kinderschutz GmbH

Museumstraße 11, 2. Stock
6020 Innsbruck

Kinderschutzzentrum Innsbruck

Museumstraße 11, 2. Stock
6020 Innsbruck
Telefon: 0512 583 757
Fax: 0512 552 358-15
Email: innsbruck@kinderschutz-tirol.at
www.kinderschutz-tirol.at

Kinderschutzzentrum Lienz

Amlacherstraße 2
9900 Lienz
Telefon: 04852 714 40
Fax: 04852 71138
Email: lienz@kinderschutz-tirol.at
www.kinderschutz-tirol.at

Kinderschutz Imst

Stadtplatz 8, 6064 Imst
Telefon und Fax: 05412 634 05
Email: imst@kinderschutz-tirol.at
www.kinderschutz-tirol.at

Turntable Kriseneinrichtung
für ­Kinder und Jugendliche

Feldgasse 28 · 6330 Kufstein
Telefon 05372 203 20
Email: info@turntable-kufstein.at
www.turntable-kufstein.at

Kinderschutz Wörgl

Bahnhofstrasse 53
6300 Wörgl
Telefon und Fax: 05332 721 48
Email: woergl@kinderschutz-tirol.at
www.kinderschutz-tirol.at

Kinderschutz Kindergruppen

Museumstraße 11, 6020 Innsbruck,
Telefon 0512/58 37 57
Fax 0512/55 23 58-15

Schulsozialarbeit Imst

Schulsozialarbeit Imst Unterstadt
Hinterseberweg 5, 6460 Imst
E-Mail: schuso.imst@tsn.at
Tel: 0699 140 59 280
Tel: 0699 140 59 240

Olympisches Dorf

Kajetan-Sweth-Straße 14,
6020 Innsbruck
E-Mail: schuso.odorf@tsn.at
Tel: 0664 883 445 29
Tel: 0664 883 445 30

Schulsozialarbeit Imst Oberstadt

Franz Xaver Rennstraße 18,
6460 Imst
E-Mail: schuso.imst@tsn.at
Tel: 0699 140 592 90
Tel: 0699 140 592 40

Hötting

Fürstenweg 13,
6020 Innsbruck
E-Mail: schuso.hoetting@tsn.at
Tel: 0664 883 445 27
Tel: 0664 883 445 26

Schulsozialarbeit Jenbach

Josef-Sattler-Straße 1,
6200 Jenbach
E-Mail: schuso.jenbach@tsn.at
Tel: 0664 808 374 061
Tel: 0664 808 374 062

Reichenau

Burghard-Breitner-Straße 20 – 22,
6020 Innsbruck
E-Mail: schuso.reichenau@tsn.at
Tel: 0664 883 445 28
Tel: 0664 883 445 3

Schulsozialarbeit Innsbruck
Hötting-West

Viktor-Franz-Hess-Straße 9,
6020 Innsbruck
E-Mail: schuso@nms-hoettingwest.tsn.at
Tel. 0664 883 445 27
Tel. 0664 883 445 26

Höhere Technische Bundes- Lehr- und Versuchsanstalt Innsbruck

Anichstraße 26-28,
6020 Innsbruck
E-Mail: kumar@htlinn.ac.at
Tel: 0680 333 13 87